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Dienstag, 30. September 2014

4 - 3 - 2 - 1 - Jetzt!

Flashback würde man dem wohl auf Neudeutsch sagen. Also wenn ich Dir jetzt gestern schon verraten habe, dass ich nun auf den Tag genau vor vier Jahren zum ersten Mal auf meiner Reise nicht mehr in der Schweiz sondern in den USA, im Hause der Stebler's aufwachte, dann nehm ich Dich jetzt ein, zwei, drei Jahre mit in die Vergangenheit dieses Trips. 


Am 30. September 2011 habe ich auf Mexico's Baja California Halbinsel, direkt an der prächtig warmen Sea of Cortez gecampt. Nicht ohne dass ich den blue truck zuvor schweren Herzens auf einer kleinen, salznassen Strasse die nur bei Ebbe befahrbar ist unmittelbar den Klippen entlang zu diesem fantastischen Örtchen steuerte. Den Ort hat mir Richard verraten und getroffen habe ich dort unter anderen auch Donna - siehe Meet and Greet!


Und was ist denn jetzt das? Ein solch prächtiges Alpenpanorama am 30. September 2012? - Ja richtig, Alpenpanorama! - Wie kommt den das, der ist doch auf einer Reise auf den amerikanischen Kontinenten, da gibt's doch keine Alpen. Und das stimmt schon so. Vor zwei Jahren war ich für einen Heimat- und Zügelurlaub, meine Eltern sind von ihrem Haus in eine nette Wohnung umgezogen, in der Schweiz und habe bei dieser Gelegenheit meine Suzuki über den einen oder anderen Alpenpass gejagt. So eben auch an diesem letzten September Sonntag 2012. 


Und beim Bergpanorama bleiben wir auch gleich, ein Jahr später, genau am 30. September 2013 guckte ich in Bolivien von den Anden Auslegern hinunter Richtung Osten in die fruchtbaren tropischen Täler, bevor es auf der berühmt-berüchtigten Todesstrecke wieder hoch hinauf in die Anden ging.


Und heute? Am 30. September 2014, dem vierten Jahrestag meiner Reise auf dem amerikanischen Kontinent? Heute kann ich vor allem eines machen, alle denen die sich über den verregneten Sommer zu Hause in der Schweiz so wenig gefreut haben ein bisschen Trost spenden. Brasilien, Sonne, Strand und Meer. Ja genau, das heisst hier auch ganz stilecht SURFCAMP, nur mit Surfen ist so wenig los wie mit Baden oder sich in die Sonne räkeln . Es schifft zum Jubiläum in Strömen. Ein bisschen Angewöhnung für die baldige Heimkehr mitten in den schweizerischen Winter.

Bis bald!




Sonntag, 30. Oktober 2011

La Paz - Topolobampo


Die Fähre von La Paz hat mich auf einer spannenden Fahrt nach Topolobampos (heisst wirklich so!) gebracht. Demnächst eine kleine Story zur Überfahrt. Stay tuned.

Geister?

Nissan?


...also ich seh da keinen.

Ohne Worte...


...oder fast: Zum Glück brauch ich noch keine Unterhosen kaufen.

Dienstag, 18. Oktober 2011

Ich finde zu Jesus

Angst gemacht haben sie mir, die Geschichten die ich gehört habe über die mexikanischen Tankstellen und deren Tankwarte. Da war von garantiert beschissen werden die Rede, von vermeintlichen Problemen mit dem Auto zur Ablenkung, von ganzen Horden von auf Dich einblabbernden Tankwarten. Von nicht zurückgestellten Tanksäulen Zählern. Von Fingern um die sich stapelweise Geldscheine schlängeln und dein 500er dann plötzlich zum 50er verkommt.

Gut. Gegen die falsch kalibrierten Säulen, da kannst‘ echt nicht viel machen, ausser staunen, dass in Deinem Tank ganz plötzlich so viel Platz hat. Hab ich jetzt doch für den Preis des 150 Liter Zusatztankes damals in der Schweiz einen 180 Liter Tank bekommen? Na war doch ein guter Deal, nicht? Nicht?

