Dienstag, 31. Januar 2012
Verliebt.
...auf ewig sind sie sich auf bestimmte und sichere Distanz, nur die Schatten, die Schatten haben sich längst verliebt. Je tiefer die Sonne, um so inniger ihre Umarmung - jeden Tag, jeden Tag aufs Neue.
Merida - war Asterix mal in Mexico & ist Obelix noch dort?
Also in Merida da ging es mir ja nicht so wirklich toll. Hatte ich mich doch gerade eines Scheiss-Themas wegen ins Hyatt verfrachtet, mochte ich doch dann nicht die ganze Zeit im Hotel Zimmer oder viel mehr auf dessen Töpfchen sitzen. Also machte ich mich frischen Mutes auf Richtung Zentrum. Ein bisschen spazieren tut mir bestimmt gut. Im Zentrum angekommen, nein, nein, nicht wie Du denkst - nicht fast die Hose gefüllt! Aber total schlapp, plötzlich. Viele Tage Dünnpfiff haben da schon reichlich Energie aus dem Körperchen geschlürft. Also, was würd'st Du machen? Genau das hab ich auch gemacht, setze mich am Plaza Grande auf ein Bänkchen, Schatten, würdst' Du in die Sonne sitzen? Am anderen Ende des Bänkchens sitzt diese nett aussehende señorita mit ihren hübschen Beinen, an denen diese Schuhe hängen, die mich an die Überbleibsel der römischen Kämpfer erinnern, die Überbleibsel nach dem Asterix und Obelix die Römer aus eben diesen Schuhen katapultiert hatten... Zaubertrank und so, also für Asterix auf jeden Fall. Obelix - ne. Nur so hübsche Beine hatten die wohl nicht. Die Römer. Sonst hätt ich sicher mehr Asterix & Obelix gelesen. Anyway - Die Freude ist von kurzer Dauer. Setzt sich doch da auch noch gleich Obelix dazwischen. So eine Art Obelix auf jeden Fall. Nur der trägt so ein Bademeister-Outfit, alles in weiss, einst-weiss jedenfalls. Nichts von blau-weiss gestreiften Hosen. Und auch seine Visage lässt wenig Begeisterung aufkommen. Irgendwie hatte ich Obelix freundlicher in Erinnerung.
Obelix macht sich irgendwann auf und davon, zieht sich mit beiden Händen die nicht mehr ganz weisse Bademeister-Hosen am Gürtel hoch, kurz bevor im Sonnenschein des Parks erscheint was für wenig Freude sorgen würde. Schön, schön dass er geht, der mexikanische Obelix. Die römischen Schuhe wehren erfolgreich einen nach dem andren der mexikanischen Macho-Anmacher ab. Cool macht sie das, viel cooler als der Macho der sich mit seiner Zigi neben dem Bänkchen in die Hocke begibt. Seine Haare sind voller elvisträchtier Altöl-Sauce. Er sei sicher ganz nett - sagt sie - aber sie möge es eigentlich nicht so toll, wenn mann ihr den Zigarettenrauch ins Gesicht blase während sie in ihrem Buch lese... War es ein peinlich rötlicher Schimmer der dem doch so selbstbewussten Macho ins Gesicht schoss, während er sich mit einem "...natürlich kein Problem, machs gut, Hübsche..." verabschiedet. Ich auch, mich verabschieden, ganz still und ruhig - "...que te vaya bien..." war es ein bisschen Röte...
Mittwoch, 25. Januar 2012
Blindflug
Betrunken?
