Sonntag, 10. Juni 2012

USA - Ein Ärzteroman


Ich campe auf einem State Park in Arizona. Zwei umfangreiche Ladies haben gerade irgendwo auf demselben Campground ihre Campingbusse verlassen, vermutlich mehr Quadratmeter beanspruchend als meine erste eigene Zweieinhalb-Zimmerwohnung dies tat. Also die Wohnmobile Platz beanspruchen, nicht die Ladies, auch wenn die ihrerseits im sonnigen Arizona auch für eine ordentliche Beschattung sorgen, trotzdem glaub jetzt nicht meine Wohnung wäre so klein gewesen. Aber eben, die Wohnmobile, unheimlich gross. Die hängen ja hier ihr Auto hinten an den Wohnwagen und nicht wie bei uns den Wohnwagen ans Auto. 

Die zwei Ladies schaukeln dem geteerten Weglein des Campingplatzes entlang, während ich mein Feuerchen anschmeisse um dann mein Steak zu grillen, denke ich mir noch, erstaunlich, normalerweise drehen solche Leute ihre runden in einem Golf-Cart, so einem motorisierten Wägelchen deren Einsatz im ganzen Land weit über die Golfplätze hinaus verbreitet ist und das die Gelenke der US-Amerikaner vor allzu viel Abnützung durch Bewegung schützt. Anyway, die zwei spazieren, natürlich mit so einem Meerschweinchen kleinen Hündchen an der rosaroten Leine, das sie mit „…baby...“ ansprechen und welches mit raushängender Sabberzunge und einem schaumend-würgenden Hächeln antwortet. 

Jetzt entdecken die den Land Cruiser auf meinem Plätzchen. Recht hast, kaum gesehen stehen sie schon hier und erkundigen sich, wo ich her komme und was ich hier mache. Ich, unterdessen geübt, weil USA die Leute immer viel fragen, ich also meinen Speach ready. Während die eine schon längst zum wahren Grund ihres Besüchleins gekommen ist, nämlich mir ihr gesamtes Leben zu verklickern, von first und second husband, bis eben zu Bill, der jetzt aber im Wohnmobil geblieben, Hüftgelenk nicht mehr so gut und eben, eigentlich sind sie ja von Nroth Dakota aber dort der Winter so wahnsinnig hart, wie der Bill wahrscheinlich nie mehr, und deshalb in Arizona, also nicht wegen dem Bill, sondern wegen dem harten Winter, und und und. Während ich mir das mit unheimlich grossem Interesse und einem konstanten, freundlichen Nicken das selbst einen 70er Jahre Hutablagen-Wackeldackel alt aussehen liesse anhöre, schaukelt die jüngere und dickere hinter das Auto, setzt sich ihre rosagerahmte, an einem kitschigen goldenen Kettchen hängende Lesebrille auf und begutachtet mein Nummernschild, sie mustert die farbigen Wäppchen auf der Schweizer Autonummer und bemerkt dann ganz kluge, nach dem sie mit dem Zeigefinger auf das Schweizerwäppchen tippt: 

„Oh, I see! So you are a Doctor"


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