Mittwoch, 31. Dezember 2014

Grimaldi Tag 5: Ein Tiger und Schnee im Südatlantik

21. November 2014: Hab ich nun den Tag vor dem Abend gerühmt? Wie ich schrieb mir würde hier sicher nicht langweilig? Nein, nein. Langweilig, ganz ehrlich, das ist etwas was ich eigentlich gar nicht kenne. Ich habe auf dieser Reise schon ein paar Mal darüber nachgegrübelt und ich kann mich nicht erinnern, wann mir zum letzten Mal langweilig gewesen wäre. O.k., da sagst Du natürlich, der Vollgas-Job, dann nur Reisen und Erleben und alles wie soll dem denn da langweilig werden. Und ja, ein bisschen recht hast da natürlich auch. Aber jetzt, ja doch auch schon über vier Jahre ohne eigentliche Arbeit, ohne ordentlichen Job wie es sich gehören würde.


Aber heute, heute ist es eben trübe grau und gelegentlich nieselt es aus den tiefhängenden Wolken ein wenig. Wir haben den Rio de la Plata verlassen und schippern jetzt auf den wunderschön tiefblauen, kurzen Wellen des Südatlantiks. Noch können wir durch den nebligen Dunst die Küste Uruguays erkennen. Ein grosses, grünes Containerschiff nähert sich über Stunden ganz langsam mit beinahe dem selben Kurs, erst am Nachmittag irgendwann zieht es während fast einer Stunde ganz langsam an uns vorbei und hat offensichtlich einen Kurs näher der Küste entlang gewählt.


Wir verbringen den Tag mit Lesen, ein bisschen Schlafen, Essen und  einer guten Stunde im Fitnessraum. Bis wir um 18:00 Uhr zum Abendessen antreten kann man kein Land mehr sehen. Es bläst ein heftiger Wind an Deck. Wir plaudern nach dem Abendessen noch eine halbe Stunde mit Domenico unserem Stuart und dem Koch Francesco. Zurück in der Kabine schauen wir uns auf Ursi’s Computer „El Tigre ela neve“ an. Ein wunderbarer Film mit meinem liebsten italienischen Schauspieler, Roberto Benigni und wie bereits in Down by Law, spielt auch der grossartige Musiker Tom Waits mit.  – Guet Nacht! - Un

Montag, 29. Dezember 2014

Grimaldi Tag 4: Flugsaurier, Hallwilersee und Dalai Lama Weisheiten


20. November 2014: Gestern beim Frühstück hat der Kapitän ein bisschen mit uns geplaudert. Der kleine Mann spricht fliessend Französisch, Englisch, natürlich Italienisch und es würde mich nicht erstaunen, wenn er auch ein bisschen Deutsch verstehen würde ohne es preiszugeben. Für 8:00 Uhr ist die Abfahrt geplant, hörten wir eben gestern von ihm.

Nach dem Frühstück gehen wir hoch auf Deck, alles ist ruhig, doch noch liegt die grosse, gelbe Rampe auf dem Pier auf. Ursi und ich plaudern mit Gerhard, dem Steyr Piloten. Irgendwann lass ich die beiden an der Reling, in ihr Gespräch vertieft, stehen und geh nach hinten schauen. Gerade richtig um zu beobachten wie sich die tonnenschwere Rampe langsam, in einer der grossen Masse respektlosen Leichtigkeit, zusammenfaltet und mit einem dumpfen Klack an das Schiff hakt. Das Pfeifen der elektrischen Hydraulikmotoren verstummt sofort. Ein Schlepper nähert sich von hinten und ein kleines oranges Boot setzt je einen Mann auf den Betonplattformen ab, auf denen die Grande Francia vertäut ist. Der Schlepper stabilisiert das grosse Schiff von hinten während die Taue seitlich und vorne gelöst werden. Erstaunlich schnell bewegt sich das mächtige Schiff vom Pier weg, die hydraulischen Motoren drehen blitzschnell hoch und die Taue werden eingezogen. Der Schlepper zieht noch eine ganze Weile stabilisierend am Schiff nach hinten während die Bugstrahler vorne schmutziges Wasser aufwirbeln. Kaum eine halbe Stunde später gleitet das Schiff unter der grossen Brücke durch und wir lassen das argentinische Industriegebiet wieder an uns vorbeiziehen.

Eigenartig, wenn Du auf der einen Seite des Schiffes stehst und hinunter aufs Land blickst, wähnst Du Dich im besagten Wirtschaftsgeographie Buch meiner Handelsschulzeit, mitten im Ruhrgebiet der 60er Jahre. Es raucht, qualmt, stinkt und dampft. Marschierst Du quer übers Deck 13 und schaust auf der anderen Seite runter, könntest Du Dich in einem National Geographic Movie glauben. Wilde Bambus-Wälder, Mangroven, scheinbar endlose Sumpfgebiete übersäht mit schwimmenden Pflanzen, bis hin zum braunen reissenden Fluss trotzt die zum Teil schwimmende Vegetation der Strömung.

