Samstag, 31. Januar 2015

Grimaldi Tag 19: Dakar

5. Dezember 2014: 


Schon kurz vor dem Frühstück steige ich hoch auf Deck 13 um runter zu schauen, was da unterdessen alles so passiert ist. Tatsächlich erkenne ich einige der Lastwagen und Feuerwehrautos auf dem Dock, die wir in Santos zugeladen hatten. Nach dem Frühstück bin ich gleich wieder oben auf Deck und verfolge das Treiben unten am Hafen. Irgendwie läuft hier sehr viel kreuz und quer, habe ich den Eindruck. Viele der gebrauchten Wagen scheinen bewegt zu werden. Andere werden gestossen, generell herrscht eher ein bisschen ein Chaos auf dem Dock, es gibt offensichtlich zu wenig Platz. Draussen vor dem Eingang in den Hafen sehe ich zwei Autotransporter stehen, es wird aber später Abend, bis diese mit je sieben der weissen UN Ford SUVs beladen aus dem Hafen rollen. Das gibt immer hin ein wenig Platz.


Über Mittag läuft nichts. Überall haben sich die Hafenmitarbeiter irgendwohin zurück gezogen, auf einer leeren Palette oder einem ausgebreiteten Stück Karton haben sie sich zum Mittagsgebet zurück gezogen, die Schuhe sind säuberlich neben dem Karton platziert, die Füsse gewaschen und alle sind sie egal wo und wie versteckt sie auf dem Dock verteilt sind, gleich ausgerichtet. Stehen, knien, vornüberbeugen und alles nochmal und wieder und wieder. Richtung Mekka beten scheint auch gleich das tägliche Fitness Programm mit einzuschliessen.



Am späteren Nachmittag entdecke ich zum ersten Mal zwei Frauen unter den vielen Hafenarbeitern, auch sie tragen orange-gelbe Leuchtwesten, sind aber in knöchellange, bunte Kleider gehüllt, der blaue Bauhelm erspart ihnen wohl eine Kopfbedeckung zu tragen. Sie scheinen eine administrative Aufgabe zu haben und sind zackigen Schrittes, jede an einem ganz anderen Ort des Docks, mit ihren Clip-Boards unterwegs und nehmen irgendwelche Daten von den parkierten Fahrzeugen auf. Nicht anders als sonst wo auf dieser Welt, drehen sich die Männerköpfe alle in ein und dieselbe Richtung  wenn die Frauen in ihren langen Roben an ihnen vorbei zu schweben scheinen.






Vorne auf dem Loading-Deck vor der Brücke werden eifrig Container, ab-, auf- und umgeladen. Irgendwie lässt sich schwer eine System erkennen wie das hier alles abläuft. Eindrücklich aber wie die afrikanischen Hafenarbeiter auf den Container-Liftern mitfahren, als wär’s ein Personenlift. Einem schweizerisch korrekten Unfallversicherungsexperten würden die Haare zu Berge stehen, ob dem leichtfertigen Auf und Ab, Hin und Her und den Arbeitern die sich zwischen den Containern befinden wenn der nächste schon über ihnen am Kran baumelt. Am Nachmittag kommt die Arbeit auf dem Container Deck zum Erliegen. Liegen tun auch die lokalen Dockarbeiter, rumliegen, auf dem Deck. Dagegen arbeiten die Grimaldi Leute in ihren schwarzen Overalls hektisch daran den Kran wieder in Stand zu stellen.  Nach dem Abendessen liegt eine grosse Stahlseilrolle auf Deck 13 und der Kran hat seinen Arm einer müden Giraffe gleich auf Deck gesenkt. Bevor ich mich ins Bett haue gehe ich nochmals hoch auf Deck, unterdessen ist das Stahlseil von der Rolle und in einer endlos scheinenden Schlange erstreckt sich das 4 cm dicke Kabel in grossen Bogen über Deck 13. Vorne wo der Kran ist wird gearbeitet, geschmirgelt, Funken sprühen einem Feuerwerk gleich in die feucht-schwüle Nacht, es wird geschweisst. 













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