Dachte ich zuerst, als ich den zick-zack fahrenden Radfahrer ein bisschen links, dann wieder ein bisschen rechts auf der Strasse weit vor mir sah. Aber nein, der gute Mann ist ein Recycler. Sein ehemaliges Fahrradtaxi ist buchstäblich bis unters Dach mit Büchsen und Pet-Flaschen gefüllt. So hoch, dass er nichts mehr sehen kann. Nervös hat er sich immer wieder mal aus dem Sattel gehievt und versucht ein bisschen links, dann ein bisschen rechts irgend etwas über seine Ladung hinweg zu erspähen. Mässig erfolgreich entnehme ich seinem unstetigen Kurs auf der Strasse mit Gegenverkehr. Bleibt für den Recycling-Unternehmer zu hoffen, dass auch der Gegenverkehr so sorgfältig unterwegs ist, dass sie den Blindfahrer früh genug als solchen enttarnen und ihm den nötigen Freiraum auf der Strasse gewähren.
Scheisse - oder wieso ich im 4 Sterne Schuppen nächtige
Der blue truck erntet jede Menge neidischer Blicke von Cadillac Escalade's, Porsche Cayenne's, Range Rovern und Chevi Suburban's die da am laufenden Band vor dem 4 Sterne Hotel von den Valet-Parking-Boys vorgefahren kommen. Sie glänzen, scheinen geradezu im Sonnenlicht in ihren metallic Farben, mit den polierten Alufelgen, doch nur einer darf direkt vor dem Hotel parken: Da steht er in seinem ganzen Dreck, der blue truck. Und neidisch schielen die Edel-Möchtegern-Abenteuerkarossen aus ihren Scheinwerfern rüber zum dreckverspritzten abenteuergezeichneten Land Cruiser. Für die Tiefgarage zu hoch darf er direkt in der Vorfahrt stehen.
Einen elend hartnäckigen Dünnpfiff hab ich mir aufgelesen. Deshalb leiste ich mir den Genuss eines schönen Zimmers, vor allem aber einer schönen, eigenen Toilette! Über hotwire.com habe ich mich zum absoluten Spottpreis für zwei Nächte hier im Luxusbunker eingemietet. In der Hoffnung, dass es dem Hotel bis in zwei Tagen ziemlich verschiessen geht und dafür mir wieder richtig gut, sitze ich jetzt in meinem Zimmer gucke über die riesige Poolterasse, auf der zwei schwergewichtige US Amerikanerinnen die Liegestühle belastungstesten, über die schöne Stadt Merida, Hauptstadt des Staates Yucatan. - Und schon sehne ich mich wieder im blue truck zu campen - o.k. zugegeben, danach mein Geschäft mit dem Spaten bewaffnet in den Büschen zu verrichten, danach noch nicht...
Alles wird gut!
Geisterfahrer
Auf der Autobahn zwischen Cancun und Merida kommen mir des öfteren Geisterfahrer per Velo oder Motorrad entgegen.
Dienstag, 24. Januar 2012
Neue Photo-Gallery: Von Oaxaca bis Cancun
Die neuste Photo Gallery ist on-line. Von den Bergen hinunter in den tropischen Urwald: Von Oaxaca bis Cancun.
Hier drei Müsterli um Deinen Appetit anzuregen. Klicke HIER für das volle Menü: En Guetä!
Montag, 23. Januar 2012
Die Land Cruiser Metamorphose
Während meiner Reise hat der blue truck - für mich unglaublich - unwahrscheinlich viel Aufmerksamkeit ausgelöst. In Kalifornien auf einem State Park Campground bot mir ein Herr der eines dieser elend langen, riesigen Wohnmobile fuhr einst 100'000 Dollar für den blue truck. Logisch, dass ich nicht überlegen musste - und das Angebot ausschlug. Wie würde ich denn sonst weiterreisen?
Auf Grund des grossen Interesse am Vehikel habe ich nun fast sämtliche Bilder in der blue truck Photo Gallery kommentiert, der Einfachheit halber allerdings nur auf English, Sorry.
Falls Du Dein eigenes Reiseauto baust oder bauen möchtest, kannst Du mich gerne hier mit einem Kommentar und Deiner E-Mail Adresse kontaktieren, falls Du mehr Details zu meinem Auto haben möchtest.