Es ist bedeckt und dunstig, fast glauben Ursi und ich, das Petrus uns schon mal ein bisschen auf den schweizerischen Hochnebel trainieren will. Doch die Sonne behauptet sich beinahe und drückt immer mal wieder durch. Der Wind ist nur mässig und ohne das konstante Runterbrennen der frühsommerlichen Südhemisphären Sonne ist es gemütlich draussen zu sitzen. Lesen – auf Deck rumspazieren – in die Landschaft raus gucken – Schiffe beobachten – kurz mit Crew oder Passagieren ein Wort wechseln – wieder lesen – Essen – noch mehr essen – wieder lesen, wieder gucken, wieder plaudern… Ich muss sagen, mir gefällt diese, von vielen als langweilig beschriebene, Schifffahrt schon jetzt.

Ein riesiges Krokodil schwimmt kaum sichtbar flussaufwärts, in den Bambus Büschen wackelt es so, wie es nur kann wenn ein mächtiges Tier sich darin bewegt, über den Wipfeln der Bäume braust ein Flugsaurier mit länglichem Kopf und grimmiger Visage daher. Meine Phantasie entgleitet in meinen ganz eigenen Jurassic-Park, wenn mein Augen über das der ganzen Industrie gegenüberliegende, grüne Sumpfland schweifen.



Nachmittags treiben wir eine Stunde Sport im Fitnessraum. Da kann ich meine Phantasie schon wieder beflügeln, die prächtige Landschaft um den aargauischen Hallwilersee stell ich mir vor, während ich auf der Rudermaschine an die öde Wand glotze. Am Hallwilersee fuhr ich als Teenager of mit meinem Vater Kanu un noch früher hatte ich als Kind in den Schulferien mit meinem grösseren Bruder Stef gefischt. Wir zogen früh morgens los. Meine gelb-blaue Fischerrute liess sich nicht zusammenklappen und war am Stück. Mein Vater hatte sie mir einst im Tessin gekauft, nach dem ich als jüngster der vier Kinder immer nur mit einem an einem Haselstecken angebundenen Handfischzeugs gefischt hatte. Ich war unendlich stolz auf meine kleine gelbe Rute, nur eben die liess sich so schlecht auf dem Velo transportieren. Ich musste sie immer mit ein paar Schnüren entlang der Längsstange des Fahrrades befestigen. Stefan und ich brachen in unserem Dorf noch im Dunkeln auf und schon die Fahrt vom Wynen- ins Seetal war ein Erlebnis für sich. Die kurze Fahrt das Tal runter ins Nachbardorf war für eine ganze Weile die einzige Talfahrt. Dann kämpften wir uns hoch nach Dürrenäsch und erst dann ging‘s wieder talwärts. Eine kleine Strasse führte durch Felder und Wiesen, heute ist dort längst Fahrverbot. Damals führte uns dieser Weg direkt vorbei an einer mittelalterlichen Mühle mit Wasserrad zum Schloss Hallwil. Von dort wurde es immer ein bisschen kribbelig weil der Uferweg vom Schloss entlang dem Aabach bis zum Schiffsteg Seengen eigentlich Fahrverbot, selbst für Fahrräder, gewesen wäre. Aber ausser ganz selten einem frühen Hündeler der seinen Bello gassi führte, gab es da keine Menschen die uns das Fahren verderben konnten. Und wenn doch jemand komisch dreinschaute, traten wir einfach ganz heftig in die Pedale und bevor wir irgendwas verstehen konnten von dem was die Leute sagten waren wir schon weg. Witzig, jetzt sitz ich an dieser knirschenden und quietschenden, italienischen Rudermaschine und denke an die Tage an denen ich mit Stef am Hallwilersee gefischt hatte. Oder eigentlich bin ich erst auf dem Umweg dazu gekommen, da ich mir das Rudern auf eben diesem See vorstelle, statt die nackte Wand anzustarren. Die umliegenden Dörfer mit ihren Kirchtürmen die nie ganz genau miteinander die Stunden schlugen. Das kräftige Grün der Felder und Wälder, das leuchtende Gelb der Rapsfelder und das Gold des Korns im Herbst. So fällt es mir grad viel einfacher, das Rudern. Sonst ist es ein bisschen schwierig sich im dusteren, fensterlosen Raum zu motivieren.


In der dunstgefilterten Abendsonne gönnen Ursi und ich uns einen Apéro, draussen auf Deck. Schon bald gibt es wieder Abendessen. Wir plaudern mit den anderen Gästen, hören Olivier zu, der ohne seine Familie diese Reise gemacht hat und sehr mitteilungsbedürftig scheint. Zuhören ist schliesslich der wichtigste Teil einer Unterhaltung. „Wenn Du redest erzählst Du Dinge die Du schon weisst – wenn Du zuhörst kannst Du wo möglich etwas ganz neues lernen“ soll der Dalai-Lama mal gesagt haben.   


Grimaldi Tag 3: Zarate - Reinrausreinraus...

19. November 2014   …als der Wecker mich aus dem Traum reisst. Frühstück, Kaffee, eine erfrischende Dusche das muss es sein was ich gesucht habe, ist mein erster verschlafener Gedanke. Der Traum, gestern Nacht, weisst noch?


