26. November:
Am Morgen gehe ich noch vor dem
Frühstück auf Deck und bin überrascht, dass eigentlich gar nichts mehr passiert
ist. Mindestens scheint es mir so. Auf dem Quai rollt ein schwarz glänzender
Chevi Pick-Up mit goldenem Schriftzug „Policia Federal“ und pfeilförmigen
Polizeilichtern auf dem Dach heran und kommt neben der Rampe zum Stehen. Zwei
Typen in ziviler Kleidung mit einer schwarzen Weste mit demselben goldenen Schriftzug
auf dem Rücken marschieren die Rampe hoch ins Schiff. Stunden später beginnt
erst der ganze Ab- und Belade Prozess. Ein halbes Dutzend verschiedener Audi
Modelle, mehr oder weniger in weissen Plastik gehüllt verlassen das Schiff.
Werden ausgiebig von vielen Hafenarbeitern gemustert und schon bald auf einen
Autotransporter aufgeladen, der im Verlaufe des Morgens anrollt.
Vorne wird mit dem Aufladen von
weiteren Containern begonnen, dieses Mal mit den schiffseigenen Liebherr
Kränen. Alles scheint weniger koordiniert als in Santos. Obwohl viel weniger
Auf- und Abgeladen wird, dauert alles irgendwie lange. Über Mittag steht alles
während zwei Stunden still. Erstaunlich, dass in einem Hafen wo bestimmt
Grimaldi pro Anlegestunde zehntausende von Dollar bezahlen muss nicht Schicht
gearbeitet wird.
Am Nachmittag kommt ein starker
Wind auf, der es sogar für uns ungemütlich macht an Deck zu sitzen und zu
lesen. Die Container schaukeln gefährlich an den Haken und werden immer
ungenauer auf Deck gesetzt. Irgendwann nach 15:00 kommt alles zum Stillstand.
Beim Abendessen fragen wir den Captain, was es auf sich hätte mit der Sache, ob
es zu viel Wind hätte. Er kneift die Augen zu während er gleichzeitig die
Brauen hochzieht, mit der rechten Hand macht er eine typisch italienische
Handbewegung und meint auf Italo-Englisch: „Boahh, zu viel Wind, vergiss es,
immer dasselbe hier in Vitoria, faule Säcke, die wollen nicht…“ Auch er will
nicht, sich festlegen, wann wir hier auslaufen würden.
Irgendwann muss dann doch wieder
gearbeitet worden sein in dieser Nacht. Denn… das wirst Du demnächst erfahren.
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