Nach ein paar Tagen in der Wildnis hab nicht nur ich einen Bart...
Neue Photo-Gallery: Von Acapulco bis Oaxaca
Vom mexikanischen Pazifik bis hoch hinauf in die Berge des südlichen Hochlandes von Mexico entführt Dich die Photo Gallery, von Acapulco bis Oaxaca. - Und Du brauchst nicht rennen, hast auch mehr als 19 Sekunden Zeit zum Schauen... Viel Spass!
Samstag, 21. Januar 2012
Der blue truck hat es in tropische Gefilde geschafft...
Sonntag, 15. Januar 2012
Hinterachs-Recycling
Ob wohl die Hinterachse des blue trucks dereinst auch auf diese Art und Weise einem zweiten, bunten Leben zugeführt wird?
Donnerstag, 12. Januar 2012
Von Guanajuato bis Acapulco
Freitag, 6. Januar 2012
Ein kleines Paradies am Pazifik
Vor ein paar Tagen haben wir beim schweizerisch/lichtensteinischen Päärchen auf ihrem wunderschönen Campingplatz übernachtet. Bist Du auch unterwegs in Mexico, ein wirklich wunderschöner Platz einige Stunden südlich von Acapulco:
Esther & Julio's Campamento Tortuguero
N16°32.793'
W098°55.934'
Col. General Juan N. Alvarez, Mpio. de Copala
Playa Ventura, Gro, C. P. 41870
www.latortuguitamexico.com
Nebst dem fantastischen Campground und 5 Zimmern, Swimming-Pool, Restaurant und Garten kümmern sich Esther & Julio und ihre Kinder auch um die Schildkröten am Strand. Sie sammeln die Eier ein und sorgen dafür, dass sie geschützt von tierischen und leider auch menschlichen Eierdieben, eingehagt bei ihnen im Sand gedeihen können, wenn die kleinen Schildkröten schlüpfen sorgen sie dafür, dass sie geschützt den Strand hinunter in den Pazifik krabbeln können. Nach rund drei Jahren werden die Weibchen, die es bis dahin überlebt haben, wieder an diesen Strand zurückkehren und ihr Nest für ihren Nachwuchs hier im Sand anlegen.
Esther & Julio's Campamento Tortuguero ist unbedingt ein Besuch wert. Hier, auf meinem englischen blog gibt es noch mehr Bilder der 107 kleinen Schildkröten die an jenem Morgen ihren Weg in den Pazifik nahmen.
Esther & Julio's Campamento Tortuguero
N16°32.793'
W098°55.934'
Col. General Juan N. Alvarez, Mpio. de Copala
Playa Ventura, Gro, C. P. 41870
www.latortuguitamexico.com
Nebst dem fantastischen Campground und 5 Zimmern, Swimming-Pool, Restaurant und Garten kümmern sich Esther & Julio und ihre Kinder auch um die Schildkröten am Strand. Sie sammeln die Eier ein und sorgen dafür, dass sie geschützt von tierischen und leider auch menschlichen Eierdieben, eingehagt bei ihnen im Sand gedeihen können, wenn die kleinen Schildkröten schlüpfen sorgen sie dafür, dass sie geschützt den Strand hinunter in den Pazifik krabbeln können. Nach rund drei Jahren werden die Weibchen, die es bis dahin überlebt haben, wieder an diesen Strand zurückkehren und ihr Nest für ihren Nachwuchs hier im Sand anlegen.
Esther & Julio's Campamento Tortuguero ist unbedingt ein Besuch wert. Hier, auf meinem englischen blog gibt es noch mehr Bilder der 107 kleinen Schildkröten die an jenem Morgen ihren Weg in den Pazifik nahmen.
Komm mit auf meinen Guanajuato Schulweg!