Ein stetes Reinraus-Reinraus am 3. Tag

Ein Blick aus dem Kabinenfenster verrät den Wetterwechsel. War es gestern Abend noch schwül warm, so landen jetzt die Regentropfen vom Wind getrieben lautlos auf der dicken Kabinenscheibe. Die leichten kaum spürbaren Vibrationen der Hilfsmotoren lassen die Tröpfchen unmittelbar nach der Landung auf dem Glas nervös zittern, sich mit zwei, drei Kumpanen zusammenzuschliessen um gemeinsam der Scheibe entlang runter zu sausen und sich auf dem Messingrahmen mit wieder solchen Tropfen zu Teams und zu kleinen Bächlein zu vereinen.


Drinnen bei Regen
Auf Deck haben sich grosse Pfützen gebildet. Es regnet nur kurz heftig, lässt sich aber dann fast den ganzen Tag auf ein leichtes Regnen ein. Gelegentlich, wenn die Sonne sich durch das Grau zu behaupten versucht, mach ich mich auf rauf Deck um dem Treiben der Be- und Entladung zu zuschauen. Auf einem Platz der gestern noch leer stand stehen heute eine Menge neuer Audis in Reih und Glied, die Audis sind alle über Motorhaube und Dach und am oberen Teil der Türen und Seiten mit weissem Plastik verklebt, was ihnen unabhängig ihrer Farbe eine eigenartige Einigkeit verleiht und es schwierig macht die verschiedenen Modelle und Typen zu erkennen. Ein einziger mächtiger Q7 und ein weisses A4 Cabrio stechen aus der Masse der A1, A3 und Q3’s die kaum zu unterscheiden sind heraus. An die Audis reihen sich einige millimetergenau auflinierte Ford Transit Busse, alle weiss mit tiefschwarz getönten Seitenscheiben.


Arbeiten an Deck im Nieselregen
Die Autos müssen über Nacht aus dem Grande Francia Bauch gerollt sein. Auch die Schlange der gau-grünen Drescher ist viel länger geworden als sie noch gestern Nacht war. Vorne auf dem offenen Deck werden Container umgelagert, oder hochgefahren und von einem grossen roten Container Stapler gepackt und aufeinander geschichtet. Alles scheint relativ geruhsam und ohne viel Hektik abzulaufen. Auf- und Abladen passieren parallel und es wird immer mal wieder was rausgekarrt während eine endlos scheinende Reihe von Fiats und VW Pick-Ups in grossen Abständen ins Schiff rollt.



Eigenartig, obwohl ich hier an Board nicht wirklich was zu tun habe, vergehen die Stunden seltsam schnell. Schon ist wieder Zeit zum Essen, diesem feinen mehrgängigen italienischen Menu. Während sich die anderen Passagiere bei jedem Essen über die Reichlichkeit desselben auslassen und erstaunlicherweise doch immer fast jeden Gang mit- und aufessen, geniesse ich es einfach. Auf die Linie gucken kann ich dann daheim wieder. Gelegentlich gibt mir das ständig gleiche Thema schon fast ein bisschen auf den Sack. Der eine erzählt, dass er daheim kaum Fleisch esse, während er sich ein Stück Kalbs-Blätzli in den Mund stopft, erklärt er wie wenig der Körper Fleisch brauche und überhaupt. Eben, das Essen ist wirklich gut und ebenso reichlich wie gut.

Der Nachmittag verläuft wenig anders als der Vormittag, ausser dass wir uns noch ein bisschen im bordeigenen „Fitness-Raum“ versuchen. Ein Stepper, ein Laufband, eine Sprossenwand, eine Rudermaschine und ein Velo kreisen einen in der Mitte stehenden Tischtennis-Tisch ein. Na das ist doch schon mal gar nicht schlecht denke ich. Ursi stellt sich aufs Laufband und sprintet los, ich setzte mich auf die Rudermaschine, die quietschend und kreischend mehr oder weniger funktioniert. Mattieu und Gwen, die Land Rover Crew aus der Normandie gesellen sich alsbald zu uns, nach ein bisschen Ping-Pong stellt sich Gwen auf den Stepper und Mattieu versucht sich an den Gewichten. Ein eigenartiges Quietsch- und Klapperkonzert wird von den verlotterten Sportgeräten gekreischt. Aber ohnehin bin ich der einzige der das wahrzunehmen scheint. Alle anderen haben ihre iPod Zäpfchen in den Ohren. Einen wunderbaren blauen See stell ich mir vor, mit Bäumen und gelben Rapsfeldern während ich der grauen Wand im fensterlosen Raum entgegen rudere. Der Wechsel aufs Velo ist von kurzer Freude. Eine kleine Öllache unter dem Hometrainer lässt schon erahnen, dass da was nicht zum Besten steht mit der Maschine. Bei jeder Umdrehung der Pedale scheinen diese kurz vor dem oberen Totpunkt zu klemmen, ich drück ein bisschen an den Programmen rum, kaum eine Veränderung. Wie ich den Strom ganz abhänge geht es besser aber halt praktisch ohne Wiederstand. Sozusagen den Wind im Rücken. Nach dem Wiederanschliessen geht alles gut für fünf Umdrehungen oder so. Ein bisschen wenig um fit zu werden, oder was denkst Du? Ich wär ja nicht ein alter Mech, wenn ich nicht versuchen würde das Ding in Gang zu bringen. Bewaffnet mit dem Schweizer-Sackmesser kehre ich wieder zurück in den Fitnessraum, nur um festzustellen, dass die Gehäuseschrauben dermassen tief im Gehäuse versenkt sind, dass der Sackmesserschraubenzieher nie und nimmer bis zur Begrüssung der Schräubchen vorstossen kann. Ich häng den Strom nochmals ab und tret‘ halt mal ein bisschen in die Pedale bis sich das ganze Ding so verharzt, dass ich keine Umdrehung mehr hinkriege. Ein bisschen Übungen mit den Gewichten und gut ist für heute.