So habe ich gebrühtet, studiert, in der Nacht wach gelegen, wie ich dem Problem Tanken in Mexico Herr werden könnte. „Always keep control“ eine Devise die ich von einem guten Freund vor vielen Jahren adoptiert habe und die mich bis heute nicht auflaufen liess.

So fahre ich dann vor der Tankstelle vor, hab mich unterwegs bei anderen Reisenden schon ein bisschen umgehört wo es sich den besser tankt, meine Tankdeckel sind verschlossen. Ich fahre mit einem grossen Bogen vor der Diesel Säule vor. Noch sitze ich im blue truck, blick in den Spiegel: Der Tankwart nervös am Tankdeckel dreht. Abgeschlossen, Sorry. Aber jetzt kommt er erst mein Auftritt: Ich springe hastig aus dem Toyota, wenn ich die Fahrertüre zustosse, dann ist auch gleich abgeschlossen, ich liebe die alte, simple Technik. Euphorisch fast schon, springe ich um den Wagen zum Tankwart, der mich stumm aber mit grossen, vorwurfsvollen Augen anschaut während er am Tankdeckel drückt, dreht, zieht. Ganz so schnell geht das nicht.

Ich strecke ihm die Hand hin, stelle mich vor „…me llamo Thomas, soy Suizo“ – „eso es el blue truck, mi coche“ - und wie heisst Du? Und wer ist er? Der da zwischen den Säulen steht und zuschaut, auch er bekommt das Thomas-Treatment. Die zwischen den Fingern eingefädelten Scheine verschwinden hastig in der Hosentasche zum Hände schütteln, ich klopfe Schultern gebe meiner ausserordentlichen Freude die alle kennen zulernen freien Lauf, wer ist hier wer, wer macht was? Es bleibt den Tankwarten nichts übrig als sich auch vorzustellen, auch freundlich zu sein, auch zu smilen. Ich ernte Blicke die mir nichts weniger vermitteln als „dieser Typ, der, der ist total aber wirklich TOTAL hundert pro abgeschnappt“.

Was kostet ein Liter Diesel? Bei einem staatlich kontrollierten Einheitspreis im ganzen Lande grad‘ nochmal eine ziemlich unerwartete Frage, keiner weiss es. Also auf der Säule gucken, muss doch dort stehen. Dafür, wusste ich gar nicht mal, muss der Zähler zurück gestellt werden, erst wenn die Literzahl auf Null ist verharrt der Preis beim Preis für nur einen Liter.

Drei, vier Minuten sind vergangen, eigentlich will ich ja tanken. Ich winke mit meinem Geld, „also muss ich für die 1200 Pesos knapp 130 Liter bekommen, nicht?“ Guckt schräg, der Tankwart, ja, ja sagt er und riegelt am Tankdeckel. „Also möchte ich gerne 120 Liter kaufen – ist das o.k. Señor?“ – „Si, si“ er drückt irgendetwas an der Tanksäule rum, die Litermenge steht auf 120 Liter und wird dort fixiert, er deutet mir „Eso es o.k.? Señor Thomas?“ während Zeig- und Mittelfinger auf die 120 Liter deuten. „Si muy bien, Señor, eso es perfecto!“ – Ich schliesse den Tankdeckel auf.

Hat Dir schon mal Jesus Deinen Wagen getankt?

Mir schon. Jesus ist verwundert, dass da so viel reinpasst, fast noch mehr verwundert als er über mich ist. Er füllt, und füllt, immer wieder springt die automatische Arretierung raus, das nervt, auch wenn Jesus sonst nichts zu tun hat, er mag nicht die ganze Zeit da an der Zapfpistole drücken. Hinter seinem Ohr zieht er einen hölzernen Zahnstocher hervor, die Enden sind ein bisschen verfötzelt und erinnern mich an die Zahnbürste die ich zu meiner zarten Jungendzeit in der Pfadi in der Pfandfinder-Bibel Thilo gesehen hatte. Bi-Pi, der Gründer der Pfadi soll sich damit die Zähne geputzt haben. So ein kleines Ästchen, mit dem Schweizer-Taschenmesser schneidet man da viele kleine Schnitte ins Astende und so wird daraus die garantiert 100% biologische Zahnbürste. Aber eben, ein bisschen so sieht der sicher gut genutzte Zahnstocher aus. Für einen Moment entgleiten meine Gedanken, ist nun der Schaft des Hölzchens so dreckig weil die Finger vom täglichen Handhaben der Tanksäule nicht für den Job in einer Apotheke geeignet wären, oder sind es die Ohren hinter denen das Hölzchen steckt, die dieses so speckig-schmuddlig werden lassen? Eben dieses sorgt dafür, dass Jesus nicht die ganze Zeit seine Hand am Zapfhahn halten muss. Es blockiert die Stellung und der Diesel fliesst. Jesus drückt sich zwischen den Zapfsäulen durch und flüstert unheimlich schnell in Spanisch mit seinem Kumpel, der unterdessen den 90er Jahre Ford Explorer einer stattlichen Señora mit schwarz gefärbten Haaren und leuchtend roten Lippen mit Benzin befüllt. Beide, nur die Señora nicht, gucken aus den Augenwinkeln zu mir.