Es knallt, es schiesst. Mexikaner feiern gerne, gerne mit Gohetes, das sind Feurwerksraketen, die aber eigentlich keine sind. Im Prinzip ist es ein Luftheuler an einem Stecklein, der zischt hoch in die Lüfte und erzeugt einen Knall, einen lauten Knall, einen sehr lauten. Diese Dinger werden zu jedem Fest und von denen gibt es in Mexico zahlreiche, jeder Tag ist ein Namenstag, jeder Tag hat mindestens einen Heiligen, jeder Tag lohnt des Festens, in die Lüfte geschossen. Und so gibt es auch kaum einen Tag an dem nicht die Gohetes von den Kirchplätzen in die Höhe katapultiert werden. Mit eben denen wache ich auf. Sollte es, was sehr unwahrscheinlich ist, eines Tages keinen Grund geben nicht schon morgens um fünf ("...wir müssen ja nachher zur Arbeit, also müssen wir doch morgens und abends, vor- und nachher feier...", wie mir ein Mexikaner erklärt) Gohetes in die Luft zu schiessen, dann brennt trotzdem und auch ohne Wecker nichts an. Chronisch und permanent bellen die Hunde, sollten die wirklich heute nicht, und aus irgendeinem Grund genau diesen Morgen verstummen, so würden die Hähne welche so ungefähr ab drei Uhr morgens mit dem Gebell der Hunde um die Wette krächzen mich immer noch rechtzeitig aus dem Bettchen, schiessen, bellen, krähen.
Nach der meist Low-Pressure-Dusche krabble ich (bisweilen zum Entertainment meiner Nachbarn) mit dem Badetüchlein um die Lenden wieder zurück in meinen blue truck. Während ich die Zähne putze stellt die Standheizung sicher, dass sich auch die letzten Quadratzentimeter meines Körpers trocknen bevor ich mich in die frischen Klamotten stürze. Unterdessen hat der manchmal ein bisschen launische Kocher einen starken Kaffee im Espresso-Krüglein gebraut, dessen Verzehr meine letzten Vermutungen noch schlafend zu sein vertreibt. Wie beim Zusammenpacken vor dem Weiterreisen, plötzlich geht alles ganz schnell. Meine Schulsachen schwupsen ins Rucksäckli, fast schon so flink als wär's ein Liebesspiel zwischen, Büchern, Dixionär, Schreibheft und dem dunklen Loch des schwarzen Rucksäckli in dem alles schwupps verschwindet. Und schon bin ich unterwegs.
Wie ich steil den Hang hoch gehe, verschwinden Lupe & Jose, die Eigentümer des Campingplatzes gerade auffällig schön gekleidet in einem Taxi - eine Beerdigung, eine Hochzeit, ein offizieller Termin? ich weiss es nicht. Die Kupplung des Nissan Tzsuru stinkt, die Ausfahrt ist steil, Lupe ist schwer, Jose nicht ganz so, der Nissan ist klein, seine Kupplung auch. Der Motor stirbt. Der Anlasser surrt quirlig, zeugt von einer guten Batterie des Taxis. Der Motor heult auf, der zu lose Keilriemen pfeift, alles laut und mit viel zu hoher Drehzahl: Entschieden kuppelt der Taxifahrer aus, entschieden seinen Motor nicht noch einmal abzuwürgen. Es stinkt so ähnlich wie wenn die Holländer mit den Wohnwagen die Schweizerpässe runter rutschen. Heulend, stinkend aber das Taxi zischt bergwärts in die Einbahnstrasse hoch und weg.