Der Regen hat nachgelassen und auch wenn mir scheint ich hätte eben erst zu Mittag bekommen, ist schon bald wieder Zeit fürs Abendessen. Nach der Dusche genehmige ich mir ein Bierchen zum Apero und schaue dem Treiben unten auf der Rampe zu. Zwischen den vielen Fiat und VW’s rollen jetzt auch ein halbes Dutzend Audis verschiedener Modelle an, zweien geht noch bevor sie auf dem Schiff sind der Sprit aus. Die leeren da wohl nach der Produktion nur einen Fingerhut voll Treibstoff rein. Die Hafenfahrer stehen neben den neuen weiss verklebten Autos und warten, rauchend und gelangweilt, bis ein Pick-Up Truck mit einem Tank auf der Ladefläche anbraust, der Fahrer steigt aus, schüttelt Händchen und nach ein bisschen plaudern pumpt er ein paar Schlucke Treibstoff in eine schmutzige rote Giesskanne. Nach langem gemeinsamen rumsuchen und rumdrücken springt der Tankdeckel endlich auf. Die Kanne ergiesst sich in den Tank. Des Audis Herz erwacht zu neuem kurzem Leben. Beim nächsten Wagen weiss der Betanker schon wie er den Tankdeckel öffnen muss. Das ist gut, so bleibt ein bisschen mehr Zeit mit dem Fahrer zu plaudern. Die letzten zwei Audis stehen noch auf der Rampe, da kommen die ersten schon wieder raus und nach und nach rollen alle sechs wieder vom Dampfer, da ist wohl was schief gelaufen mit der Logistik.


Nach dem Abendessen werden viele rechtsgelenkte VW Pick-Ups aufgeladen, ich vermute die werden an Bord bleiben, bis das Schiff in Tilbury in England anlegt. Oder werden die gar irgendwo wieder abgeladen und von einem anderen Schiff nach Indien, Australien oder sonst in eines der Länder geschippert wo man noch immer dem Fahren auf der verkehrten Seite frönt? Ich bleibe an Deck bis sich die Sonne hinter den imposanten riesigen Parkflächen der Neuwagen verdrückt. Zeit auch für mich, mich zu verdrücken, in meine Koje. 


Maschinen und Fahrzeuge die mit der Grande Francia nach Argentinien kamen. 


Fleissiges Arbeiten auf dem Cargo Deck.


Riesige Maschinen stellen die Grössen an Bord ins richtige Licht


Die Sonne setzt versinkt am Horizont von Zarate, hunderte von Fiats und VWs sind aufgeladen, Landmaschinen und Audis kamen von Bord.


Samstag, 27. Dezember 2014

Grimaldi Tag 2: Pfiffige Lehrerinnen - Rauchende Kamine

Unterwegs auf dem Mar de la Plata
18. November 2014. Der Wecker geht pünktlich, denn um 7:30 Uhr heisst es zum Frühstück antreten. Ich lege das eingeschaltete Garmin GPS ans Fenster und sehe, dass wir eben die Grenze zwischen Uruguay und Argentinien überfahren haben. Ohne das geringste Zutun hat das Garmin die Zeitzone geändert. Ja sind wir jetzt eine Stunde zu früh? Ist jetzt erst 6: 30 und nicht bereits Frühstückszeit? In der Offiziersmesse, also nicht dass ich jetzt bereits bei der Grimaldi befördert wurde, aber das ist da, wo auch die Passagiere speisen dürfen, löst sich das Rätsel. Keine Zeitverschiebung. Alle anderen Passagiere sitzen schon brav und artig bei Kaffee und frischen Brötchen.



Einer kommt
Einer geht
Unser erster richtiger Tag an Board verläuft geruhsam. In jeder Hinsicht: Kein Kotzen, kein Schaukeln, kein Garnichts. Nur das sonore Summen der Motoren und die Stolperschwellen in den Türen lassen Dich überhaupt wissen, dass Du an Bord eines Hochseefrachters bist. Prächtiges Wetter begleitet uns den ganzen weg. Während wir mit knapp 17 Knoten den Rio de la Plata hochfahren, können wir schon bald die Skyline von Buenos Aires im Süden ausmachen. Mit grosser Geschwindigkeit nähert sich ein roter kleiner Katamaran, die grosse Aufschrift lässt keinen Zweifel Pilots, der eine Lotse steigt über ein paar Stufen hinauf und verschwindet in einem Loch im Schiffsrumpf, während wenige Minuten später ein anderer das Schiff verlässt. Ordentlich viel Frachtschiffverkehr hat es und viele Schiffe scheinen vor der argentinischen Hauptstadt vor Anker zu liegen. Ich wechsle ein paar Worte mit einem Philippino der an Deck erscheint um eine Zigi zu rauchen. Er meint, wir würden womöglich bis 3 Tage ankern, bevor wir in Zarate anlegen könnten. Aber wissen tue er das auch nicht genau.


