Dienstag, 26. Juni 2012

Der Familien-Papi Supermarkt Effekt

Na mal sehen, ob Du einen guten Riecher hattest wie ich das anstelle als Familien-Papi durchzugehen.

Das Familien-Papi Supermarkt Ding - oder über die Körbchengrösse der Männer beim Einkaufen



Erinnerst Dich noch, mein fast Sohn...
Also, das mit dem Supermarkt das ist so. Und nicht, dass Du jetzt denkst, ich hätte doch noch den Sohn von Guatemala, also quasi nochmal zurück zu Salsa-Lehrerin-Pop-Corn-Essen-Fussball-gucken-Sohn-Bekommen und so, abgeholt. Wenn nicht sonst einer einen reichen Banker aus dem gemacht hat, dann ist der Bursche immer noch dort, geht immer noch ab und an mit seinem Papa, nach der Pause, ohne Ticket, zum Fussball-Match und mit ein bisschen Glück bekommt er Pop-Corn, das er hoffentlich basierend auf Erfahrungswerten, noch schneller in seinen Mund stopft als sein Vater ihn in die Schweiz verpimpt. 

Also mit dem hat es nichts zu tun. Und für Dich, als Mann, wenn Du nicht schon verheiratet mit Kindern zur Welt gekommen bist, sprich auch schon mal als Single einkaufen gingst und dann eben auch als Familien-Papi wieder, dann kennst Du diesen Prozess bestimmt und brauchst jetzt auch nicht weiterlesen. Lies ruhig wieder Zeitung in Deinem Büro, wenn Du nämlich dann zu Hause bist, das garantier' ich Dir, da kommst nicht mehr dazu.

Also alles definiert sich hier über den Inhalt Deines Wägelchens, also Wägelchen eh besser als Körbchen, weil da hast Du ja sozusagen eine kleine Körbchengrösse als Mann, oder eben, wenn Du nur mit Körbchen kommst, eh keine Chance vielleicht als Family-Man durchzugehen. Family-Man eben nie so wenig auf der Liste, dass ein Körbchen reicht. Deshalb, nimm am besten schon vorab ein Einkaufs-Wägeli. Aber eben, wirklich darauf an kommt es auf den Inhalt. 

Kommst Du nun endlich an die Reihe und legst da Deine Eier hin, Dein Sixpack, einen Liter Milch, ein Pack Salami und ein Brot auf das endlose Förderband bei eben der netten Dame an der Kasse, da hast Du Dich schon automatisch als Single-Man geoutet. Da brauchst auch gar nicht mehr gigerig gucken oder so. Für die nette Mitarbeiterin an der Kasse - alles klar. Du kannst es natürlich noch auf die Spitze treiben und zum Beispiel zuvor auch noch beim Kundendienst Deine Hemden zum Reinigen/Bügeln abgeben oder dem Ständer an der Kasse noch ein Päckchen Kondome abnehmen und aufs Förderband dazulegen, dann bist du endgültig eingeteilt. Auf jeden Fall hast Du keine Chance. Die Lady am Check-Out wird Dir diese kühle Behandlung geben, professionell-freundlich weil natürlich durch das Kassiererinnen Training gegangen, auf jeden Fall, aber eben die Single Man Behandlung. Vielleicht mit freundlich aber bestimmt oder so, treffend zu umschreiben. Sie wird Dir gar nie in die Augen gucken, weil sie sowieso davon ausgeht, dass Deine die ihren eh nie treffen weil Du ihr ausschliesslich auf die Füllung ihrer Supermarktuniform gucken oder gar starren würdest. Selbst wenn Du ihr mit allem guten Willen in die Augen guckst, keine Chance. 

Jetzt aber, legst Du Deine Eier, Dein Sixpack, einen Liter Milch, zwei Pack Salami, ein Kilo Brot, vielleicht ein bisschen Kinderschokolade, Früchte und Gemüse, Cola zieht auch immer, ein paar kleine Spielsachen, vitaminreichen Orangensaft und, wichtig, Hundefutter aufs Förderband. Da hast Du Dich vollkommen ge-outet (oder die Verkäuferin getäuscht): Der FAMILIEN-PAPI. Für die junge Verkäuferin bist Du sofort nicht mehr ein perverser-porno-guckender-ihr-nur-an-die-Titten-starrender-suspekter Single-Mann. Sondern! Du bist der nette, vielleicht gar attraktive und leider schon vergebene (das kannst Du definitiv bestätigen, wenn Du auch noch Tampos oder Lippenstift aufs Förderband legst) freundliche, ganz, ganz ungefährliche Familien-Papi. Dann wird Dir in die Augen gekuckt, Du wirst freundlichst angestrahlt, Deine Eier werden sanft behandelt und landen nicht zu unterst zusammengequetscht unter Cola und Hundefutter nach der Kasse. Gib Dich noch ein bisschen cool und als absolut solider Fels in der Brandung, musst auch nicht unbedingt einen Minivan fahren, aber sicher werden mit Dir noch ein paar nette Worte gewechselt oder Du wirst gar ein bisschen flirtig angekuckt. Denn wie Du weisst: Nichts ist so reizvoll wie das scheinbar Unerreichbare oder das Verbotene. Ach ja, übrigens, wenn Du Verkäuferinnen kennen lernen willst, dann mach einen auf Single-Dad das zieht bestimmt noch besser, lass dann aber die Tampos bleiben, dafür bringst Du wieder die Hemden zum Bügeln, ich könnte mir vorstellen, dass Du so zum eigentlichen Flirt-Ziel avancierst. 

Und ja, da fragst Du Dich absolut zu recht, wieso der jetzt? Wieso hat der nun plötzlich eine Familien-Papi Füllung im Körbchen? Der Toyota hat weder Kindersitz noch ist's ein Minivan und was zum Teufel soll der mit Tampos anyway? - Aber, nein, nein, nein, so einfach ist das nicht, weil seit geraumer Zeit, da hab ich in meinem Wägelchen - also eigentlich ist das hier eben doch ein Körbchen, also wirklich ein grosses Körbchen, das eben auch ein Wägelchen ist, weil das hat so kleine Räder und das zieht man dann wie sein Carry-On Gepäckroller am Flughafen - auch, Du wirst staunen, Hundefutter und immer auch ein paar billige kleine Spielsächelchen. Zum Beispiel ein Pack Murmeln oder Gummibälle oder die Mietwohnung-Spannteppich freundlichen kleinen Büchsen mit Knetmasse. Also aber Tampons dann doch nicht. Nun fragst Dich wieder, gell? Was zum Henker der mit Spielsachen macht und ob er jetzt schon so tief gesunken ist, dass er sich von Hundefutter ernährt? Und nein, wirklich, wirklich, ich mach das nicht, nur damit ich diese tolle Familien-Papi-Behandlung im Supermarkt bekomme. Ehrlich!

Ganz einfach. Das geht so: Schon seit Mexico treffe ich auf meiner Reise immer mal wieder auf Kinder, denen geht es leider nicht immer so toll, in den Städten von Mexico, Guatemala, Honduras und Nicaragua, da gibt es wirkliche und richtige Strassenkinder, so wie sie Dich mit Ihren traurigen Augen in den reisserischen Bettelbriefen der Entwicklungshilfe Projekte und aus den Patenkinder Prospekten anschauen.

Strassenkinder in Leon schlafen  im Schatten eines Seiten-Portals der Kathedrale

Und eben für diese habe ich gerne immer einen kleinen Gummiball oder sonst was zum Spielen dabei. Auch wenn die, logisch, auf Geld hoffen, die Überraschung über etwas Kleines, dass ihnen in ihrem harten Leben dann doch mal noch erlaubt ein bisschen Kind zu sein, bereitet meist Freude.

Kinder in Copan-Ruinas, Honduras, mehr von diesem härzigen Pärchen kannst Du im englischen blog sehen: Baby you can drive my car

Und dann das Hundefutter, nein, nein, ich misch das nicht in mein Morgenmüsli oder die Spaghetti Sauce, es hat einfach hier so viele streunende meist ordentlich ausgemergelte aber fast immer sehr ruhige, liebenswert-anhängliche Hunde. Meist hat es wenn ich campe auch früher oder später einen oder zwei Hunde die mir sehr treu, bis zur nächtlichen Bewachung zur Seite stehen. Die freuen sich unheimlich, wenn mal ein Mensch mit ihnen ein Wort wechselt, als Wortwechsel trifft es nicht ganz, die sagen ihrerseits ja nicht viel, also wenig mit Wechsel, aber Du weisst schon, wenn halt mal einer mit ihnen spricht oder ihnen ein bisschen auf den Kopf tätschelt. Noch mehr als über Wortwechsel und Kopftäscheln freuen sie sich aber - genau! - über's Hundefutter. Deshalb jetzt Spielsachen und Hundefutter im Wägelchen vom Thomas.

Dass ich als äusserst angenehmer Nebeneffekt dann nicht mehr zerquetschte Eier und eine kühle Behandlung, dafür einen freundlichen Augenaufschlag, gar Augenkontakt bekomme, dann und wann in eine kurze Konversation verstrickt werde, obwohl ich doch gar keiner der so harmlos-attraktiven Familienpapis bin, darüber freue ich mich natürlich und werde mein Einkaufswägeli dann auch in der Schweiz mit diesen wichtigen Utensilien füllen.


Einer der zwei Hunde die mir über mehere Tage & Nächte am Playa Coyote Gesellschaft waren. 


Dieser härzige aber unheimlich arbeitsintensive, zweimonatige Schäfer war kein Streuner sondern gehört zum Playa Negra Guesthouse in Costa Rica.

Diese Hündin auf der Halbinsel Osa konnte das Hundefutter sehr gut ertragen, fiel buchstäblich fast von den Rippen.

Ein hässlicher aber unheimlich treuer Begleiter auf mehreren Kilometern einer Wanderung, der arme Kerl ist zweimal in der Brandung eines Flusslaufes der im Pazifik müdete fast ersoffen, aber wollte uns unter keinen Umständen alleine weiterziehen lassen. 

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