Gleich geht's talwärts für mich, nach dem kurzen Anstieg zur Ausfahrt. Vorbei am alten, gleben VW Jetta der ersten Generation an dem noch gestern Abend ein Junge versuchte die Stosstangen eines VW Golf IV irgendwie passend zu befestigen, aber auch die Reifen sind flach, der Spachtel der von Hand gefertigten Verbreiterungen ist schon vor Monaten gesprungen. Die Tönungsfolie der Scheiben hängt traurig runter und trifft sich mit dem Dachhimmel der ebenso der Hitze ohnmächtig aus seinen Plastik-Clips sich in die Sitze legen möchte. Ein grosser Steinbrocken unter der Hinterachse verhindert das ungewollte Selbständigmachen des Jetta. Vorne liegen die Antriebswellen erschöpft auf dem Kopfsteinpflaster, der hat wohl zurzeit gar kein Herz, wartet bestimmt geduldig auf einen neuen Motor.
"Gajajaaaaaaaaaaaaajaaaaaaaajaaaaaaz!" schreit ein junger Bursche der den Hang hoch, mir entgegenkommt. Ich hatte ihn schon viele Male auf der anderen Seite am Hang gehört und verstehe noch nicht, was er verkaufen will, was er ankündigt oder feil bietet mit seinem Schreien das eher an das eines Tieres erinnert als an einen Strassenverkäufer. Genau auf meiner Höhe schreit er wieder, es sieht locker und easy aus, ist aber sehr laut, erinnert mich an Schweizer Jodler, nur hat der die Hände nicht in den Hosentaschen und auch seine Kleidung hat wenig mit den rotweissen Trachten der Schweizer Jodler gemein. Ich reibe mir im Ohr in das er eben geschrien hat und steige weiter den Hang runter. Ich höre das typische Fünfzylinder-Nageln des Mercedes-Sprinter Busses, der sich mit hoher Drehzahl den Hang hochkämpft, vor mir liegt eine enge Kurve, kein Platz für den Sprinter und mich. Ich warte oberhalb der Ecke, stelle mich mit dem Rücken flach an die Hauswand, so wie die Polizisten in Tatort, bevor sie eine Wohnung stürmen, ich stürme keine Wohnung, warte nur bis der grünweisse Sprinter an mir vorbeigenagelt ist, der Fahrer hängt lässig in der Seite, sein linker Arm baumelt aus dem Fenster, sein rechter hält das Lenkrad oben am Kranz und er dirigiert den Sprinter so den Hang hinauf, es ist tatsächlich steil, trotzdem scheint mir, würde der Turbodiesel es auch in einem tieferen Gang, ein wenig entspannter und nicht so heulend schaffen. Ich luge um die Hausecke, nicht dass da gleich nochmal einer hochgebraust kommt, wenn ich mich in den Engpass stürze. Vor einem Hauseingang steht ein in falscher Richtung in der Einbahnstrasse eingefahrenes grünweisses Taxi, der Kofferraum steht offen, eine ältere Frau und ein mit Hüftschmerzen kämpfender Mann laden viele, viele durchsichtige Plastikbecher in den Kofferraum, es sind jeweils vielleicht 15 oder 20 auf einem Stück Wellkarton aufgestellt, mit einer Schur zusammengebunden, einige enthalten geschnetzelte Früchte, bunt, rot, orange, grün, gelb, andere wohl Säfte, alles versinkt, vorsichtig, von durch Arbeit und Sonne gezeichneten Händen geführt, im Kofferraum des grün-weissen Nissan. Zwei Klappstühle, zusammengeklappte Tischbeine auf dem wohl dann der Wellkarton eine Tischplatte formt und der Alte pflanzen sich alle fast gleichzeitig auf den Rücksitz, seine Frau lässt einen lachenden Stöhner von sich als sie auf den Beifahrersitz sinkt und erneut freudig lacht, dass es jetzt los geht.
