Gewiss hast' auch schon von Mexikos Gefährlichkeit gehört. Hier werden ja Leute entführt, geköpft, erschossen, ausgeraubt und überhaupt. So mindestens geht es in diesem Land zu und her wenn man den Medien, vorab jenen des nördlichen Nachbarlandes, den sich gerne als Amerika bezeichnenden USA glauben soll.
Stationär bin ich nun seit fast drei Wochen, in San Miguel de Allende, unweit des grossen Molochs Mexico City. Als regelmässige blue truck Bloggerin oder Blogger weisst Du, dass ich hier ganze vier Stunden jeden Tag ganz brav - ja das kann ich (fast) - ruhig sitze und den Spanisch-Unterricht besuche.
In der lokalen Zeitung der Stadt gibt es jede Woche einen Polizei-Rapport, der dieser Woche war der längste, wohl auf das lange Wochenende des Dia de la Revolución zurückzuführen.
Zugegeben ich habe mich in meiner geliebten Heimatstadt Zürich nie um diese Informationen bemüht, denke mir aber, dass die Stadtpolizei Zürich ein Fest machen würde, wenn die registrierten Vergehen einer Woche sich auf einem 10 x 16 Zentimeter kleinen Zeitungsartikel auflisten liessen. Einen Vergleich mit US amerikanischen Städten möchte ich gar nicht erst in Erwägung ziehen. Dem Land in dem von den Medien schon eine regelrechte Negativ-Kampagne gegen Mexico geführt wird. Die mitunter einen katastrophalen Einfluss auf die ohnehin schwierige wirtschaftliche Situation des Landes hat.
Natürlich; San Miguel de Allende ist ein friedliches Städtchen, natürlich San Miguel alleine gibt keinen objektiven Blick auf das Land und dessen Zustand in Bezug auf Kriminalität und Sicherheit. Aber es ist ein gutes Beispiel, dass es im grössten Teil des Landes friedlich zu und her geht, die Leute gastfreundlich sind und wie wir in der Schweiz oder die meisten Menschen den USA ganz einfach ihrem normalen Leben nachgehen wollen und das ist für die wenigsten Mord und Totschlag, Drogenhandel oder Raub. Ja, es gibt sie, die Bandenkriege, die Erhängten und Geköpften, die Ausgeraubten und Erschossenen, den Frauenhandel und Menschenschmuggel – auch in Mexico. Aber gibt es das alles nicht auch in europäischen Städten, erst recht im gun-lover Country USA, wo die Knarren wohl lockerer sitzen als in irgendeinem anderen sich zivilisiert nennenden westlichen Land.
Nach gut zwei Monaten des Reisens in Mexico ist meine persönliche Bilanz, dass dem Land mit der Negativ-Kampagne in den nordamerikanischen Medien Unrecht getan wird und das ohnehin schwer von Problemen gebeutelte Land noch mehr Schwierigkeiten hat. Der grösste Teil der Nordamerikanischen Touristen bleibt aus und der wichtige Aussenhandel mit Kanada und den USA geriet nicht nur der Wirtschaftskriese wegen ins Stocken.
Viva Mexico!