Exakt bei 115 Litern wird die Pumpe langsam. Jesus drückt sich wieder zwischen den Tanksäulen durch, sein geübtes Ohr muss das verlangsamen des Klickklickklick wahrgenommen haben, bei 120 Litern stoppt die Säule selbständig. Er nimmt den Zahnstocher aus der Füllpistole, fummelt ein bisschen damit zwischen seinen Stockzähnen rum bevor das speckige Ding seinen Platz hinter Jesus‘ linken Ohr findet.

Ich bezahle mit 1200 Pesos, das Rückgeld gebe ich Jesus. Meine Kindheit wird mir für Sekunden gegenwärtig, meine katholische Erziehung, die Münzen die mir mein Vater sonntags gegen Ende der Messe gab, die ich dann in das mit einem Lederüberzug abgedeckte Körbchen, dessen Loch genau so gross, vielmehr so klein war, dass kein Händchen da reinpassen möge, schmeissen durfte. Wie gut! Denke ich. Hier kann ich sie Jesus direkt in die Hand drücken, die Münzen.

Ich drücke Jesus' Hand, bedanke mich für seinen Service – wieder guckt der so – schwinge mich in den Toyota, der Diesel nagelt. Ich fahre vom Hof.

Lieber verblüffen - als verblüfft werden. 



Dienstag, 11. Oktober 2011

Mexikanischer Gegenverkehr

"Du bölde Kuh" 

hoch zu Ross

da kommt mir der hilflos überladene Truck oder...

...diese kleinen Racer schon ganz normal vor.

Immer schön ruhig bleiben...

...auch hier sind die Geier sicher nicht weit.

Freitag, 7. Oktober 2011

Missing 7


Der blue truck ist ja ein wahnsinnig treuer Reisekumpane, aber ganz ein klein wenig, nur selten, zum Beispiel wenn ich mit den 3 Tonnen gemütlich um die wunderbarsten neu geteerten Kurven schaukle, dann - dann vermisse ich meinen Super 7 ein ganz klein wenig.




Sonntag, 25. September 2011

45°C

Life is good here - Why go somewhere else?

Vier Fledermäuse bieten mir eine veritable Flug-Show. Ihre Flügel schimmern im Gegenlicht der vor kurzem untergegangenen Sonne, trotz ihrer schnellen Flügelschläge kann man durch ihre Flügel das strahlende Abendrot sehen. Einmal grosse Kreise fliegen, zischen sie unvermittelt, nervös einen Haken schlagend in eine andere Richtung, mückenjagend hetzen sie so eine ganze Weil vor dem roten Himmel umher. Ich sitze auf meiner Terrasse, ja liebe Leserin, lieber Leser. Glaubst Du fast nicht gell? Weil der campt doch die ganze Zeit, wie soll der jetzt eine Terrasse haben? Hast Dich grad gefragt. Aber wirklich! Ich habe einen Campingplatz mit Terrasse. Der treue blue truck steht unter einem grossen hohen Schattendach, das ist so hoch, dass ich sogar das Hubdach aufstellen konnte ohne an der Decke anzuschlagen. 


Und eben, oben drauf da gibt es eine Terrasse. Eine schmale Treppe führt hinauf, über die vorderste Reihe von permanent installierten Campern sehe ich hinweg an den leeren, einsamen Strand, auf die andere Seite in die kahlen Berge der Wüste vor der mir eben die Fledermäuschen ihr Akrobatik vorführen.


