Donnerstag, 16. August 2012

Eva verführt mit Schoggi statt Apfel...

...oder eine Lektion in "Angebot und Nachfrage" 


Zur Zeit bin ich ja mit Gesellschaft im blue truck unterwegs, Markus, ein langjähriger Freund aus der Schweiz, ist Gast im Toyota. Gemeinsam reisen wir seit Guatemala City Richtung Norden und haben im fantastischen Semuc Champey Halt gemacht.

Die fantatischen Kalkterrassen von Semuc Champey

Am Eingang zum National Park begrüsst uns Juan. Mit seiner Pump-Gun vorgehängt garantiert er für die Sicherheit während wir im Park campen. Wie fast überall in Guatemala werden wir von ihm herzlich willkommen geheissen. Händeschütteln, Auto gucken, alles zeigen, garantiert werden wir sicher sein, sagt Juan, er wird die ganze Nacht bewaffnet Wache schieben. Später auf dem Tisch im Wachhäuschen pennen und zwischendurch von Markus eine Zigarette nach der anderen schnorren... 

"Zwei für fünf!" nicht nur Juan begrüsst uns. Das T-Shirt war einst gelb, das Minijüpchen einmal Rosa, beides ist mit kleinen schokoladenfarbenen Fingerabdrücken verziert. So kommt ein kleines, herziges Mädchen daher "Schokolade, zwei für fünf, Schokolade zwei für fünf!" zupft sie mich am Hemdenzipfel und streckt mir ein kleines Plastikbecken mit handgemachten, in Alufolie gehüllten "Schokoladen-Talern" entgegen. So wird der Cacao aus den Bergen von den Mayas für die Touristen verarbeitet. Ich habe nicht genügend Kleingeld und Markus springt in die Bresche und kauft der kleinen Verkäuferin zwei Taler ab. 

Ich erledige mit Juan die Camping-Formalitäten. Wir fahren den blue truck auf den Parkplatz, wie ich aussteige ist sie wieder da. Sie streckt mir wieder ihr blaues Plastikbecken entgegen: "Einer für fünf, Schokolade, einer für fünf!" - "Na jetzt haben wir doch gerade zwei gekauft!" - "Ja, ja aber ich hab ja noch welche!" meint sie begeistert, "Schokolade, einen für fünf!" - "Wieso kostet denn jetzt einer fünf, mein Amigo hat doch gerade zwei für fünf gekauft?" - "Ja natürlich..." meint das kleine Mädchen ganz professionell, "aber guck..." streckt sie mir das Becken entgegen "...jetzt hab ich nur noch zwei, vorher hatte ich noch vier, jetzt nur noch zwei, da steigt der Preis. - Schokolade, einen für fünf!" Ich kaufe ihr die letzten Taler nicht noch ab. Frage das vielleicht fünf oder sechsjährige Mädchen aber wie sie heisst, sie sagt sie sei Eva. "Sehr erfreut, Señorita Eva" sage ich "...ich heisse Thomas" und schüttle das kleine Händchen, sie ist erstaunt und sichtlich erfreut: "Eva, ich möchte Dir meinen Amigo Markus vorstellen, Markus, das ist die Geschäftsfrau Eva". Wieder schüttelt ein kleines Händchen ein grosses. Der kleinen Eva hübsche dunkelbraune Augen glänzen, man sieht ihr an, dass sie sich gut, vor allem wichtig vorkommt. Ihr blaues Plastikbeckchen hat sie mit dem linken Arm lässig in die Hüfte gestützt und guckt uns an. Ich erkläre Eva, dass wir in der Schweiz wohnen und dort sonst genau wie sie hier Geschäfte gemacht hätten. Eva guckt interessiert. Dann steigen wir in den blue truck um die zweihundert Meter zum Campingbereich zu fahren. "Adios, Markus, adios Thomas" ruft das kleine Maya Mädchen und winkt, wir rufen ebenfalls "Adios, Eva!" Mit den zwei letzten Schokotalern im Laden macht Eva Feierabend, die Sonne ist schon untergegangen, wie sie unter der Barriere am Eingang zum Park Richtung ihrem Zuhause durch marschiert und wir unser Camp aufbauen.

Eine schöne Begegnung mit einer kleinen Lektion in Marktwirtschaft, wenn's nur noch wenig hat, dann steigt der Preis. Eva's hübsches, dunkles Kindergesicht mit ihren fast schwarzen Augen und ihre Freude über die Begegnung mit zwei Typen, die genau wie sie hier, in der Schweiz Geschäfte machen werde ich nicht so schnell vergessen.

"Adios, Eva!"  

Angeknabbert in Semuc Champey

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