Ich bin schon vorbei am Taxi, folge zwei jungen, noch sehr jungen Müttern, die ihre Schützlinge, welche in Kindergarten- oder Schuluniformen gehüllt sind und noch sehr müde dreinschauen an der Hand den Hang hinunter reissen. Das Taxi braust an uns vorbei, vor der nächsten Kurve hupt er drei, vier Mal hintereinander kurz, schliesslich ist er auf der Einbahnstrasse talwärts statt bergwärts unterwegs. Nicht alleine, dicht gefolgt von einem Motorrad mit einem Kind das fast auf dem Tank sitzt, dem Vater gleich hinter ihm und der Mutter auf dem Sozius. Der Vater trägt einen Helm, sonst niemand. Ich bin am Fuss des kleinen Berges in dessen Hang ich wohne angelangt, vor mir gehen zwei Teenage-Mädchen, sie tragen Rücksäcke, pinkige Rucksäcke mit irgendwelchen Comic Figuren drauf, Comic Figuren die ich nicht kenne. Ich frage mich ob wohl die Rücksäcklein der Schulkinder in Mexico auch alle aus China kommen. Die Mädchen tragen keine Uniformen, ich bin da noch nicht schlau geworden wie das funktioniert, die meisten Kinder und Jugendlichen tragen Uniformen oder Trainingsanzüge ihrer Schulen andere wieder nicht und ausser den Rucksäcken lässt nichts darauf schliessen, dass es überhaupt noch Schulmädchen sind. Beide tragen hautenge Jeans die tief über ihren Taillen sitzen und die jungendliche, schlanke Figur betonen, des einen Mädchen T-Shirt reicht nicht mal bis auf die Jeans runter und ich frage mich, ob sich da die gleichalterigen Burschen wohl überhaupt auf Mathematik, Geschichte oder Sprache konzentrieren können bei diesen Banknachbarinnen. Es dampft und raucht, aber nicht der heissen Teenage-Mädchen wegen, links vor dem Eingang in den Santa Fe Tunnel wird gerade die mobile Taco-Küche aufgestellt und die blauen Blachenverschläge werden entfernt, während auf der Gasflamme es schon in den Töpfen brodelt.
Es stinkt im Tunnel, der Morgenverkehr hat sich vor dem Kreisverkehr aufgestaut, dort wo mich eben das Tunnelportal verschluckt hat. Busse und Autos kommen in einem fort und stauen sich im Einbahntunnel auf. Die Dieselmotoren der Busse heulen auf, die Bremsen quietschen, die GFK Motorhauben vibrieren, mit ihnen die Scheinwerfer. Eng ist es auf dem Trottoir, die Tunnelwände sind Fels, so wie er 1982 raus gesprengt wurde, entsprechend ist das Trottoir einmal breit dann wieder nur gerade eine Fussbreite tief, ich hopse rauf und runter wenn mir jemand entgegen kommt, gelegentlich tropft es mir aufs Käppi, auch mal auf die Brille, kurz vor dem Ausgang hat es die erste Verzweigung im Tunnel, von links dröhnt ein Bus heran, er stoppt, eine Bushaltstelle im Tunnel, ich springe vor dem Bus durch während er zwei Menschen ausspuckt und ein paar Grossmütter mit ihren schuluniformierten Enkelkindern verschluckt. Die Seite hatte ich bereits gewechselt, so musste ich bei der nächsten unterirdischen Abzweigung nicht nochmal eine Strasse überqueren, diese geht links weg in einer grossen Kurve mit steilem Gefälle, ein Schild warnt, dass dieser Teil des Tunnels nur für leichte Fahrzeuge mit einer maximalen Höhe von 2.50 Metern tauglich sei.
