Donnerstag, 6. Dezember 2012

Unterwegs mit den Wayúu

Schnell klebt der feine Staub an den kleinen Fingerabdrücken welche das Armaturenbrett und die Frontscheibe des blue trucks verzieren. Schon wieder ist ein Chipstütchen leergemacht und am Schleckstengel lutscht jetzt grad genüsslich die Oma, die mit vehementem Nachdruck gemeldet hat, sie möchte auch einen haben, wie ich ihren zwei Enkeln einen Lollipop zu gesteckt hab. Also eigentlich hab ich all das Zeugs ja für die Wegzölle gekauft. Chips, kleine Spielsachen, Schleckstengel, Nüssli und viel Münz (für die richtiges Deutsch lesenden Blog-Verfolger, Münz = Kleingeld), ich habe gehört von den gespannten Seilen auf der Halbinsel La Gujira und den Kindern die den Weg der holperigen Pisten nur gegen einen kleinen Wegzoll freimachen. Nun sitzt da aber eine Grossmutter, o.k., sie hat auch nur den Jahrgang meines älteren Bruders - vermutlich -  also nicht vermutlich mein Bruder sondern vermutlich den Jahrgang, weil Anna-Maria, so heisst die Wayúu Dame, welche ich mit ihren zwei Enkeln mit Chips und Lolipops bei Laune halte, meint, also wie ich da auf die Welt kam, da gibt es nicht wirklich Papiere dafür oder sowas. Irgendwann hatte dann meine Mama gemeint es müsste 1964 gewesen sein.

Wie ist das genau, mit diesen gespannten Seilen? frage ich die Wayúu Frau. Ja, das ist schon so, sagt sie, das ist rechtens, so wie der Staat für die asphaltierten Strassen an Zahlstellen einen Beitrag verlangt, so haben die Wayúu hier das Recht erhalten auf den Pisten die über ihr Land verlaufen ein Gebühr zu verlangen. Sozusagen die Autobahn-Vignette auf La Guajira. Wieviel gebt ihr denn da, frag ich Anna-Maria, kommt drauf an meint sie, so zwei, drei Hundert Pesos, vielleicht auch mal 500 Hundert. 10 Rappen, 15 Rappen oder auch mal 25 Rappen. Von meinem Snack-Lager, möchte sie genüsslich am Schleckstengel saugend, lieber nichts hergeben. Ihre Enkel diskutieren grad welche Chips-Tüte als nächste am besten schmecken möge, während Oma zwischen dem süssen roten Ding noch schnell ein paar Chips in den Mund spediert.

Für den kleine Juan ist das Zahlen bei den Zahlstellen so spannend wie für Deinen Knirps das Drücken des Liftknopfes im Globus. Eifrig klauben die zwei Kinder das gesammelte Kleingeld aus dem Aschenbecher, meinem Münz-Lager und diskutieren ob sie nun den Kindern draussen 100 oder 200 geben sollen. Denen draussen scheint es eh egal zu sein, wenn's ein bisschen klimpert in der Handballe, wird schnell aufgemacht. Und ich geb trotz der Oposition der Oma noch ein, zwei Schleckstengel oder ein Chipstütchen mit dazu.

Wenn mal nur ein Seil gespannt ist aber weit und breit niemand, dann krabbelt der Knirps Juan blitzschnell über mich und springt aus der Fahrertüre, stolz hängt er das Seil ab und verdient sich so auch gleich wieder irgendein Knabberzeug wie er wieder übermich zu seiner Familie geklettert ist.

Stay tuned, bald geht es hier weiter, und Du erfährst wo uns die gemeinsame Fahrt hin brachte und was ich bei den Wayúu erlebt habe.


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