5. Dezember 2014:
Schon kurz vor dem Frühstück
steige ich hoch auf Deck 13 um runter zu schauen, was da unterdessen alles so
passiert ist. Tatsächlich erkenne ich einige der Lastwagen und Feuerwehrautos
auf dem Dock, die wir in Santos zugeladen hatten. Nach dem Frühstück bin ich
gleich wieder oben auf Deck und verfolge das Treiben unten am Hafen. Irgendwie
läuft hier sehr viel kreuz und quer, habe ich den Eindruck. Viele der
gebrauchten Wagen scheinen bewegt zu werden. Andere werden gestossen, generell
herrscht eher ein bisschen ein Chaos auf dem Dock, es gibt offensichtlich zu
wenig Platz. Draussen vor dem Eingang in den Hafen sehe ich zwei
Autotransporter stehen, es wird aber später Abend, bis diese mit je sieben der
weissen UN Ford SUVs beladen aus dem Hafen rollen. Das gibt immer hin ein wenig
Platz.
Über Mittag läuft nichts. Überall
haben sich die Hafenmitarbeiter irgendwohin zurück gezogen, auf einer leeren
Palette oder einem ausgebreiteten Stück Karton haben sie sich zum Mittagsgebet
zurück gezogen, die Schuhe sind säuberlich neben dem Karton platziert, die
Füsse gewaschen und alle sind sie egal wo und wie versteckt sie auf dem Dock
verteilt sind, gleich ausgerichtet. Stehen, knien, vornüberbeugen und alles
nochmal und wieder und wieder. Richtung Mekka beten scheint auch gleich das
tägliche Fitness Programm mit einzuschliessen.
Am späteren Nachmittag entdecke
ich zum ersten Mal zwei Frauen unter den vielen Hafenarbeitern, auch sie tragen
orange-gelbe Leuchtwesten, sind aber in knöchellange, bunte Kleider gehüllt,
der blaue Bauhelm erspart ihnen wohl eine Kopfbedeckung zu tragen. Sie scheinen
eine administrative Aufgabe zu haben und sind zackigen Schrittes, jede an einem
ganz anderen Ort des Docks, mit ihren Clip-Boards unterwegs und nehmen
irgendwelche Daten von den parkierten Fahrzeugen auf. Nicht anders als sonst wo
auf dieser Welt, drehen sich die Männerköpfe alle in ein und dieselbe Richtung wenn die Frauen in ihren langen Roben an
ihnen vorbei zu schweben scheinen.
Vorne auf dem Loading-Deck vor
der Brücke werden eifrig Container, ab-, auf- und umgeladen. Irgendwie lässt
sich schwer eine System erkennen wie das hier alles abläuft. Eindrücklich aber
wie die afrikanischen Hafenarbeiter auf den Container-Liftern mitfahren, als
wär’s ein Personenlift. Einem schweizerisch korrekten
Unfallversicherungsexperten würden die Haare zu Berge stehen, ob dem
leichtfertigen Auf und Ab, Hin und Her und den Arbeitern die sich zwischen den
Containern befinden wenn der nächste schon über ihnen am Kran baumelt. Am
Nachmittag kommt die Arbeit auf dem Container Deck zum Erliegen. Liegen tun
auch die lokalen Dockarbeiter, rumliegen, auf dem Deck. Dagegen arbeiten die
Grimaldi Leute in ihren schwarzen Overalls hektisch daran den Kran wieder in
Stand zu stellen. Nach dem Abendessen
liegt eine grosse Stahlseilrolle auf Deck 13 und der Kran hat seinen Arm einer
müden Giraffe gleich auf Deck gesenkt. Bevor ich mich ins Bett haue gehe ich nochmals
hoch auf Deck, unterdessen ist das Stahlseil von der Rolle und in einer endlos
scheinenden Schlange erstreckt sich das 4 cm dicke Kabel in grossen Bogen über
Deck 13. Vorne wo der Kran ist wird gearbeitet, geschmirgelt, Funken sprühen
einem Feuerwerk gleich in die feucht-schwüle Nacht, es wird geschweisst.
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