Montag, 23. Februar 2015

Grimaldi Tag 28: Vom Ärmelkanal in die Nordsee

14. Dezember 2014: 


Über Nacht ist die Grande Francia zwischen Calais und Dover über den Eurotunnel hinweg gerollt und nach dem Frühstück, als ich mit Liseli (der Garmin-GPS-Tussi) draussen auf Deck stehe, weiss die schon, dass wir in der Nordsee fahren.



Das Farbenspektakel im Osten kündete nochmal Sonne an. Oben in den Wolken kreuzen sich die Kondenswasserstreifen des Flugverkehrs kreuz und quer und schimmern schon rot oder grell gelb in der Morgensonne die für mich, hier unten auf See noch hinter dem Horizont schlummert. Interessanterweise ist es nicht mehr so kalt wie gestern und  es geht kaum ein Wind. Ich verbringe den halben morgen auf Deck, beobachte den Flugverkehr und die vielen Schiffe, die auf dieser Route links und rechts von uns verkehren. Einmal zähle ich 18 Schiffe, die ich rund um uns herum sichten kann. Der Gestank von Rohöl erinnert mich an meine Reisen im Süden von Texas, wo es stundenlang zwischen vielen, sich wie pickende Riesenvögel auf und ab bewegenden Erdölpumpen durch ging. Hier sind es die Plattformen, die sich nun verteilt überall zeigen, verliert sich die eine oder andere am Horizont erscheinen schon wieder zwei drei weitere vor dem Schiff. Gelegentlich kann ich auf der Südostseite Land erblicken, das aber bald wieder am dunstigen Horizont verschwindet. Irgendwann taucht am Horizont ein ganzes Bataillon von Windmühlen auf, die anscheinend draussen im Meer vor der holländischen Küste stehen, Land ist nicht in Sicht. Das Windkraftwerk scheint gut zu produzieren, als wir näher kommen, kann ich die Propeller alle sich in zügigem Schwung drehend erkennen. Von Norden her droht das Wetter grau und schwarz und bis zum Mittagessen hat sich der Himmel über der Grande Francia verdunkelt. Gelegentlich kann man über den Ölplattformen die Flammen im Dunst flackern sehen.








Der Nachmittag lädt nicht mehr zum längeren draussen sein ein. Und das Schiff verschluckt mich in seinen Onboard-Alltag mit Foto sortieren, Lesen, Velofahren im Fitness Center und natürlich Essen. Immer wieder bin ich beeindruckt was unser Chuchi-Chef Francesco alles zaubert. Er backt kleine Wähen mit Kürbis als Beilage zu den Antipasti Tellern, verwöhnt uns täglich mit anderen Pasta als ersten oder zweiten Gang, frittiert Fisch und schmort einen Braten im Ofen. Und jeden Tag was anderes, fast immer wieder etwas Neues. Und so ist es keine Überraschung, dass trotz täglichen 35 Kilometern auf dem Fitnessvelo meine Jeans irgendwie mit jedem Tang enger über’m Bauch sitzen.


Freitag, 20. Februar 2015

Number One auf meinem englischen Blog

Weisst Du auf welchen Post die englischsprachigen blue truck blog Leserinnen und Leser am meisten klicken? 


Genau, wie Du aus dem Bild herausgefunden hast Panama-Canal in Numbers ist der mit 1'498 Direkt-Klicks der meist angeklickte Post auf meinem englischen Blog. 

Getoppt allerdings noch von einer Seite auf dem Blog, der Site MEET & GREET bricht alle Rekorde. Die Seite auf dem Du viele meiner Reisebekanntschaften kennen lernen kannst, wurde bis heute fast 4'000 mal direkt angeklickt. 

Wenn Du auch mal schnell auf meinen englischen Blog gucken willst findest Du HIER dort hin. Wenn Du auf die Top Two gehen möchtest, dann kannst Du auf die zwei links oben im Text klicken und wirst direkt dort hin geführt.  -  Viel englisches Vergnügen! 


Meet & Greet!


Wünsche Dir ein schönes Wochenende!

Donnerstag, 19. Februar 2015

Grimaldi Tag 27: Winter, Winter, Winter et les Ch'tis

13. Dezember 2014:


Es macht keinen Unterschied, ob ich den Vorhang geschlossen oder offen habe, heute Morgen, wie ich aufstehe. So oder so, es ist einfach dunkel, nur dunkel. Und kalt, trotz den zwei Decken bin ich in der Nacht ein paar Mal aufgewacht, weil es einfach sau kalt war in der Kabine.