Ausser mir wohnt hier noch Rick, ein grosser Mann. Viele weisse Streifen zieren seinen im riesigen Unterleibchen gekleideten Körper, anscheinend sitzt er wesentlich mehr wenn er an der Sonne ist als dass er steht. Von Santa Barbara in Kalifornien sei er, aber seit 10 Jahren hier. Sei hierher gekommen und hängen geblieben. Jedes Mal wenn er aufsteht und ein paar Schritte macht stöhnt er und verzieht das Gesicht – „you’re o.k., Rick?“ – „Oh yes, I am perfect…“ Dann gibt es noch Frosty, er hat seinen Trailer direkt vor mir installiert, ein bärtiger Alt-Hippie, mit Tatoos und grauem Rossschwanz. „Too many regulations in California…“ das hätte ihn aus dem Lande getrieben. Hier sei er fast das ganze Jahr, besuche aber dann und wann die Kinder in Colorado, dann nimmt er seinen Wohnsattelschlepper mit, lässt nur seinen Beach Buggy hier. Wie kommst Du zu Texas Schildern an Deinem Truck, frage ich Frosty. In Texas gäbe es so ´nen Club erklärt Frosty, „The Escapees“ – „Die Entkommenen“ so etwa. Da brauchst Du nicht in den USA wohnen und die machen aber alles für Dich als würdest Du, in den USA wohnen. Post wird nach Mexico geschickt und so. In Colorado arbeitet er jeweils auf dem State Park als Freiwilliger, so kann er dann kostenlos campen. Zwischendurch besucht ihn hier südlich von San Felipe seine Ex-Wife, mit der sei er seit 34 Jahren zusammen, 17 verheiratet und 17 geschieden, aber immer zusammen grinst er.

Ich bleibe zwei Nächte, schwimme im warmen Meer, kümmere mich um die Wasserpumpe die nicht mehr richtig abstellen will, hänge in der Matte, Lese, Schwimme, trinke ein Bierchen mit Frosty und Rick – nicht auf der Terrasse, da käme Rick wohl nicht hoch – aber bei Frosty vor dem Wohnauflieger. Der hat einen „Front-Row“ Platz mit direkt Blick aufs Meer. „Front-Row, das willst Du nicht…“ sagte mir Rick als ich ankam „…way too expensive!“ Viel zu teuer. Das Leben sei perfekt hier, sagt Rick während wir von Frosty's Platz  über das Meer schauen, weshalb wo anders hingehen, fragt er ohne auf eine Antwort zu warten und spricht vom Wetter und von Hilary, nicht Clinton aber Hurricane Hilary, wir müssten uns keine Sorgen machen, er werde den Verlauf genau im Internet verfolgen und uns rechtzeitig warnen. Ob es in Schweden auch Hurricane's gäbe fragt er, "No in Switzerland we don't have hurricanes..." - "So wie hast Du den Toyota von Schweden nach den USA gebracht?" - "Ich habe ihn in Basel, Switzerland, verladen, den Rhein hoch..." - "Also Du hast in Schweden alles aufgegeben und bist einfach losgereist..." 

Später klopft er mehrmals bei Frosty an die Tür, entschuldigt sich schon wieder zu stören. Gibt einen up-date zu Hilary, die noch viele Tage weit weg ist. Beim letzten Mal rät er Frosty mit seiner immer weichen und überfreundlichen, väterlichen Stimme, er solle doch seine Versicherungspolice überprüfen, damit er auch für Sturmschäden gedeckt sei. Frosty nickt, lächelt freundlich, mit dem Lächeln eines „Escapee“ der gar keine Versicherung hat, bedankt sich herzlich und verschwindet im gekühlten Wohnwagen. Rick stöhnt, verzieht das Gesicht schmerzvoll und schaukelt zu seinem Wohnwagen zurück.

Am Morgen startet Rick seinen 4-Wheeler, seinen vierräderigen Töff, er knattert damit um den Platz, macht vor dem grossen Eingang kehrt, parkt ihn wieder vor seinem Wohnwagen und verschwindet im etwas schräge auf vier Backsteintürmchen dastehenden, blechernen Gehäuse seines Wohnwagens, obendrauf die Klimaanlage surrt. Kaum ist er verschwunden, öffnet sich die Türe von Frosty’s Camper, mit einer Kaffee-Tasse in der Hand schlendert er zu seinem Beach-Buggy. 