Eigenartig sowas, da reist Du auf einem Schiff und die Zeit vergeht wie im Flug. Und wenn Du auf einem dieser dreizehn, vierzehnstündigen Langstrecken-Flüge hockst, glaubst Du die Zeit läuft so langsam wie auf einem Ozeandampfer. Komisch, nicht? Egal, jedenfalls sind wir schon bald wieder bei einem Tageshöhepunkt angelangt, dem Mittagessen. Wir fragen uns, was für heikle Menschen das wohl waren, die wir unterwegs getroffen haben, die sich über die Küche auf den Grimaldi Schiffen beschwert haben. Vielleicht haben wir auch einfach Glück. Unser Koch Francesco jedenfalls zaubert wieder leckere vier Gänge auf den Tisch. Dazu gibt’s immer ein kleines Fläschchen Wein für jeden der mag. Domenico, der Stuart kann nicht verstehen, dass einige den Wein nicht wollen „…ist doch alles schon bezahlt…“
 
Nach dem Essen verlässt die Grande Francia den Rio de la Plata und steuert in die Flussmündung des Rio Paraná. Irgendwie erscheint es ein bisschen eng hier für unsere 214 Meter und die entsprechende Breite von 34 solchen. Auch wenn von hier oben vom Deck 13 alles sehr überschaubar ist, so lässt sich nicht bestreiten, dass die Mehrheit von was man sieht Sumpf- und Waldgebiet ist. Interessant, wir kreuzen im Viertelstundentakt ebenso grosse Meereskreuzer, überholen den einen oder lassen den anderen passieren, dazu kommen noch die typischen Fluss-Schiffe die meist hilflos überladen scheinen. Erstaunlich all das auf einem Fluss. Eine spannende Fahrt. Logisch, ich verbringe den ganzen Nachmittag an Deck. Zu spannend für mich, die ganze Sache. Kennst Du das Gefühl, wenn Du manchmal gar nicht weisst, ob Du links, rechts, vorne oder hinten gucken sollst. 

Und ich mein jetzt nicht, mein lieber Blog-Leser, wenn Du im Sommer an Rio’s Copacabana spazieren gehst! So ist das für mich an diesem Nachmittag. Nach kleinen Fischerhäusern und der einen oder anderen Lodge, allesamt nur per Schiff erreichbar, beginnt sich nach und nach eine Industriezone zu zeigen. Ein, zwei Schiff-Friedhöfe (wie schreibt man denn das wieder richtig nach der neuen deutschen Rechtschreibung, drei „f“, mmmhh?), dann wieder viel Grün, einige Seitenkanäle die zum Teil schon wieder zugewachsen scheinen, immer mal wieder eine ärmliche Hütte, da und dort Kinder am Planschen im sandbraunen Wasser oder Männer am Fischen. 

Dann folgt ein minutiös abgeholztes riesen Gebiet mit hohem Zaun und einer Strasse aussen und innen am Zaun. Es erinnert mich an meine frühere Arbeit am Flughafen. Eine Grosszahl weisser Tanks jeder mit einer schwarzen Treppe die sich der Seite entlang windet steigen aus dem kräftigen grün, kurz geschoren wie die Frisur eines US Marines. Am Dock liegt ein riesiges belgisches Schiff. In seinem stechenden Orange, weiss und grau steht es im Vergleich zu den Kreuzern unter der Flagge von Panama, Malta oder den Bahamas die uns begegnet sind, aus als wär es auf der Jungfernfahrt, so neu und frisch. Weitere Tank Lager folgen, einige erst im Bau andere schon wieder im rostigen Ruhestand. Eine gelbliche Smogwolke am Horizont kündigt schon das Industrie Gebiet vor und um Zarate an und die letzte Stunde fahren wir entlang von Kohlelagern, Raffinerien und Eisenhütten. Ein ernüchternder Anblick für jemanden wie mich, ein Schweizer, die wir derartige Schwerindustrie nur noch aus dem Wirtschaftsgeographie-Buch kennen.

Genau dahin wandern meine Gedanken, die Samstage und Abende die ich mir nach den harten Tagen und Wochen als Lastwagen Mechaniker in der Handelsschule um die Ohren schlug. Unsere Wirtschaftsgeographie Lehrerin war eine pfiffige, junge, kleine, prall-kurvige Frau. Wie ich da so zum Gebrumme der Grimaldi Dieselmaschinen den metallenen Geruch der Schwerindustrie einatme und in Gedanken viele Jahre zurück geworfen bin, frage ich mich, ob Wirtschaftsgeographie gar ihretwegen mein Lieblingsfach war. Jedenfalls schloss ich weder in Französisch noch in Buchhaltung mit einer 5-6 ab, in Wirtschaftsgeographie aber schon. Wieviel hat das denn wirklich mit der Lehrerin zu tun, der Abschluss, frag ich mich jetzt wie wir an einer Stahlrohr-Fabrik vorbei schippern. Könnt ja eigentlich schon sein, dass es mehr damit auf sich hat als wir wahr haben wollen. Mein Buchhaltungslehrer zum Beispiel der Tat dem Fach alle Ehre, das war so ein kleiner zwar immer sehr korrekt freundlicher Mann. Die Hosen immer ein bisschen zu kurz, so dass man selbst im Gehen seine bieder englisch-gemusterten Socken erspähen konnte. Sein Haar noch reichlich und ebenso reichlich schon ergraut. Meist trug er karierte Hemden, manchmal eine unifarbene Krawatte und einen gestrickten Pullunder der sich, farblich weder mit Krawatte, Hemd noch Hose besonders gut vertrug. In Buchhaltung schloss ich mit einem Viereinhalber oder so was ab. Also doch? – Egal. Auf jeden Fall erinnere ich mich wie wir diesen rauchenden Kaminen entlang fahren, wie ich die Rohre sehe wo in luftiger Höhe Gas abgefackelt wird, die Caterpilars an denen kein farbiges Teil mehr zu sehen ist vor lauter Kohlestaub, eben an diese Wirtschaftsgeographiestunden und die Diashows und kurzen Filme mit denen besagte Lehrerin uns den Unterricht versüsste. Ob sie immer noch Lehrerin ist, ob sie immer noch diesen Drive drauf hat der die Studentinnen und Studenten so mitriss?

