Freitag, 9. Januar 2015

Grimaldi Tag 10: Vitoria

26. November:


Am Morgen gehe ich noch vor dem Frühstück auf Deck und bin überrascht, dass eigentlich gar nichts mehr passiert ist. Mindestens scheint es mir so. Auf dem Quai rollt ein schwarz glänzender Chevi Pick-Up mit goldenem Schriftzug „Policia Federal“ und pfeilförmigen Polizeilichtern auf dem Dach heran und kommt neben der Rampe zum Stehen. Zwei Typen in ziviler Kleidung mit einer schwarzen Weste mit demselben goldenen Schriftzug auf dem Rücken marschieren die Rampe hoch ins Schiff. Stunden später beginnt erst der ganze Ab- und Belade Prozess. Ein halbes Dutzend verschiedener Audi Modelle, mehr oder weniger in weissen Plastik gehüllt verlassen das Schiff. Werden ausgiebig von vielen Hafenarbeitern gemustert und schon bald auf einen Autotransporter aufgeladen, der im Verlaufe des Morgens anrollt.


Vorne wird mit dem Aufladen von weiteren Containern begonnen, dieses Mal mit den schiffseigenen Liebherr Kränen. Alles scheint weniger koordiniert als in Santos. Obwohl viel weniger Auf- und Abgeladen wird, dauert alles irgendwie lange. Über Mittag steht alles während zwei Stunden still. Erstaunlich, dass in einem Hafen wo bestimmt Grimaldi pro Anlegestunde zehntausende von Dollar bezahlen muss nicht Schicht gearbeitet wird.


Am Nachmittag kommt ein starker Wind auf, der es sogar für uns ungemütlich macht an Deck zu sitzen und zu lesen. Die Container schaukeln gefährlich an den Haken und werden immer ungenauer auf Deck gesetzt. Irgendwann nach 15:00 kommt alles zum Stillstand. Beim Abendessen fragen wir den Captain, was es auf sich hätte mit der Sache, ob es zu viel Wind hätte. Er kneift die Augen zu während er gleichzeitig die Brauen hochzieht, mit der rechten Hand macht er eine typisch italienische Handbewegung und meint auf Italo-Englisch: „Boahh, zu viel Wind, vergiss es, immer dasselbe hier in Vitoria, faule Säcke, die wollen nicht…“ Auch er will nicht, sich festlegen, wann wir hier auslaufen würden.


Irgendwann muss dann doch wieder gearbeitet worden sein in dieser Nacht. Denn… das wirst Du demnächst erfahren.




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