Tschtschtschtscht, der Anlasser dreht, aber der gute alte Käfer Boxer will nicht anspringen. Die Kaffeetasse steht auf dem kleinen Dächlein des Buggy, Frosty dreht und drückt ein bisschen am Vergaser. Er steht noch neben dem Gefährt als er den Zündschlüssel dreht. Broooom und die Kiste läuft mit dem typischen boxer-knattern eines Käfers. Frosty setzt sich in die Rohrrahmenkonstruktion. Er dreht eine Runde auf dem Platz, vor dem grossen Tor dreht er ab, parkt 2 Minuten später wieder vor seinem Camper, schnappt sich die Tasse vom Dach und verschwindet in seinem Trailer.

Life is good here – Why go somewhere else? – Zeit für mich weiter zu ziehen.


Mexico


Ein Geier wird von seinem Sitz auf einem Strommasten gescheucht ein Artgenosse macht ihm das Plätzchen streitig. Die Sonne brennt. Die Hitze flimmert über dem salzig-trockenen Delta des Colorado Rivers zu meiner Linken. Sand, Wüste, kahle Berge zu meiner Rechten. Heiss weht der Wind durch die offenen Fenster des Toyotas. Schlappgemacht hat das Thermometer, noch in den USA haben sie aber im Radio gesagt es sei 107 Grad Fahrenheit, das müssen nahe bei 40°C sein und ich denke, seit ich die Grenze passiert habe ist es nichts als noch wärmer geworden. Der Toyota knurrt zufrieden, auch wenn es heiss ist, er mag diese tiefen Regionen nahe der Meereshöhe viel besser als die hohen Berge mit dünner Luft. – Baja California, Mexico.
Sonnenaufgant über der See von Cortez
Die Grenze in Mexicali habe ich erfreulich einfach passiert. John, der Ehemann von Silvia, welche ich in Redondo Beach, Los Angeles besucht hatte, riet mir diesen Grenzübergang zu nehmen. Jenen, ausserhalb der Stadt vom Interstate 8 links weg, auf California 7 direkt an die Grenze. Das war ein guter Tipp. Es gibt keine Schlange am Zoll, ich schleuse mich um die farbigen Abschrankungen durch die „nothing to declare“ Linie. Ein rotes Licht, eine Barriere, ein grünes Licht die Schranke zischt hoch und vibriert an ihrem oberen Totpunkt wie eine Palme im Hurricane, schon bin ich in Mexico. Mein Pass steckt noch im Hemdentäschen, ungestempelt, als ich realisiere, dass ich ja schon Richtung City unterwegs bin. Staub und Kies raschelt im Radkasten des blue truck, mit einem grossen Bogen ziehe ich einen Halbkreis um ein Verkehrsinselchen und fahre zurück an den Grenzposten. Ich sehe ein grosses weisses Schild über zwei Aluminumtüren mit tiefgetöntem Glas „Banjercito“. Das ist schon mal gut, denn ich weiss, dort muss ich mein Auto temporär nach Mexico einführen. Wissend, dass das erst geht, wenn ich auch mich selbst korrekt als Tourist deklariert habe, steure ich auf einen Beamten zu der vor dem Häuschen der Zollstelle im Schatten steht. Ich blabbere mit meinem verrosteten Spanisch etwas von Migracion, der Señor ist äusserst freundlich, erklärt mir schön langsam und deutlich auf Spanisch wo ich lang gehen muss, in welches Gebäude und dass ich dort direkt im Parterre läuten soll. Ich sehe mich selbst doppelt spiegelnd in der Sonnenbrille einer hübschen, jungen Zöllnerin der ich die Tür aufhalte und gleich nach ihr in das grosse Foyer des Zollgebäudes schreite, sie verschwindet flux hinter einem paraventähnlichen Trennwändchen. Ein Glöckchen, so eins um mit der flachen Hand draufzuhauen, wie es sie in kleinen Hotels manchmal noch an der Rezeption gibt, so eines steht auf einer langen Theke. Mit einem sanften Schlag auf das Glöcklein erklingt ein, einer Stimmgabel