Ein kurzes Signal aus dem Schiffshorn reisst mich aus den Gedanken an kleine kurvige Lehrerinnen und spannende Schulstunden. Der Kapitän lotst das riesen Schiff souverän durch ein riesiges S im Rio. Vor uns spannt sich eine eindrücklich Hängebrücke in atemberaubender Höhe über den Fluss. 18:00, Zeit fürs Abendessen. Komisch, ich hab nichts gemacht, viel zu viel zu Mittag gegessen und doch einen freudigen Hunger im Magen.

Nach dem Abendessen verfolgen wir von Deck 13 die Prozedur, wie der riesige Kahn sanft und gut kontrolliert am Pier anlegt. Kurz darauf entfaltet sich die mächtige, gelbe Rampe und als erster marschiert der Lotse von Bord. Sein Tag ist gelaufen. Er schüttelt zwei, drei Hände und verschwindet hinter den getönten Scheiben eins VWs der noch bevor die Türe ganz geschlossen ist fahrt annimmt und davon braust. Eine ganze Zeit läuft nicht viel. Wohl müssen zuerst Zollformalitäten erledigt werden, bevor die ersten Mähdrescher in der Abenddämmerung von Bord gefahren werden. Während wir uns in die Koje hauen wird die ganze Nacht über weiter gearbeitet. Ursi holt ihren Mac hervor und wir gucken uns bei einem Schlummi-Bierchen den rührenden Film „Intouchables“ auf dem Computer an. Kurz darauf summen uns die Hilfsmotoren in den Schlaf. In meinen Träumen geht es weder um kurvige Lehrerinnen noch um bünzlige Buchhalter. Ich muss irgendwo durch einen Wald marschieren, der endlos scheint und je weiter ich komm umso mehr Menschen wandern in dieselbe Richtung, alle scheinen was zu suchen, so auch ich, ich frage eine Frau was sie sucht, sie sagt sie hätte keine Zeit zu antworten sie müsse weitersuchen, alle gehen wir in dieselbe Richtung…


Fluss Kähne...


...und Hochseefrachter treffen sich in Zarate.


Die Sonne geht über dem Autolagrer in Zarate unter...


...während an Deck in die Nacht hinein gearbeitet wird.

Mittwoch, 24. Dezember 2014

Das Grimaldi Tagebuch: Erster Tag, Wartä - Secklä!

Na also, das ist doch allerhand, als hättest Du nicht genug um die Ohren an diesem Heilig Abend, kommt auch jetzt endlich wieder Bewegung in den blue truck blog. Eine neue Serie, das Grimaldi Tagebuch: Ich nehme Dich mit an Bord eines 214 Meter langen und 34 Meter breiten Frachtschiffes der italienischen Grimaldi Reederei. Mit diesem Schiff ging es nämlich ganz gemütlich und während über vier Wochen von Uruguay in Südamerika, via Afrika zurück nach Europa. Interessiert es Dich, wie das Leben an Bord eines Frachtschiffes so abläuft, was in Dakar, Senegals grösstem Hafen so passiert, was gibt's zu Essen, wie sehr schaukelt es? All dies und noch vielmehr erfährst Du, wenn Du jetzt mit mir an Bord der Grande Francia steigst und die nächsten Wochen immer mal wieder hierher kommst, auf den blue truck blog.



AHOI! - Einsteigen und los geht es. Ab an Bord! 


17. November 2014: Schweizer Armee Training nützt ganz unerwartet doch noch was

Abschied von Heinz & Silvia
„Thomas – Thomas“ höre ich draussen vor dem Auto Silvia, unsere Gastgeberin auf dem Camping Suizo rufen. „Ja, guetä Morgä Silvia!“ rufe ich aus dem Bett herunter. „Ihr müesst los, die erwartä üch am zähni in Montevideo“ – „Ohuu, ja mir chömmet grad abä…“ – „Kei Stress“ lacht Sivlia und marschiert von dannen. Das Internet hatte uns noch gestern verraten, dass „unser“ Schiff, die Grande Francia bereits in Montevideo vertäut am Hafen liegt. Wir wunderten uns, dass Alexandra von der Grimaldi Agentur uns noch immer erst auf den 18. November nach Montevideo bestellt hatte. Aber wir genossen die Zeit so sehr im Paraiso Suizo, dass wir die Info gerne, wenn auch leicht zweifelnd akzeptierten. Noch ein Tag, richtig gemütlich bei prächtigem Wetter alles zusammenpacken, noch ein bisschen was im Internet machen, sich noch per Mail bei Freunden und Familie vorerst mal aus Südamerika verabschieden, hättest Du etwas gegen einen so gemächlichen Aufbruch? Und vor allem, noch ein Abend prächtig essen und noch prächtiger trinken bei Silvia und Heinz. Eben. Und eben, es kommt anders.