Wir dürfen wieder! Raus. Nach dem Frühstück geh ich also an Deck. Ich weiss mein Temperaturgefühl der kalten letzten Nacht mehr als bestätigt. Der Winter hat uns. Es ist bissig kalt, noch sind wir vor der Westküste Frankreichs und eigentlich nicht richtig im Norden. Aber boah, ich sag Dir, dass könnt‘ locker mitten in der Nordsee sein, schon jetzt, so bissig kalt weht der Wind schon hier im Nordatlantik. Also ich bin ja nicht wirklich ein G'frörli und sag immer, schlechtes Wetter gibt’s nicht, nur unpassend eingekleidete Jammerhosen, die sich darüber beschweren. Nun, nach Monaten des südhemisphärischen Sommers verwandle ich mich doch auch beinahe in eine solche, Jammerhose. Aber es gibt Hoffnung, am Horizont im Osten färbt sich alles grell, gelb-orange und lässt auf einen Sonnentag hoffen. Ob es der Letzte wird? Oder erwartet uns die kommenden Tage ein prächtiger sonniger Winter? Kaum, der Ärmelkanal steht uns demnächst bevor und schreit eher nach grau in grau als nach sonnigen Stunden. Jetzt aber hängen einige Wolken über dem Horizont, andere Fetzen von tiefhängendem Nebel ziehen schnell über dem Schiff hinweg und in der Ferne beginnt sich das Spektakel eines winterlich langsamen Sonnenaufgangs abzuzeichnen.

In warme, schwarze Jacken gepackt, die die Wärme der Sonnenstrahlen wunderbar in sich aufnehmen verbringen wir, Ursi und ich, einen guten Teil des Tages draussen an Deck. Sobald sich eine Wolke frech vor die Wintersonne pflanzt wird es kalt, aber dieses Schauspiel ist nie so lange, dass es nicht schon bald wieder zum Aufwärmen vor der nächsten Wolke reichen würde. Vor uns kann ich einige Inseln ausmachen und das GPS verrät mir, dass wir an den englischen Steuerparadiesen von Guernsey und Jersey vorbei ziehen. Nachmittags, der Winkel der Sonne über dem Atlantik flach, wird’s dann aber zackig frisch und auch wir, verdrücken uns im Inneren von Deck 12.

Vor dem Abendessen verteilt Glad und Mathieu lustige, selbstgeschriebene Kinobillete und kündigen eine Vorführung im „Salon de Noël“ an. Der Aufenthaltsraum ist nämlich unterdessen mit allem möglichen, nervös blinkenden Weihnachtskitsch verziert und selbst ein Plastikbaum mit Plastikschmuck und bunten, blinkenden Birnchen all over fehlt nicht. Dieses Jahr ist wohl nichts mit sich vor den Weihnachten drücken. Vielleicht weisst Du ja schon, ich bin kein grosser Fan des ganzen Weihnachtstheaters. Die beiden werden uns aber nicht mit einem Weihnachtsfilm nerven sondern projizieren von ihrem Laptop auf dem Flachbildschirm, stilecht für das Gebiet, welches wir heute Nacht anpeilen werden „Bienvenue chez les Ch’Tis“.

So hängen wir schon bald nach dem Abendessen alle in den Sofas des Aufenthaltsraumes, als Greti und Gerhard realisieren, dass der Film sich ausschliesslich auf Französisch und wie der Titel verspricht, nordfranzösischem Dialekt abspielen wird, verziehen sie sich auf ihre Gemächer. Mein Französisch reicht allenthalben um, zwar nicht alle aber die meisten Pointen zu verstehen, zumal ich den Film bereits kenne, was es natürlich leichter macht. Ich hatte ihn vor Jahren mit Ursi in Luzern im Open-Air-Kino gesehen, eigenartig, wie künstlich sich das Bild auf einem HD-Flachbildschirm zeigt, die digitale Schärfe lässt das Bild gelegentlich wie eine amerikanische B-Movie Studioproduktion wirken. Aber egal, lustig ist es quand meme.

Greti hatte heute Mittag angemeldet, dass es saukalt sei in der Kabine und die Crew hat jetzt die Zentralheizung angeschmissen, das heisst, schmoren statt frieren. Obwohl wir die Heizung im Zimmer ausgeschaltet haben, wird der ganze Kahn jetzt auf irgendetwas knapp unter 30° hoch geheizt. Wenn schon warm, dann richtig.   


Mittwoch, 18. Februar 2015

Ein Rückblick in die Schweiz - Oder nur ein Blick?

Vor rund zweieinhalb Jahren war ich für einen kurzen Stopp in der Schweiz, habe meine Reise unterbrochen und ein paar Wochen hier verbracht. Damals habe ich den folgenden Post auf meinem Blog veröffentlicht. Und jetzt, wo ich schon einige Wochen hier - daheim - bin, muss ich immer zu wieder daran denken. Hat er wirklich trotz der vergangenen Jahre nichts an Aktualität eingebüsst? Liegt vielleicht da der Hase im Pfeffer, dass ich mich irgendwie noch nicht so ganz richtig wieder an die Schweiz gewöhnen will und mir Zentral- und Südamerika gelegentlich doch ein bisschen fehlen. - Ich weiss es nicht, und bestimmt, bestimmt werde ich bald wieder ganz und gar in der Schweiz angekommen sein und mich auch wieder richtig daheim fühlen hier.


Na bitte! Da lächeln sie doch. - Auch in Zürich.


Mein Post vom 20. Oktober 2012: Werum sit ihr so truurig?

Zürich, Schweiz. Er sitzt in einem schwarz glänzenden Mercedes, die Krawatte sitzt so perfekt am gestärkten, weissen Hemdenkragen wie der Anzug über seine Schultern, einem sanften dunkelblauen Wasserfall gleichend, gleitet. Seine leicht grau melierten Haare sind perfekt gestylt und mit wenig Gel dynamisch nach hinten gekämmt. Seine Augen schauen traurig durch rahmenlose Brillengläser und die grosse Frontscheibe in der sich die seicht graue Bewölkung des herbstlichen Hochnebels spiegelt, seine Maulecken scheinen tiefer zu hängen als die Fensterkante der Seitenscheibe. Breit und flach wie eine zum Sprung bereite Albino Raubkatze steht ein schneeweisser Porsche vor ihm, eine aufwendig geschminkte und ebenso frisierte, attraktive blonde Frau, vielleicht Mitte vierzig sitzt im dunklen Buisnessanzug mit gekonnt arrangiertem Decolté im beigen Ledergestühl der flachen Flunder. Sie fuchtelt wild, sitzt alleine im Auto und doch ist ihr aufgeregtes Argumentieren bis durch die schall- und klimakontrollierten Scheiben hörbar. So sexy sie in ihrem Flitzer wirkt, so grimmig schaut sie drein, so killend sind ihre Blicke und fuchtelndend Gesten. Man(n) möchte nicht bei ihr im Porsche sitzen dürfen. In die Freisprechanlage ihres Businessflitzers muss sie schreien, denke ich mir, wie ich an der am Lichtsignal stehenden Kolonne vorbei schlendere. Ein schwarzer VW Golf des vorletzten Modells spiegelt sich im glänzend weissen Porsche, schwarz die Heck- und Seitenscheiben, schwarz und so riesig, dass das Auto einem Cartoon entsprungen zu sein scheint sind die Räder. Trotz des herbstlich frischen Zürcher Stadtmorgens, hängt aus dem Seitenfenster ein Arm an der Seite des Autos runter, ein Zigarettenstummel räuchelt zwischen Zeig- und Mittelfinger. Auf der Heckscheibe prangt ein Symbol so in der Art und Weise eines Arschgeweih Tattoos, wie sich die jungen Damen es zur Zeit grad wieder von ihren Gesässen weglasern lassen weil nicht mehr ganz so toll in Mode. Vor dem Golf steht ein oranger Lieferwagen, vom Bauamt oder einer Bauunternehmung. Bruchteile einer Sekunde scheinen zu vergehen, seit das Lichtsignal von rot auf orange, bald auf grün springt, schon ertönt ein Horn, es schnellt ein halber Oberkörper und ein kurz rasierter Kopf aus dem Golf "Scheisse Mann, pennsch oder was! Fahr Du Arsch, isch grüen Mann!" Der Diesel nagelt und die gestresste, traurige Karavanne zieht dem Lieferwagen folgend von dannen. 

Ich warte bis das Lichtsignal wieder rot schaltet und für mich als Fussgänger grün. Ein dunkler 5er BMW hält korrekt auf dem weissen Balken, nur das Auto ist anders, der traurig Typ hinter dem Lenkrad könnte mit dem Fahrer des Mercedes von eben ausgetauscht werden. Keiner würd's merken. Wie eine Elefanten Herde kommen mir die grau, in dunklem blau oder schwarz gekleideten Menschen über den Fussgängerstreifen entgegen. Als wär es eine Trauergesellschaft, als wäre Schmunzeln verboten, niemand lacht, jeder und jede lugt ernst, bisweilen traurig oder gar gehässig zwischen den hochgeschlagenen Kragenecken hevor. Der Tramstation entlang führt mich mein Weg und es scheint als träfe ich da auf die zweite Gruppe der Trauergesellschaft. 

Später am Tag, ich habe mich bei Orell Füessli mit ein paar noch fehlenden Karten und Reiseführern eingedeckt, kaufe ich mir eine Bratwurst am Stand beim Coop Warenhaus Sankt Annahof. Den Verkäufer hab ich freundlich gegrüsst, er hebt seinen Kopf leicht um mir zu deuten was ich wolle, meine Bratwurst vom Grill hab ich bestellt, das Geld exakt abgezählt bereit. Auf dem klassischen Kartönchen bekomme ich die Wurst, das Bürli hab ich mir durch das Loch im Plexiglasbehälter selbst gefischt. Und doch, der Herr kann sprechen: "Senf?" sagt er nämlich jetzt, "Ja gärn" ein Druck auf die Pumpe und ein lieblos hingepflättertes Pflotsch von Senf tropft über den Rand des Kartönchens. Mein "Dankä vielmal, ufwiederluegä" wird ausser von mir von niemandem wahrgenommen. Es gibt nur ein kleines Chromstahl Stehtischchen und ein an der Wand befestigtes, schmales Tablar das ein paar jungen Bänkern in Anzügen als Stehbar dient. "Döf i mich zu ihnä stellä?" frage ich die Endfünzigerin im Trenchcoat, die selbst grad ihre Bratwurst in einem Senffladen tunkt. Sie steht am Tischchen. Sie sagt nichts, hebt den Kopf leicht nach links und zieht billigend eine Braue hoch. Ich platziere mein Plastiksäckli aus dem Buchladen aufs Tischchen und mampfe genussvoll die Wurst. Die zwei Bänker scheinen unglücklich zu sein, der eine muss wohl schon fast dreissig sein, während der andere unwahrscheinlich jung, fast schon kindlich aussieht und in seinem dunklen Anzug mit den ein wenig zu langen Armen und den ein wenig zu heftig auf den Schuhen aufsitzenden Hosen aussieht wie die Burschen von den Zeugen Jehovas die früher ein, zwei Mal im Jahr an der Türe klingelten. Nur ein Unterschied, die haben immer gesmilt, fast schon krankhaft-freundlich-künstlich gegrinst. Grinsen tut hier keiner. Die beiden unterhalten sich angeregt über ihre Karriere und sind unzufrieden über schwindende Chancen durch anhaltende Restrukturierungen. Erst wie sie sich über potentielle Positionen unterhalten scheint ein bisschen Stimmung aufzukommen, über Verdienst- und Bonus-Möglichkeiten geht es, über Jobs als Kundenberater Ausland, über Junior Fond-Manager, Frust macht sich breit, die Deutschen und die Amis seien Schuld, dass die Chancen die noch vor Jahren bestanden im Auslandberatungsgeschäft satt zu verdienen nicht mehr bestehen. Die stumme Frau hat unterdessen einen Fluch ausgestossen, die Wurst verzehrt hat sie schon ihr Handtäschen umgehängt, bloss etwas stimmt an dem Bild nicht ganz, an ihrem Trenchcoat klebt das Senfkartönli. Unschön, ich reiche ihr ein paar meiner Papierservietten die sie mir mit einem Blick aus den Händen reisst, als hätte ich ihr den Senf an den Mantel gepappt. Weg ist sie. 

Die letzten rund 12 Monate meiner Reise, bevor ich in die Schweiz kam, war ich in Schwellen- und Entwicklungsländern unterwegs. Beinahe ausnahmslos sind mir die Leute freundlich, vor allem aber fröhlich begegnet. In den meisten Ländern kennen sie weder Gesundheits- noch Altersvorsorge, wohnen mit der ganzen Familie in einem Haus das meist aus nur einem Raum besteht. Erst die ein bisschen älteren Kinder, wenn sie nicht mehr so schnell wachsen, bekommen Schuhe, viele Menschen kommen aus einer jüngsten Geschichte von Bürgerkriegen, Folterungen, Mord und Todschlag in den Militärregimen der zentralamerikanischen Ländern. Die meisten Menschen Leben auch heute noch in Armut mit limitierten Möglichkeiten an Bildung zu kommen. Mehr als einmal werde ich von Frauen im Supermarkt gefragt was den die Sachen kosten würden, es ist angeschrieben auf dem Preisschild, bloss sie konnten nie zur Schule gehen, sie können den Preis nicht lesen. Und trotzdem, trotz diesen oft widrigen Lebensumständen, trotz der kompletten Absenz von Vorsorge und Versicherungen begegnen mir die Menschen meist fröhlich, freundlich. Selbst wenn ich mit dem Auto vorbeifahre, winken sie oft und lachen mir zu. Nicht ganz immer, nicht alle sind froh, nicht alle freundlich aber die Mehrheit ist es.

Was ist los mit uns in der Schweiz? Wieso sind wir so traurig? Wie ich in den vergangenen Wochen in der Schweiz unterwegs bin kommt mir immer wieder dieser Song von Mani Matter in den Sinn: "Werum sit dir so truurig?"* Wir haben doch alles, Krankenversicherung, Pension, Auto, Wohnung. War ich auch so bedrückt und traurig unterwegs als ich noch in der Schweiz gelebt und gearbeitet hatte? Vielleicht. Haben wir schon zu viel, hat der materielle Wohlstand in unserem Land einen solchen Schwall von Sorgen mit sich gebracht, wie finanziert man was? Wie bekommt man noch mehr? Besser, grösser, schneller? Oder sind es gerade all diese Dinge die einem traurig durch die Strassen spazieren und fahren lassen. Ich weiss es nicht und nie war es mir so augenfällig wie nach den vielen Monaten die ich im Ausland in zum Teil sehr armen Ländern verbringen durfte.


*leider fand ich im Web keine  Original Version von Mani Matter. Hier kommst Du auf YouTube zu einer sehr schönen Interpretation von Polo Hofer, seiner Schmetterbänd  und Franz Hohler am Cello.


Nichtsdestotrotz. Oder eben erst recht, eine kleine fotografische Hommage an meine geliebte Heimatstadt. Und mein Quartier, den einst so charmant verruchten, mit kleinen ausländischen Läden vollgestopften und heute ach so trendigen Kreis 5.



















Schön wieder hier zu sein!




Grimaldi Tag 26: Stürmischer Tag und...

12. Dezember 2014: 
Wir fahren nun der Küste von Portugal entlang, kurz nach Frühstück weiss das GPS von Mathieu, dass wir gerade vor Lissabon vorbeigezogen sein müssen. Sehen kann man nix, erstens es ist noch dunkel, zweitens es ist schlecht Wetter und Drittens es schaukelt jetzt wirklich kotzverdächtig.