ähnlicher, in der grossen Halle schallender Ton. Es raschelt hinter der Wand und ein Herr Anfang 60 guckt mich über seine tief auf der Nase sitzende Brille an. Sein weisser Schnurrbart tanzt auf und ab, als er mir mit einer Mischung aus Spanisch und Englisch sehr freundlich erklärt, was ich auf dem Formular das er mir hinschiebt ausfüllen muss. Kaum mehr Informationen als bei einem Hotel Check-In werden verlangt. Er kritzelt noch das eine oder andere auf den Zettel, gibt mir dazu einen kleinen Zettel der aussieht wie die schlechte Kopie einer Sekundarschulprüfung bei der sich ein jeder gedrückt hatte, die Tonerpatrone des Kopierers im Lehrerzimmer endlich auszuwechseln. Mit diesen Papieren schickt er mich raus, zum Banjercito, bezahlen kommt zuerst. Im Banjercito hat es 3 junge Girls und ich bin der einzige Kunde, mit einem freundlichen „Hello“ begrüsst mich eine der Señorittas und strahlt mich an. Logisch, sie peile ich an. Eine Glasscheibe trennt mich von ihrem Arbeitsplatz, ich reiche ihr die Papiere die mir der weissschneuzige Herr mit auf den Weg gegeben hat durch den schmalen Schlitz. Ein bisschen hin, ein bisschen her, die Girls schnattern so schnell wie ein Porsche auf der deutschen Autobahn dahinbrettert miteinander - ich verstehe kein Wort. „How pay you want, Sir?“ fragt sie mich – ich muss sie angesehen haben mit einem grossen Fragezeichen auf meiner Stirn, jedenfalls doppelt sie nach bevor ich fragen kann, in US Dollars, Pesos oder Tarjeta (Kredit Karte). „Tarjeta.“ Alles geht ganz zügig, ich bekomme eine ausgedruckte Quittung, den kleinen Abschnitt des Credit Card Terminals und werde zurück zum Schnauzer geschickt. Schallend ertönt die Klingel in der Halle, der Herr erscheint mit meinem Pass, ein paar Formulare ausfüllen, ein Bostich schnattert, ein paar Stempel knallen und ich habe meine Tarjeta de Turistico. Zurück zu den Girls, jetzt geht es an die Einfuhr des blue truck. Später werde ich wissen, weshalb mich keine mehr anstrahlt zur Wiederbegrüssung. Der Prozess für den Wagen ist wesentlich aufwendiger als für Personen. Viele Formulare, Kopien von Ausweisen, ein Depot per Kreditkarte, welches ich wieder bekomme, wenn ich dann mitsamt dem Auto Mexico verlasse. Immer freundlich mit einer guten Mischung aus Spanisch und Englisch erklärt mir die Señoritta alles. Alsbald habe ich einen bunten Kleber auf dem Finger und ein paar von mir zuvor unterzeichnete Formulare in der anderen Hand. Der Kleber „Hologramo“ klebt an der Scheibe, noch eine letzte Hürde vor dem Verlassen des Areals. Ein eindrücklicher Revolver schaukelt auf der Hüfte der jungen Frau die mich kontrolliert. Der Kleber ist vorschriftsgemäss angebracht. Woher ich komme, wohin ich wolle – Aus der Schweiz, wow, durch das ganze Land und dann im Süden wieder raus, staunt sie. „Todo bien, Adjos“. Der ganze Prozess, zwar kompliziert, aber erfreulich wie freundlich mir alle begegnet sind. Was für eine erfrischende Erfahrung nach den immer sehr pseudo-autoritären Immigration Officern der USA. Manchmal bringen die schwer bewaffneten Typen nicht mal ein „Hello“ oder „Goodbye“ von den Lippen in ihren schwarzen mit Ami und Staatswäppchen verzierten Uniformen. 
Unterwegs auf Mex 5

Einsamer Strand an der Westküste von Baja California

Mittwoch, 21. September 2011

Interessante Verbotstafeln


Anschnallen verboten?


Babies im Auto verboten. Wohin den jetzt plötzlich mit den Kerlchen, mitten in der Wüste?