Unser Camp im Paraiso Suizo
So läuft das, so haben wir locker mit 24 Stunden mehr gerechnet fürs Zusammenpacken. Und sag nicht, das wär bei Dir anders und Du hättest das alles so perfekt im Griff, das Ding mit dem Zusammenpacken. Irgendwie immer last Minute, irgendwie geht das einfach nicht, dass man schon so wirklich vorher. So ein bisschen schon, so ein wenig hier und da, aber da hast Du ja doch immer diese Sachen, die ja dann mit in die Schiffskabine müssen und die besser mal noch nicht zu tief verstaut werden. Dies das Du halt noch brauchst und jenes, das noch vom einen ans andere Ort geschoben wird. Und der Kocher und da willst doch auch am letzten Tag noch schnell ein Käfeli machen und überhaupt. Also Pfannen schon in die Kiste, aber Mokka-Kanne muss ja auch dort rein. Tassen auch. Also doch noch nicht verstaut.


Geplant oder nicht, jetzt geht es schnell. Wir sind fast schneller geduscht als dass das Wasser durch die Mokka-Maschine auf dem Coleman-Kocher dampft und Kaffee zu produzieren vermag. Und dann geht eins nach‘em anderen, trotzdem, es dauert gut und gerne zwei Stunden, bis wir alle Dächer eingerollt, das Velo zusammengeklappt und festgezurrt und einfach alles drin und dran haben.

Ex-Dakar Racer von Claude & George
Haben die über zwei Wochen Standzeit der 4.2 Liter Maschine des Toyotas das Anspringen vermiest? Jetzt dreh ich gleich den Schlüssel und der erwacht nicht zum Leben, meine Gedanken beim Vorglühen des Diesels. Ne, zum Glück nicht, ein kurzer Klack des Anlassers und der Diesel nagelt. Der knurrt sich nun im Leerlauf langsam warm, während wie uns von Heinz und Silvia unseren ach so netten Gastgebern und von Oli und Viola die vor zwei Tagen angekommen sind verabschieden. George und Claude haben ihren ex-Dakar Race-Lastwagen bereits Abfahrtsbereit auf der Ausfahrt platziert. Auch sie werden Goodbye geküsst. Ein kurzes letztes Winken. Auf geht’s! Es ist unterdessen halb elf gewesen.

Ich stell mir die ganze Einschiffung ein bisschen wie Schweizer Militärdienst vor. „Secklä – Wartä – Secklä – Wartä – Secklä as chasch wartä…“ trotzdem, zu spät bin ich nicht gern. Schweizer halt. Um den Umweg bis zum nächsten Retorno nicht machen zu müssen holpern wir mit dem Toyota über den Grünstreifen der Schnellstrasse. Gut hat sich der 6 Zylinder schon ordentlich aufwärmen können, denn jetzt muss der sich in Geschwindigkeits-Sphären hochdieseln in denen er auf der ganzen Reise noch nie war. Wir donnern mit gut 130 Sachen über den Asphalt, das 90 km/h Speed Limit so konsequent ignorierend wie die Uruguaios, die noch wesentlich schneller an uns vorbeibrausen. So machen wir wacker Boden gut und die Garmin-Dame rechnet alle paar Minuten eine Minuten weniger bis zur Ankunft im Hafen. Kannst Du Dir vorstellen, gar nicht mehr zu wissen, wie es ist sich beeilen zu müssen? Komisch, gell? Aber genau das denke ich mir wie wir bei erfreulich wenig Verkehr mit ungewohnt hoher Drehzahl des Diesels Richtung Montevideo sausen: „Ich weiss gar nicht mehr wann ich zum letzten Mal pressiert habe“. Ist doch auch schön. Das denk ich mir und gleich noch ob ich vielleicht das Pedal noch ganz durchdrücken soll. Ehrlich gesagt weiss ich nicht mal wie schnell der blue truck mit voller Ausrüstung laufen würde. Aber ich denk mir, wenn der Tacho schon leicht über 130 zeigt und Jill von Garmin via Satelliten unseren Groundspeed auf wechselnd zwischen 129 und 130 Stundenkilometern einschätzt, dann reicht das schon. Mehr als 10 mehr bringt der eh nicht hin und das macht jetzt bestimmt den Braten nicht mehr feiss. Und so besinne ich mich auf meine „Secklä-Warte“ Theorie und lass mich gar nicht erst stressen. Eh auch etwas an das ich mich nur noch in weiter Ferne erinnern kann, das Stressen.  

