the blue truck: Februar 2012

Mittwoch, 29. Februar 2012

Bunt, Schön, Schnell

Es pfeift hinter mir, laut und immer höher. Der Turbolader eines starken Dieselmotors sorgt mit steigender Drehzahl für dieses an eine Hundepfeife erinnernde hohe Geräusch. Wie ein überdimensionaler Schlund erscheint das Kühlergitter des Busses der mit ständigem vom Gas rauf und runter gehen entsprechend milimeter nah aufschliesst um gleich wieder ein bisschen, wirklich nur ein bisschen, Abstand zu gewinnen in dem der Pilot seinen Fuss kurz, ganz kurz vom Gas nimmt - um gleich wieder den Turbo pfeifen zu lassen - unmissverständlich sein Wille zum Überholen kundtuend. Gegenverkehr? Nicht wirklich relevant für sein Überholmanöver. Getreu dem Motto "der stärkere hat Vortritt" folgend.

Und schon ist er vorbei, die bevorstehende Kurve sorgt den Fahrer wenig und er bemüht sich gar nicht erst wieder einzuschwänken. Weiter geht's, immer schön am Gas hängen, wird wohl keiner kommen...

In Guatemala ist der öffentliche Verkehr nicht reguliert. Die Busse, meist einstige Schulbusse aus den USA sind wunderschön bunt hergerichtet. Vor allem aber sind sie schnell. Längst vorbei die Zeiten von müden, alten, stinkenden Diesel Motoren, die Busse sind gar nicht so alt wie sie aussehen und sind mit starken Turbomotoren bestückt. Es gibt mehrere Unternehmen, welche die selben Linien bedienen, entsprechend ist es für die Piloten dieser Busse ein Rennen von einer Station zur nächsten, denn nur wer als erster dort ankommt schnappt sich das Geschäft, die Passagiere. So werden die Maschinen bergwerts unermüdlich in Höchstdrehzahlen gehetzt, die Bremsen skrupellos gestraft, wenn es bergab geht und nicht selten sitzt der Packer noch oben auf dem Buss und verzurrt die Koffer, Reifen, Packete, wenn der Bus schon wieder mit Vollgas in die nächste Kurve kippt oder zum Überholen eines Mitbewerbers ansetzt.

Und wenn man das ganze mit wesentlich gemütlicherer Fahrweise angeht und auch mal vom Gas geht wenn die Busse neben einem herrollen wenn schon der nächste Lastwagen um die Ecke entgegenkommt, und der Beifahrer wilde fuchtelnd aus der Türe hängt, dann macht das wirklich Spass, diesem bunten Spektakel und dem unermüdlichen Beispiel eines kompetitiven Marktes zu zuschauen. Von den wunderbar bunten Kunstwerken aus Farbe, Chrom und Lichtern gar nicht zu reden.

Oft schneller als die Camera!

Dienstag, 28. Februar 2012

Toyota's ohne Ende

Fertig ist es mit den mexikanischen Käfern. Guatemala ist definitiv von Toyota Pick-up Trucks dominiert. Modelle sämtlicher Generationen dieses beinahe unverwüstlichen Modells kurven hier umher. Ob mit Obst zum Markt mit Lastwagenreifen zum Kunden, mit einer Menge Menschen auf der Brücke als Taxi, hier sind sie überall.

Versuch mal mich zu stoppen!

Ein Glace Plausch auf der Brücke des Toyotas

So weit das Auge reicht.

Überladen, nee!

Ganz bestimmt nicht!

Nie!

Ehrlich!

Pimped.

Blinde Passagiere

Na? Wer sitzt denn da plötzlich auf dem Dach des Mitsubishi's von Toni & Felix?

Und, nein, ich bin kein Photoshopper!

Montag, 20. Februar 2012

Hommage an Mexico

Ein wahrlich wunderbares Land durfte ich während den vergangenen Monaten meiner Reise kennen lernen. Das Mexico das ich erleben und erfahren durfte, wird demjenigen von Drogen-Mafia und Bandenkriegen, von Taschendieben und Strassenräubern ebenso wenig gerecht wie dem von, namentlich den US-amerikanischen Medien, gezeichneten Bildes von Mord und Totschlagm von Gesetzlosigkeit und unwahrscheinlicher krimineller Brutalität.

Stattdessen erlebte ich ein Mexico von atemberaubender Vielfalt und Schönheit. Allem voran mit unwahrscheinlich herzlichen, freundlichen, fröhlichen Menschen. Während die US Medien berichten von Mexikanern die ihr Leben riskieren um in das vermeintliche Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu kommen, treffe ich Menschen, die nach einigen Jahren in den USA froh sind, wieder hier zu leben. In ihrem Land, ihrem Mexico, wo die Leute freundlich sind, das essen gut und das Leben ein erträgliches Tempo hat.

"In den USA habe ich gelebt, einige Jahre" erzählt mir ein Tankwart "war das ein Stress, ich habe zwar soviel in der Stunde verdient wie ich hier in einem ganzen Tag nach 8 Stunden Arbeit verdiene, aber es war auch alles teuer und meine Familie war nicht da..." Familienzusammenhalt, etwas ganz wichtiges für die Mexikaner, ältere und kranke Menschen werden von ihrer Familie getragen, ein staatliches System das für die Menschen sorgt wenn sie selbst nicht mehr immer für sich sorgen können gibt es nicht. Die Familie springt in diese Bresche.

Sicher, Mexico hat seine Probleme, sicher sind die Grenzregionen zu den USA gefährlich, ganz bestimmt werden die Grenzstädte zu den Nadelöhren des Drogentransportes zwischen den produzierenden zentralamerikanischen Ländern und den USA mit ihrem unstillbaren Konsumhunger, mitunter auch und gerade für eben diese Drogen. Herausforderungen die in den Medien gerne als Mexico's Probleme dargestellt werden. Ein ziemlich vereinfachte Darstellung eines weitreichenden und komplexen Problems.

Als Reisender wird man, mit ein wenig Umsicht, davon kaum berührt. Stattdessen begegnen einem freundliche, lachende, fröhliche Menschen, welche einem einladen ihr Gast zu sein, die einem von ihrem am Sonntag am Strand gegrillten Fisch anbieten, einem Kinder und Enkelkinder mit grosser Freunde präsentieren und das, oft Wenige, was sie haben von Herzen gerne mit einem Teilen.

Ein faszinierendes Land bewohnt von eben solchen Menschen. Schon freue ich mich auf meinen nächsten Besuch als Gast in diesem spannenden, abwechslungsreichen, freundlichen Land.