Dienstag, 28. Dezember 2010

Ice-Tea & Sumpf-Tour

05.30 morgens, leise tickt es untermeinem Kopfkissen, von der Karosserie wird das dumpf klopfende Geräusch der Dieselpumpe, der - ach so fantastischen - Standheizung übertragen, wenig später knurrt das Gebläse unter mir. Ich freue mich, strecke meinen Kopf kurz aus dem Schlafsack, horche den seltsamen Rufen, ja schon fast eher ein Geschrei, der Eulen. Schon glaube ich die warme Luft aus der Standheizung zu verspüren. Drehe mich zufrieden zur Seite und schlafe noch ein bisschen weiter.

Wohligwarm ist es unterdessen geworden, als ich über eine Stunde später von meinem Bett in den Wagen runter klettere. Eilig ziehe ich mir die doch recht kalten Klamotten an, Standheizung ausschalten, Necessaire und Tüechli schnappen Türe auf und... oioioi, das ist ja wieder bissig kalt heute Morgen. Na, mal gucken was aus meinem übrig gebliebenen Tee vom Vorabend wurde - Ice Tea.



Kalt ist er, dieser morgen, aber schön, schon drückt die Sonne durch die Sumpfwälder des Parks. Und sie fühlt sich auch schon, mit gutem Willen, warm an auf meiner schwarzen Jacke. Planänderung, Tüechli und Necessaire wandern wieder in den Wagen, zähneputzend schlendere ich um den Wagen und schnapp‘ mir meine Wanderschuhe. So ein schöner Morgen und eh noch zu ungemütlich um sich gleich unter die dann, eh wieder die längste Zeit nur kaltes Wasser sprudelnde, Dusche zu stellen. Geht schlecht, Zähneputzen und Schuhe wechseln gleichzeitig. Also Zähneputzen, dann Schuhe, dann, mmmh - ist schon wirklich kalt, zweite Jacke, Wollmütze, Handschuhe, Kamera, ein bisschen Verpflegung und ab geht es auf die Sumpftour. Die längste der Wanderungen im Lake Fusse Point State Park ist keine zehn Kilometer lang, der Weg wunderbar gepflegt, jede Meile gibt es ein kleines Schild mit der Angabe, dort wo die Wanderin oder der Wanderer mit anderen Parkbewohner rechnen muss gibt es kleine Hinweisschilder.



Fast wie in einem Since Fiction, Herr der Ringe oder irgend sowas Film kommen mir diese Sümpfe vor.

 

Lustig, kaum mehr beachtet habe ich die Alligatoren in den Everglades, weil die sozusagen nur so im Strassengraben lagen und hier sucht und guckt man und möchte doch unbedingt gerne einen entdecken. Kalt, sicher auch viel zu kalt für die, sicher noch alle irgendwo verkrochen. Auf halbem Weg wird mir dann doch zu warm und eine der zwei Jacken und die Handschuhe verschwinden im Rucksäckli.


Zurück im Camp, setze ich mich an die Sonne koche mir zuerst mal einen Kaffee, ich bin ja eigentlich gar nicht so ein Kaffeetrinker, aber hier liebe ich meinen Kaffee, noch mit dem letzten Pulver gebraut, dass mir Mops auf die Reise mitgegeben hat. Das italienische Espressokrüglein funktioniert perfekt auf dem Benzinkocher. Die Amerikaner bekämen wahrscheinlich Herzrasen ob meinem Kaffee, meist gibt es hier nur das, von meinem Bruder auf einer gemeinesamen Reise vor vielen Jahren, treffend mit "Brown Water" getaufte Gebräu.

So nun aber doch ab unter die Dusche, einer jener Installationen, bei denen Du, wenn Du drunter stehst, innerhalb von einem Zehntel Millimeter am Wasserhahn, zwischen kannibalischen Suppentopftemperaturen und sibirischer Regenschauer wechselst. Kannibalischer Suppentopf, dann halt.

Ich brate mir etwas zu essen, erledige ein paar Pflichten am Computer, ja, hier mitten in den Sümpfen von Louisiana gibt es, ein nahezu perfektes WiFi System.

Als im Grand Isle Park, ganz im Süden des Staates das Wetter innert Stunden von Flipflops und Shorts auf Regen- oder vielmehr Windjacke und Handschuhe wechselte, hat mir, sozusagen als Weihnachtsgeschenk, der starke Wind mein schönes Vordach eingerissen.


Stürmisches Wetter im Grande Isle State Park, Louisiana

Also demontiere ich alles, nehme die Store auseinander und packe meinen Reperatursatz aus. Mit ein bisschen Benzin aus dem Kocher reinige ich die Stellen, auf das die Verklebung dann dem nächsten Sturm standhalten möge.


Alles wieder zusammengebaut, in die Schiene oben am Auto eingefahren und verzurrt, reicht mir die Zeit gerade noch, um mir schnell den Blog der Familie Huntington aus British Columbia anzusehen, dort bin ich nämlich heute zum Abendessen eingeladen. Brent & Yvette sind mit Ihren vier Kindern während eines Jahres mit dem Wohnwagen in den USA und Canada unterwegs. Gemütlich mit vollem Bauch am Campfire sitzend führt der kleinste, Jacob, seine "Lightshow" mit einem glühenden Ästchen wild fuchtelnd vor. Nicht geplante Show dann, dass sich der arme Jacob beim erneuten anstecken seiner Minifackel auch gleich noch in die Feuerstelle stürzt. Als Vater von vier Kindern hat man da wohl Übung, noch bevor der kleine Jacob überhaupt zu schreien, winseln, weinen beginnen kann, hat Brent ihn schon gepackt und in hohem Bogen zum kühlenden Wasserhahn gehievt, noch bevor richtig dort angekommen, geht es dann schon los, das Zetermordio. Und sämtliche Geschwister kommen mit alles Möglichen an guten Tipps zur ersten Hilfe, vom tiefgefrorenen Hamburger zur Kühlung, über das nasse Frottiertuch bis zum kühlenden Glace. Schlussendlich kommt dann doch noch des blue trucks Erste Hilfe-Box zum Einsatz gut gesalbt und dick eingebunden, mit einem Glace, für die innere Kühlung, in der Hand und zwei grossen gefrorenen Würsten, welche ihm seine Schwester fürsorglich unter die eingebundene Hand hält, verstummen die Sirenen und versiegen die Tränchen.

Kalt ist es immer noch, aber nicht mehr ganz so kalt wie vorige zwei Nächte, im Schein meiner Taschenlampe tapse ich mich zum blue truck zurück, und schon bald klettere ich in den ersten Stock meines Zuhause.

Good Night.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen