Donnerstag, 22. März 2012

Ein Gockel im blue truck



„Es gibt einen Gockel, einen Hund mit einer Tortilla in der Schnauze, einen Elefanten…“ – „Soso, hat der Hund in der Küche eine Tortilla geklaut?“ Der kleine Bursche der die getöpferten Tierchen bei uns im Strassenkaffee in San Cristobal im Mexikanischen Staate Chiapas auf den Tisch stellt guckt mich zuerst ein bisschen fragend, dann verschmitzt an; „Ja, das ist ein richtiger Schlingel, der Hund, der hat in der Küche bei Mama eine Tortilla geklaut…“ ich glaube am liebsten würde er selbst mit den Tierchen zu spielen beginnen auf dem Tisch im Kaffee.

Vorsichtig stellt er mit seinen kleinen Händen ein Tierchen nach dem anderen auf den Tisch, immer schön langsam und detailliert erklärend was es eben gerade ist, was er auf den Tisch stellt. Die Tierchen sind mit feinen Händen getöpfert und bemalt. „Wer hat denn all die Tiere gemacht?“ – „Meine Mama, macht sie, bei uns zu Hause im Dorf und auf dem Feuer brennen wir sie“ erklärt der Junge. Eigentlich hab ich keine Idee, was ich mit einem kleinen getöpferten Tierchen soll. Der Bube macht das aber so herzlich, überhaupt nicht aufdringlich und mit seinen kleinen Händen stellt er die Tierchen so vorsichtig auf den Tisch, wie er sie alle wieder in sein Körbchen hievt und aufeinander stapelt, ohne einem der Tierchen ein Öhrchen oder ein Pfötchen abzuschlagen. Was denn so ein Tierchen koste frage ich ihn, 15 Pesos, das sind wohl etwa 1.10 Franken. „Ich hätte gerne den Gockel“ – „Den Gockel, der ist schön, gell? Und davon hab ich ja auch zwei“ – „20 Pesos, aber sag Deiner Mama, dass 5 Pesos für den Verkäufer sind!“ Er stellt seinen Kopf ein bisschen schräge, fragt aber nicht, ich dopple nach: „...für Dich! Du bist der Verkäufer, 5 Pesos sind für Dich, 15 bringst Du Deiner Mama für den verkauften Gockel.“ Er strahlt mich an und steckt das Geld in seine Hosentasche. Er bedankt sich zweimal und verabschiedet sich höflich, sein Körbchen hängt er sich in Rotkäppchen-Style um den Unterarm zu zieht von dannen, zu neuen Geschäften.




Seit gut zwei Monaten guckt nun ein kleiner getöpferter mexikanischer Gockel aus der Frontscheibe des blue trucks auf die vorbeiziehende Landschaft.



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