Samstag, 13. August 2011

Frau Smart - nicht so smart!

Der blue truck ist eben von der Fähre gerollt, hat wieder "canadian mainland" unter dem Gummi und steuert auf dem Highway 1 den Exit zum Highway 99 an. Der Diesel knurrt auf, ich schalte noch auf der Ausfahrt in den Dritten runter, bremse gleichzeitig gucke im Spiegel ob ich vielleicht noch vor den vom anscheinend eben auf Grün geschalteten Lichtsignal heranbrausenden Wagen auf den 99er einschwenken könnte, keine Chance, der "wannabe Latin-Lover" Typ in der Pole-Position in seinem schneeweissen Range Rover Sport drückt dermassen auf die Tube als die Ampel auf Grün schaltet, dass die Haube des SUV nur bei den schnellen Schaltvorgängen des Automaten kurz absinkt, ich verlangsame, der blue truck schnurrt willig auf und die Drehzahl, jetzt im Zweiten Gang, kommt langsam runter auf Leerlauf-Niveau. Beinahe stehen wir, ich gucke in den Spiegel um mich im richtigen Moment in den dichten Verkehr des Highways 99 einzuordnen. - Pängbumtäsch - der blue truck macht einen kleinen Ruck nach vorne. "Oh Shit!!!" sagt Ursi, meine charmante Reisegefährtin, welche seit Anchorage mit im blue truck unterwegs ist. Ein kurzer Blick in den Spiegel gibt die verformte Front eines VW Jetta's zum Vorschein, mein Pannenblinker leuchtet schon nervös auf während ich den Wagen an den Strassenrand steuere, herausspringe und mich nach der Fahrerin des Jetta erkundige. Obwohl ihr Wagen äusserst mitgenommen aussieht, scheint sie, mal vom Schock abgesehen, o.k. zu sein. Sie trug die Gurten und der Airbag hielt sich zurück und ist nicht gekommen. Vom Schock kullern ihr ein paar Tränchen unter den mächtigen, Grossbildschirmen ähnelnden, Sonnenbrillen-Gläsern hervor. Während ich ihr aus ihrem Wagen helfe checken meine Blicke das Heck des blue truck ab. Nicht erfreulich, aber relativ gering ist der Schaden. Die Stosstange mit den Rücklichtern ist eingedrückt, die massive 6 Tonnen-Anhängerkupplung hat aber weiteren Schaden verhindert, dafür aber den Jetta arg in Verlegenheit gebracht.

Ein junges Mädchen mit iPod Stöpseln in den Ohren verdreht den Kopf nach unseren Autos und grinst schadenfreudig als ihr speckiger Körper, an ein Michelin Reifen-Männchen erinnernd, in mehreren Lagen schwabbelnd in einem knappen schwarzen Jersey Kleidchen an unseren Autos vorbeizieht. 


Die Dame lasse ich für einen Moment am Strassenrand ihren Atem fassen, ich lehne mich unter den Toyota, der Schaden ist tatsächlich schon fast erfreulich gering. Die Anhängersteckdose hängt in vielen Teilen, wie Corn-Flakes Flöckchen im Jogurt an den Kabeln, die Rücklichtgläser sind aber nicht kaputt, die Stosstange arg verformt aber die Carrosserie ist bis auf eine ganz kleine Beule in der Hecktüre nicht beschädigt. 

Wir tauschen Adressen, bleiben noch eine Weile bei der Dame die sinnigerweise Ms. Smart heisst, ich erkundige mich wie es für sie weitergehe, ziehe mir Handschuhe an und versuche den total eingedrückten Kotflügel ihres Jetta’s rauszuziehen. Das Rad würde wieder frei drehen, aber der Kühler hängt aus seinen Aufhängungen gerissen wenige Zentimeter über der Strasse, Scheinwerfer, Blinker und Stosstange liegen in vielen kleinen Teilen verteilt auf der Strasse, ich rate ihr einen Abschleppdienst zu rufen. "You are sure, I can not drive it?" Ich verneine, dies tut nach einem Telefongespräch welches sie führt auch ihr Ehemann. Sie ruft den Abschleppdienst an. Zur moralischen Unterstützung verbleiben wir noch eine Viertelstunde oder so mit ihr  am Strassenrand. Adressen sind ausgetauscht, wir einigen uns das ganze ohne Polizei über die Bühne zu bringen. Ein Check zeigt, dass am Toyota links das Brems- und Standlicht nicht mehr funktionieren, rechts ist alles noch o.k. und die Blinker sind funktionsfähig. Wir verabschieden uns von Frau Smart und ziehen von dannen. Montag wird der blue truck neue Bekanntschaften machen, mit einer Garage in Vancouver, BC.  

1 Kommentar:

  1. Ich würde einen Antrag auf Namensänderung stellen: Frau Blind statt Frau smart. Hoffentlich haben die die nötigen Teile in Vancouver.

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