Nochmal ein Ungewohnt für den blue truck, wir schlängeln uns durch den Stadtverkehr wie die reinsten Neulenker, die Dir auf Deinem Arbeitsweg auf den Wecker gehen wie sonst was. Schwumm da geht’s noch durch bei Orange, wrrrrooom da noch schnell rechts vor würgen in die Pole-Position an der Ampel. Mit schwarzem Qualm und Vollgas gleich wieder links rüber und am Autobus vorbei der noch schwärzer raucht und ebenso Vollgas fährt aber wesentlich langsamer rollt. Und als ob das alles genützt hätte rollen wir mit einer sehr guten Zeit von knapp einer Stunde für die 90 km inklusive Hauptstadtverkehr ans Hafenportal.


Warten auf das Einschiffen


Schiffskumpanen
Ein Land-Rover mit Wohnmobil Aufbau steht vor einem Steyr, so einen wie ich ihn im Wartä-Secklä Militärdienst selbst noch fuhr, 40 Jahre auf dem Buckel, werden wir später erfahren, besagter Steyr steht vor einem französischen Wohnmobil und zu guter Letzt ein prächtiger 4x4 MAN in schickem Wüsten-Beige. Da können wir nur richtig sein. Was meinst denn Du? Wir stellen uns dazu. Bloss - keiner da! Also marschieren wir los, lassen das Auto mal dort wo es sicher keiner übersieht. Oder doch, neben diesem Schiff. Da steht sie nämlich die Grande Francia, wirklich unübersehbar am Pier. 214 Meter lang und doppelt so hoch wie der Kirchturm des Dorfes in dem ich aufwuchs. Auf geht’s: Wir fragen da, wir plaudern dort. Ein bisschen Händchenschütteln hier, ein bisschen ins Telefon labern dort. Ein bisschen „un momento“ und ein bisschen „tranquillo“ und ein bisschen „Wartä-Secklä-Wartä…“ und so kommt spät aber wahr doch noch was ganz unerwartetes zum Vorschein, ich hab doch noch was gelernt im Schweizer Militärdienst: Ich bin sozusagen trainiert für diese Situation.  Secklä – Wartä, wer hätte gedacht, dass ich das je wieder in meinem Leben brauche.

Ab ins Dunkel des Schiffsbauches
Überwältigende Dimensionen an Bord
Und der Rest des Tages gestaltet sich treu dem Motto folgend. Bis der Toyota von der Grande Francia verschluckt wird. Auf der Rampe noch ein letztes bisschen des Wartens. Dann ist Schluss. Kabine beziehen. Zur ganz, ganz grossen Freude eine andere als die gebuchte, nämlich eine mit Fenster. Schnell sind unsere Habseligkeiten für die nächsten vier Wochen verstaut und wir stehen auf Deck und schauen dem Treiben zu. Erstaunlich wie ruhig und ohne Hektik alles zu und her geht im Hafen von Montevideo.




Zwei Fuss vs. 40 Fuss Container
Pünktlich wie eine Schweizer Uhr servieren die Italiener das Abendessen. 18:00 sitzen wir mit den anderen Passagieren beim Dinner. Ein bisschen plaudern, ein bisschen kauen, ein bisschen kennenlernen, dann noch ein bisschen an Deck, noch ein bisschen Abendstimmung von Montevideo. Und dann heisst es ab in die Koje. Mitternacht muss schon vorbei sein, ich spüre eine leichte Vibration und höre wie der Riesen-Diesel der Grande Francia Drehzahl annimmt. Wir stechen in See, oder besser in den Rio de la Plata. Die Vibrationen pendeln sich schnell auf ein Minimum ein, die Matratze dämpft die leichten Vibrationen, das Gebrumme säuselt mich in den Schlaf.




Frohe Weihnachten



Es war ja ziemlich ruhig hier auf dem blue truck blog, die letzten Wochen. Aber...


...pünktlich zum kitschigsten Fest des Jahres verwöhne ich Dich mit ein paar Impressionen...


...aus verschiedensten Ländern wo ich die letzten vier Weihnachtsfeste...


...verbrachte. 


Da gibt es gigantische Shopping-Center Weihnachtsbäume...


...Päckli die dann doch niemand auspacken darf...


...weisse Weihnachtsbäume mitten im Sommer der südlichen Hemisphäre und...


...in Paraguay ist das Christkind bis auf  zwei Tierchen ein Vollwaise, schon von Geburt weg. Da freut er sich sicher, dass...


...es gleich um die Ecke viele lustige Weihnachtsfrauen gibt!


Pflegeleicht.


Nachschub...


...für's Chrippli.


Wieso Josef und Maria immer auf den Knien sind? Die konnten bei dem tiefen Dach gar nicht anders. Hier hast Du den Beweis.


Blow-up Christmas Made in China everywhere to be found in the USA


Kitschimicki in den Städten...


Einfach nur Grüsse auf dem Land.


Und auch wenn ich nun wieder daheim bin. Das letzte Photo ist noch nicht geschossen... 

...der letzte Bericht noch nicht geschrieben. Also wenn Du magst, gibt es auch die kommenden Tage, Wochen und Monate noch so einiges zu lesen auf dem blue truck blog. 

Demnächst geht es los, langweilig war mir nämlich nicht auf der Grande Francia, dem italienischen Frachtschiff mit dem der blue truck, Ursi und ich während den letzten vier Wochen zurück nach Europa geschippert sind. 

Demnächst auf Deinem Bildschirm: DAS GRIMALDI TAGEBUCH. Bis dann...

Schöne Festtage!