Dienstag, 13. November 2012

Würd'st aufmachen?

02:18 zeigt das Display meines Telefons wie ich mit verschlafenen Augen darauf guck, nachdem ich mich erfolgreich danach durchgetastet habe. Schon wieder poltert es an meiner dünnen Hotelzimmer Tür. Und wenn ich sag poltern, dann mein ich poltern, Samichlaus wäre stolz auf einen solchen Schlag wenn er am 6. Dezember bei Dir an die Tür klopft.

Meine erste Nacht in Kolumbien. Eine Millionen-Stadt, Cartagena, ein mittelprächtiges Hotel am Rande der Altstadt. Und wieder poltert es an der Türe, noch hab ich mich nicht zu erkennen gegeben, lege mich im dunklen Zimmer auf den Boden um unter dem Türspalt durchzuspähen; wie viele Paare von Füssen kann ich erspähen?  -  Bumbumbum!  -  Es poltert erneut. Meine Gedanken schwirren um eine mögliche "Waffe" zur eventuellen Selbstverteidigung. Ein Plastik-Kleiderbügel taugt wenig, soll ich ihm im Notfall mit dem Laptop einen um die Ohren hauen, ganz so wie Oma dem Opa mit der Bratpfanne wenn er zu spät heimkommt?  "ello!" sagt eine männliche Stimme mit unverkennbarem Latino-Akzent. 

Würdest Du aufmachen? Ich meine Kolumbien! Deine erste Nacht, ein mittelprächtiges Hotel in einer Millionen-Stadt - Was machst Du?

"Si, que es?" sage ich durch die verschlossene Tür, "ja, was gibts?" - "Deine Tasche ist angekommen" - "Oh, wie gut, un momento". Wie würdest Du schlafen, wenn Du die erste Nacht in Kolumbien im Hotel pennst und Dein Koffer noch irgendwo zwischen Mexico und Kolumbien unterwegs ist? Genau. Sag nichts. FKK so zu sagen. Ich muss mir was anziehen. Der poltert schon wieder "Mach auf!" Das mach ich dann auch. Und...

...tatsächlich, da steht ein schmächtiges Bürschchen in Hotel Uniform, dass der überhaupt so klopfen kann, vor seinen Füssen meine grosse, schwarze Tasche. Lost Bagagge, sagt ein Kartonanhänger am Griff, Priority - Priority - Priority - ein Kleber der um die Tasche gewickelt ist, RUSH eine rot-weiss gestreifte grosse Papier-Etikette. 

"Un momento" ich wieder. Shit, ich hab noch kein kolumbianisches Kleingeld, ich ertaste mir einen Dollar Schein in meinem verschwitzten Hemdentäschchen. Unterdessen schiebt der Bursche die Tasche mit den Füssen in mein Zimmer. Ich bedanke mich und reiche ihm den zusammengerollten Schein. "Gute Nacht" -  "Gute Nacht, vielen Dank" und er schlarpt den Gang entlang davon. Ich verschliesse die Türe wieder mit den zwei Schlössern und dem Riegel. 

Freust Du Dich denn überhaupt nicht? Frag ich mich selbst, wie ich mich totkaputt wieder ins Bett leg, immerhin hab ich mich doch schon mit dem Gedanken anzufreunden begonnen meine Sachen nie wieder zu sehen. Doch, doch ich freue mich... sind meine letzten Gedanken, ich verfalle in tiefen Schlaf. 

Cartagena vor meinem Hotel by Night

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