Ich bin draussen, ziehe tief Luft in mein Lunge und biege unmittelbar links ab, gleich komme ich an dem kleinen Kaffee mit nur drei Tischchen vorbei, hier rösten sie den Kaffe selbst, es riecht verführerisch. Doch die Kaffemaschine ist noch nicht warm gelaufen. Keine Zeit, leider, ich muss weiter. Durch die enge Gasse geht es Richtung Universität vorbei an einem Hotel, der Portier schliesst gerade das grosse Gittertor auf, welches von der Strasse her den grünen Innenhof abschirmt. Die Gäste werden wohl gerade beim Frühstück sitzen und wenig später nach dem Check-out mit ihren Rollköfferchen in der engen Gasse um einen Taxi kämpfen. Es hat mehr und mehr Menschen auf den Gassen und Strassen, abwechselnd hopst man von den schmalen Trottoirs auf die Strasse, wenn gerade kein Auto kommt und sofort wieder hoch, wenn der Strassenverkehr es nicht zulässt, der Verkehr läuft sehr langsam und alles scheint sich irgendwie wie Puzzle-Teile zusammenzufügen und wieder zu trennen obwohl sich alle und alles in Bewegung befindet. Auf der ewig hohen langen Treppe bei der Uni sitzen Studenten, die sich wohl dort treffen bevor die Klassen beginnen, ein alter sitzt zu untersten auf der letzten Stufe, seine Hosen sind irgendwie verdreht, seine Jacke auch, sein Kopf hängt in den Schultern zur linken Seite, lehnt am aus Stein gemeisselten Geländer. Er hat es wohl nach dem Ausgang gestern nicht mehr bis nach Hause geschafft und pennt sich seinen Rausch gerade auf der Treppe der Uni aus. Ein Chevrolet Pick-up Truck der Municipal Polizei kommt mir entgegen, der Fahrer und der Beifahrer hängen lässig in den Sitzen ihre Arme baumeln aus den Fenstern an der Türe runter. Auf der Brücke stehen drei Polizisten, mit Helm, kugelsicherer Weste und den Gesichtern bis zu den Augen mit schwarzen Halstüchern verhüllt. Zwei haben ihre Maschinenpistolen mit dem Lauf auf den auf der Brück installierten Überrollbügel gelegt, die Läufe zielen hinaus auf die Strasse, einer hält seine Waffe vorne vor sich mit dem Lauf schräge nach unten zielend. Verlockend riecht es nach frischen Backwaren als ich an der ersten Panaderia auf meinem Weg vorbeikomme. Ach wie schön, hier gibt es frisches Brot und in jedem Quartier eine Bäckerei, vorbei die schrecklichen Zeiten des in Plastik verpackten Schaumgummis das die US Amerikaner doch tatsächlich ganz frech auch noch Brot nennen.
Ich steuere über einen kleinen Platz, der Duft von frisch gewaschener Wäsche und der Abluft von Wäschetrocknern strömt mir aus der nahen Wäscherei entgegen, in einer Hausecke türmt eine junge, runde Frau Früchte und Gemüse schmuckvoll zu Pyramiden auf, ihr kleiner Knirps sitzt festgeschnallt in einem Plastiksesselchen und spielt mit einer Miniatur-Orgel aus buntem Plastik, sie gibt Töne von sich die mich an den 80er Jahre Song der deutschen Band Trio erinnert, "Aha-aha-ah... da, da, daaaa..." Die Töne vermischen sich mit den dröhnenden Bässen eines Fitness-Studios, war wohl mal eine Lagerhalle, jetzt hopsen die Frauen dort oberhalb einer Laderampe zu schlagenden Beats Zumba, so früh am Morgen.