Es sind aber durchwegs lange rollende und nickende Bewegungen die das Schiff macht und auch der Totpunkt der jeweiligen Neigung kommt langsam, gefolgt von einem kurzen in Schräglage verharren, bevor sich das grosse Schiff schwerfällig mit der nächsten Welle abkämpft und in die Gegenrichtung schwingt. Also alles ganz gut verträglich, es saust auch kaum was in der Kabine umher und fast schon wie ein Knirps der des schlechten Wetters wegen ganz brav seine Hausaufgaben erledigt, entsteht dank dieses vielen drinnen seins das erste Photobuch der Reise auf meinem Computer. Einmal mehr, auch wenn es ein regnerischer, stürmischer Tag ist, bin ich glücklich darüber ein Fenster in der Wand unserer Kabine zu haben. Gerade jetzt, wo der Knirps so fleissig an seinen Aufgaben sitzt, blinzelt er gerne mal zwischendurch hinaus in den Sturm. 

Beim Abendessen weiss Gerhard zu berichten, dass die Wellen nicht wirklich gute Fotos ergeben hätten und auch das Schaukeln hat seine Erwartung nicht erfüllt. Mir soll’s recht sein. Ohne Kotzen Schiff fahren ist doch auch schön.



So geht es nämlich auch. Das ar aber damals, auf der Fahrt in die Antarktis. Da hat's dann wirklich und richtig geschaukelt und wir auch wirklich und richtig gekotzt. 

Dienstag, 17. Februar 2015

Grimaldi Tag 25: Suppe im Schritt - oder die perfekte Welle

11. Dezember 2014: Vollkommen dunkel ist es jetzt am Morgen wenn der Wecker klingelt und ich den Vorhang der Kabine aufziehe. Die bevorstehenden Wellen sind natürlich Thema des Frühstücks-Tischs und Gerhard geht mit uns nochmal durch, was der Kapitän gestern erzählt hatte. Vor sieben Jahren hätten sie überhaupt keine Wellen gehabt, als sie mit Grimaldi, übrigens mit genau demselben Kahn, nach Buenos Aires verschifft hätten. Nun hat Gerhard schon mal sein Kabinenfenster geputzt, damit er die Wellen Fotografieren kann, wenn sie dann kommen. Später wird sich Gerhard enttäuscht geben, dass von der grossen Höhe des Schiffes selbst die grössten Wellen nichtig und klein erscheinen würden.

Heute heisst es in der Kabine bleiben.
Wirklich lange müssen wir nicht warten. Das Wetter draussen lässt mich fast nicht wahrnehmen, dass es überhaupt Tag wird. Trüb, grau, regnerisch kündigt sich Europa an. Aus mit dem Sitzen an Deck. Noch kurz vor dem Mittagessen, ich sitze, brav wie vom Kapitän befohlen, in der Kabine und sortiere, bearbeite und lösche Fotos auf dem Computer, merke ich plötzlich, wie ich mit meinem Oberkörper ständig nach links, nach rechts, nach vorne, nach hinten wiege. Das Schaukeln hat begonnen und ich wie der Pendel einer Wahrsagerin schwinge ausgleichend mit.

Am Nachmittag auf dem Rad im Fitnessraum bekomm ich gar ein bisschen Kurvenfahr und Bergauf und –ab Feeling, je nach Nicken und Rollen der Grande Francia. Beim Abendessen gibt es dann das erste kleine Malheur, eine prallgefüllte eineinhalb Liter Petflasche stürzt sich ob der Wellen am Offizierstisch in den Suppenteller von Sandro, dem kleinen, jungen Offizier, der sich immer so primadonnahaft verhält. Nehme ich ein schadenfreudiges Schmunzeln wahr in den Mundecken des einen oder des anderen meiner Tischnachbarn, dass es eben gerade Sandro ist mit der Suppe im Schritt? Nein, bestimmt nicht, das hab ich mir nur eingebildet.  



Montag, 16. Februar 2015

Grimaldi Tag 24: "Oh, thisä wasä nothingää..."

10. Dezember 2014: 
Nach dem Frühstück plaudert der Kapitän ein wenig mit uns und lässt uns wissen, dass wir ab der Küste vor Portugal mit rauer See rechnen müssten, er hätte die Geschwindigkeit verlangsamt, da die Prognose auf besseres Wetter hoffen lasse, wenn wir nicht zu schnell in dieses Gebiet vorstossen. Ausserdem lässt er uns wissen, dass wir sobald die Schaukelei beginnt, nicht mehr nach draussen gehen dürfen. Zu gefährlich sei es, dass man vom unerwarteten Richtungswechsel der Schaukelei erfasst, das Gleichgewicht verlieren und dabei versehentlich über Bord geschleudert werden könnte. Die Meldung sorgt für einige Spannung unter den Passagieren, Gerhard will wissen, wie hoch die Wellen dann sein werden. Der Kapitän sagt, dass er etwa siebeneinhalb bis neuneinhalb Meter erwarten würde. Olivier will wissen von wo denn die Wellen im Verhältnis zum Kurs des Schiffes kämen, der Kapitän überlegt kurz, bevor er mit der einen Hand das Schiff mimt, mit der anderen die stürmischen Wellen, welche das Schiff von Nordosten her treffen würden und dafür sorgen würden, dass der Kahn meist zuerst am Bug auf die Welle steigt um sich dann über die Seite über die Welle abzurollen und so für eine ständige Mischung von Nick- und Rollbewegungen sorgen würde. Wie hoch denn die Wellen zurzeit wären? Olivier, der fragt. „Oh, thisä was nothingää, onäly somä two meter andä halfä!“ gestikuliert unser Chef. Über zehn Meter hätten sie letztes Mal zwischen Tilbury in England und Antwerpen gehabt, damals, als zehn Container von Deck gefegt und in den Ärmelkanal gespült wurden. Kein Problem, beruhigt der kleine Mann, keine sonderliche Herausforderung für das tonnenschwere Grimaldi Schiff, das dafür gebaut sei, aber wir sollten trotzdem sicherheitshalber vor allem in der Kabine bleiben, und auf keinen Fall nach draussen gehen.