Ich werfe einer in Wolldecken gehüllten Bettlerin 10 Pesos ins Becherchen das mir eine gichtige Hand entgegen streckt. Im letzten Oxxo Shop, das ist eine Tankstellenshop ähnliche Ladenkette, kaufe ich mir einen Kaffee zum mitnehmen, nicht der Beste, aber all die Betreiber der feinen Kafferöstereien schafften es wohl heute noch nicht zeitig aufzustehen und die Fenster und Türen waren noch geschlossen, und beim ersten grad nach dem Tunnel war die Kaffemaschine noch nicht warm gelaufen. Vorbei am Park wo sich verschiedene Händler damit beschäftigen ihre Stände aufzubauen, Taco-Küchen dampfen, Schweinsöhrchen verschwinden in grossen Töpfen und Hühnerbeinchen werden in Plastikschälchen in Marinade versenkt. Ein Verkehrspolizist pfeift in unregelmässigen Abständen in seine Trillerpfeife, es gibt eine hohe, grosse, steile Überführung für die Fussgänger. Der Verkehr steht nahezu ich ziehe den kurzen weg quer über die Strasse vorbei am pfeifenden Polizisten dem langen, hohen Umweg über die Überführung vor. Vorbei an der alten die auf einem kleinen Vorsprung sitzt, neben ihr steht wie jeden Morgen ein grosser Aluminium Topf, der Deckel klappert gelegentlich auf dem Rand der Pfanne und gibt mit jedem Hub eine, einer Dampflock ähnlich, eine kleine zischende Dampfwolke frei. Was sie wohl hier kochen hat? Gekonnt weiche ich der immer wieder anzutreffenden Hundekacke aus, es gibt viele Hunde hier, viele Streuner, viele die jemandem gehören und doch streunen und dann noch die hässlichen mikrokleinen die auf dem Arm ihrer Besitzer herumgetragen werden und nur zum Kacken richtigen Boden unter ihren Füsschen spüren. Vor der nächsten Ecke biege ich in die kleine Bäckerei ein, die Vielfalt der meist süssen Backwaren ist überwältigend. Man nimmt sich ein Blech und eine Zange, die aussieht wie bei uns eine Grillzange, damit bedient man sich und an der Kasse wird einem alles in ein kleines Säckchen gefüllt und der Preis des Einkaufs mitgeteilt. Meine drei Brötchen kosten 7 Pesos, knapp 50 Rappen. Schwupps raus aus dem Laden um die letzte Kurve und schon steh ich vor der Schule, der Hauswart hat gerade die grosse Türe zum Innenhof geöffnet, ich steige die Treppe hoch und platziere mich auf der Terrasse in den ersten Sonnenstrahlen mit meinen Brötchen und dem Kaffe bewehrt beginne mit meinen Hausaufgaben.
Auf dem Schulweg in Mexico komme ich mir immer fast 40 Jahre zurückversetzt vor, genauso spannend war mein Schulweg früher als kleiner Knopf für mich, soviel gab's da zusehen, die Maikäfer in den Büschen, die Bagger in der Baugrube, die Forellen im Dorfbach. Das kleine Schirmchen meiner Schwester das ich waghalsig in der Luft rum schwang oder einst mutig in das Loch eines Schachtdeckels mitten auf der Strasse steckte, meiner Schwester versichernd, dass ich das wieder durch das kleine Loch hoch ziehen könne. War dann nichts, das Schirmchen öffnete sich unten im Schacht und meine Schwester und ich standen da mitten auf der Strasse mit dem aus dem Loch lugenden, orangen Schirmgriffchen in den Händen, dem rest des Schirms under dem Deckel, geöffnet wie ein Widerhaken. Anfänglich machte ich auf cool und wollte meiner älteren Schwester zeigen wie der kleine Bruder hier alles unter Kontrolle hatte, irgendwann wurde die Schirmchenrettung aber ziemlich aussichtslos. Ein Fabrikarbeiter der auf beiden Seiten der Strasse beheimateten KWC half uns aus und hob den Schachtdeckel an und fedelte das Schirmchen durch das kleine Lock des Betondeckels, dass er am linken Arm einen grossen eisernen Haken statt einer Hand hatte lies das Ganze für uns Knirpse dann endgültig zum Horror-Schulweg-Tag werden. Ganz so schlimm war's in Guanajuato nie, ähnlich spannend aber jeden Tag.
Donnerstag, 5. Januar 2012
Guanajuato
Die Guanajuato Photo-Gallery ist nun up to date und komplett. Viel Spass!
Als nächstes folgt dann ein up-date der Käfer Gallery. Bis bald.
Mittwoch, 4. Januar 2012
Fussgänger Geschwindigkeitslimite...
Abonnieren
Posts (Atom)