Beim Abendessen doppelt er dann nach, ab Morgen Vormittag ist es verboten, nach draussen zu gehen, sobald das Geschaukel losginge. Oliver fragt ob er das dann über den Lautsprecher melden würde, damit wir wüssten ab wann wir nicht mehr nach draussen könnten. Der Kapitän lacht und fuchtelt, das würden wir doch wohl bestimmt selbst merken, wenn es schaukle, Oliver nickt verlegen, von da an eben sei es fertig mit auf Deck gehen.


Nur ganz gering und mit viel gutem Willen kann ich während der Nacht ein Zunehmen des Schaukelns spüren. 

Mittwoch, 11. Februar 2015

Grimaldi Tag 23: Skifahren im Bikini?

9. Dezember 2014: Kanarische Inseln
Heute stehen wir im Mondschein auf. Nicht nur die kürzeren Tage auch das definitive Ende des Kurzehosen-Wetters lässt uns ungefiltert wissen, dass der Kurs unseres Schiffs Nord ist. Mehr noch, dass in der nördlichen Hemisphäre der Winter herrscht und dass das Licht sich mit jedem Tag ein bisschen später zeigt und ein wenig früher Feierabend macht. Nach dem Frühstück steigt aber hinter wenigen Wolken im Osten über dem Horizont die Sonne auf und lockt mich an Deck.

Kurze Hosen sind nun aber definitiv Out. Trotzdem, im Windschatten und an der Sonne ist es immer noch richtig schön draussen. Auf Deck 12 sitzend erzählt Ursi was von Engelberg, wo die Girls sich an der Winter-Sonne des tiefverschneiten Skigebietes in Bikinis bräunen würden, so warm würde die Sonne strahlen. Vielleicht sollt‘ ich doch wieder mit Skifahren beginnen, wenn ich wieder in der Schweiz bin. Das tönt mir nach einer lohnenden Ergänzung zur Panorama-Aussicht vom Bergrestaurant.

Der Wechsel auf die Westseite am Nachmittag ist fast schon sowas wie Standard geworden. Nun, als ich erste Grüppchen der kanarischen Inseln erblicken kann, darf auch die Garmin-Tussi, die so wenig sagen durfte die letzten Wochen, aus dem Standby-Schlaf aufwachen. Bis sie das Erfassen von Satelliten auf ihrem kleinen GPS Bildschirm meldet, vergeht fast eine Viertelstunde, ich hör die schon Jammern, sie hätte nicht genügend Akku-Power und möchte angesteckt werde bevor sie was anzeigen kann. Aber ich verdächtige sie zu Unrecht und erkenne die kanarischen Inseln, westlich von uns auf dem kleinen Bildschirm. Wenig später meldet sich auch mein Handy und weiss, dass es sich im spanischen Handynetz eingeklinkt hat. Zum ersten Mal wieder europäische Verbindung, auch wenn noch vor der Küste Afrikas. Vor Fuerteventura und auch entlang der schwarzen Vulkaninsel Lanzarote ziehen wir so nahe vorbei, dass wir die Ansammlung der hellen Gebäude entlang der Küsten sehen können, die verraten, wo sich die Inselstädtchen befinden.


Rund eine Stunde vor dem Abendessen hat sich die Sonne hinter ein Wolkenband am Horizont gesenkt und die letzten Ausläufer von Lanzarote sind südöstlich von uns gerade noch zu erkennen. Nach dem Abendessen hat sich die Nacht schon über die Grande Francia gelegt und es weht ein zunehmend frischerer Wind. Trotzdem, alles in allem denke ich, gleicht der Winter auf den Kanarischen Inseln wohl eher einem spät Herbst Tag zu Hause in der Schweiz, als irgendetwas, das wir mit Winter assoziieren.  



Donnerstag, 5. Februar 2015

Grimaldi Tag 21 & 22: Auf See

7. und 8. Dezember 2014:


Es ging schnell gestern Abend und das Signal des senegalesischen Handynetzes hatte sich verabschiedet. Als ich an diesem ersten Tage der längsten Zeit ohne Harbor-Call, ohne Hafen-Stopp, auf Deck 13 der Grimaldi steige liegen schon über 400 Kilometer zwischen Senegals Hafenstadt Dakar und der momentanen Position der Grande Francia.

Kurz nach dem Frühstück schon locken erste warme Sonnenstrahlen auf der Ostseite des Schiffes nach draussen. Fast den ganzen Tag verbringen wir auf Deck, den Vormittag auf der Osten zu gewandten Seite des Schiffes, den Nachmittag der dem Westen zu gewandten Hälfte. Der Wind ist zwar schon ordentlich frisch und will uns immer wieder dran erinnern, dass wir nun in der nördlichen Hemisphäre, also doch eigentlich im Winter unterwegs sind. An der Sonne an einem windschattigen Plätzchen liest und schreibt es sich, noch immer in kurzen Hosen, perfekt. Winter hin oder her. Einzig die Zeit zum Essen oder für ein bisschen Velo, Laufband oder Rudermaschine im finsteren Fitnesskeller bringen uns zurück ins Innere. Nach dem Abendessen kommt Domenico mit einer Kiste voller kitschigen Weihnachtsschmucks daher und gemeinsam dekorieren wir den Aufenthaltsraum, gelegentlich uns selbst ein bisschen, bevor wir alle vergnügt und obwohl kaum etwas gemacht, müde in unseren Kojen verschwinden.


Ein Zwilling des 7. könnte der 8. Dezember an Bord der Grande Francia sein. Ausser dem Datum das ich in mein Tagebuch schreibe und dem Buch das ich lese hat sich wenig verändert. Die Tage werden merklich kürzer, der Wind zusehends kühler. Vor dem Abendessen gibt es einen kleinen Apéro, Glad und Mathieu feiern ihren dreizehnten Hochzeitstag. Sie haben aus ihrem Land Rover eine prächtige Flasche uruguayischen Roten geholt und bei Francesco zwei Flaschen Prosecco gekauft. Wow, was für ein Genuss, der schwere Rotwein, ein Merlot-Tannat verschnitt, nach dem vielen leichten Vino de Mesa zum Essen hier an Bord wird einem der Delikatessen-Faktor eines so schönen Weines wahrlich bewusst. Nach dem Essen inhalieren wir die Reste aus den Flaschen des Apéro’s bevor wir in die Betten unserer Kabinen sinken. - Trotz Vino Tinto, ein jeder und eine jede in seiner/ihrer Kabine notabene.  

Dienstag, 3. Februar 2015

Grimaldi Tag 20: Au revior Senegal, adieu Afrique

6. Dezember 2014: 

Dubai? - Nein, nein, ich bin in Senegal!
Vor dem Frühstück gehe ich kurz auf Deck, die Sonne ist eben aufgegangen der Kran ist wieder in Betrieb, die hölzerne Stahlseilrolle steht hinten, leer, auf Deck 13. Von der Crew ist heute niemand der Offiziere zum Frühstück hier. Vermutlich haben die meisten bis tief in die Nacht gearbeitet um den Schiffskran 2 wieder flott zu bringen. Oben auf Deck ist der Erfolg der nächtlichen Aktion offensichtlich. Der Kran hievt wieder Container an Board. Sie müssen alle leer sein, denn sie werden nur noch mit einem Stahlseil mit lediglich zwei Haken, diagonal jeder an einer Ecke des 40 Fuss Container befestigt, vom Dock auf das Deck befördert. Oben auf Deck ist schon alles ziemlich voll und die Hafenarbeiter klettern mit einer Aluminium Leiter auf die nächsten Container oder fahren mit dem Container am Haken Lift, hinauf in die Höhe wo sie den nächsten Container abhängen und mit den bereits aufgeladenen verschrauben müssen.

Heute geht es flinker

Noch hat es viele Container auf Dock

Auch unten auf Dock wird gearbeitet. Also da herrscht jetzt plötzlich eine Aktion das hättest Du Dir noch gestern nicht vorstellen können. Da hockte noch da und dort einer zwischen den alten Autos in der Hoffnung möglichst lange nicht entdeckt zu werden und so den Arbeitstag zur Pause zu machen und lediglich die Pausen zur Arbeitszeit. Gelegentlich schlich da auch einer in die alten Überlandlastwagen aus Europa die auf dem Dock stehen, in der Schlafkabine der alten Überländer drückt's sich besonders gut vor der Arbeit. Aber heute, die Lethargie der letzten eineinhalb Tage ist wie weggeblasen, da hockt schon noch da und dort ein Drückeberger der, sich ungeahnt des guten Blickes von hier oben, zwischen den Autos verkriecht oder das Morgengebet durch eine lange Pause, hockend auf seinem Gebetskarton zu verlängern sucht. 

20 Fuss, 40 Fuss, High Cube, alles kommt an Bord

Ganz generell aber läuft da richtig was. Die TREX Container-Lifter hieven in einem fort Container auf die Schlepper die ihrerseits mit je zwei Container von der Grande Francia verschluckt und alsbald mit leeren Aufliegern wieder ausgespuckt werden. Erinnerst Du Dich an die Container mit Rohkaffee von denen ich Dir früher erzählte? Die sind alle draussen und auf dem Cargodeck muss es nun reichlich Platz haben. Auch diese Container scheinen mir alle leer zu sein, schnelles Arbeiten mit den rostroten und meerblauen Container geht auf Kosten der Präzision und wenn die Stahlboxen aneinander oder auf den Auflieger prallen scheppert es erstaunlich blechern, was mich eben auf dessen Beladung mit nichts als afrikanischer Luft schliessen lässt.

Beladung für alles was ins Cargo Deck chauffiert wird

Da braust er an der Luxus-Liner

Zwischen den gebrauchten Wagen und den zwischengelagerten Containern schiesst ein brandneuer Range Rover, eine Staubwolke hinter sich herziehend durch die Gassen. Ein ganz neues Modell, die bläulichen LED Scheinwerfer stechen durch die Staubige Luft des Hafen wie die Laserschwerter eines Sciencefiction Helden. Der Bug senkt sich leicht, das Heck hebt sich an als eine Serie von grell rot leuchtenden LED’s das abrupte Bremsmanöver des Fahrers verkünden. Am Ende seiner Beschleunigungsgasse lässt er einen Lastwagen passieren und fährt dann in einem grossen Bogen, als würde er mit der Nobelkarosse vor dem Opernhaus in Zürich vorfahren, vor einen Sattelschlepper an dem ein anderer, einzelner Hafenarbeiter beschäftigt ist. Der Fahrer hängt lässig aus dem 150‘000 Dollar Auto und lamentiert, für mich hier oben lautlos, gestikulierend aus dem Fenster. Der andere geht zum Seitenfenster hin, ein kurzer Schwatz, dann geht der andere vorne ums Auto, nickt anerkennend mit dem Kopf, gar fast mit dem ganzen Oberkörper, wie er wieder zurück ans Seitenfester steht. Ein bisschen weiterlabbern, noch ein zwei Sattelschlepper passieren lassen, dann lässt der Driver den Kompressor geladene V8 röhren und lässt den anderen in einer Staubwolke stehen. Der Wagen saust in eine Sackgasse, wo ausschliesslich alte, verstaubte Gebrauchtwagen rumstehen und einige Typen sich unter der Haube eines alten Autos das nicht mehr starten mag zu schaffen machen. Der elegant dunkel-metallic lackierte, aber mit viel weissem Schutzplastik beklebte Range dreht ein und setzt dann ganz vorsichtig langsam zurück. Majestätisch langsam rollt die Nobelkarosse neben die  alte Gurke mit der offenen Haube. Der Fahrer hängt im Seitenfenster, das Grinsen seiner weissen Zähne ist bis hoch aufs Grimaldi Deck zu erkennen. Drei Köpfe kommen unter der Haube des alten Autos hervor, händchenschüttelnd wird die Karre beäugt, ein bisschen auf den Kotflügel getätschelt und schon stehen auch die drei in einer aus den Auspuffrohren des V8 aufgeblasenen Staubwolke. Scheint keiner zu kümmern, sie gucken der Kiste nach, dann schauen sie einander an und nicken anerkennend. Verfahren wird er sich wohl nicht haben, wie der Fahrer nochmals hoch in die Gasse wo er herkam einbiegen will. „Merde!“ glaubt man ihn hinter der getönten Frontscheibe fluchen hören. Er wartet einen Moment aber die Container Schlepper und Lader scheinen sich nicht entwirren zu wollen. Er setzt wieder vorsichtig zurück, nochmals ein letzter vergnüglicher Druck aufs elektronische Gaspedal, den ersten, beeindruckten Typen am Sattelschlepper nochmals den Staub und Sand knisternd zwischen den Grinszähnen zu lassen, dann biegt er ein und parkt den Range in einer Reihe hinter den UN Toyotas, wo das Luxus Auto bei all den Pick-Ups und den hochbeinigen hardcore 4x4 Wagen mit Schnorchel ein bisschen deplatziert wirkt.
"Hey Kumpel schau mal was ich hab!"

Weiter geht die show-off Tour

"Tolle Kiste, Kumpel!"

Wwwwrooooooommmm...

...quiiiitsch...

...da bin ich...

...schade...

...schon ist der Ausflug in die High-Society zu Ende.

Irgendwann weicht die Emsigkeit auf Deck und Dock. Vorne auf dem Container Deck sind nur noch die letzten Hafenarbeiter am Werkeln und einer der Grimaldi Offiziere klettert mit einer Aluleiter auf und ab, überprüft die Befestigungen und hakt etwas auf seinem Klemmbrett ab. Dem endlos hungrig scheinenden Schlund der Grande Francia werden keine Container mehr gefüttert, stattdessen spuckt sie einen nach dem anderen, gelegentlich ein kleines Grüppchen der schwarzen Hafenarbeiter über ihre grosse gelbschwarze Rampe aus. Die Grimaldi eigenen Fahrzeuge sind schon alle wieder an Bord und wohl fest verzurrt unten auf den Fahrzeug Decks.


Wolken von lehmig-sandigem Wasser qualmen im grünblau des Hafenbeckens als der Motor und die Booster die Grande Francia langsam kontrolliert vom Dock weg bewegen. Schon bald klettert der Lotse die Strickleiter runter und unser Ro/Co-Schiff nimmt Kurs Richtung Norden.     

Ob neu und getarnt...

 
...oder schrottig alt...
 
...am Hafen von Dakar...

...gibt es von allem...

...ein bisschen etwas.
 
Die neuen LKWs kommen von Brasilien und waren an Bord der Grande Francia

Mittagspause oder Mittagsgebet.

Noch ist niemand auf der Brücke aber gleich...

...geht es los und wir...

...verlassen Senegal und stechen in den Atlantik nordwärts.