Dienstag, 3. Februar 2015

Grimaldi Tag 20: Au revior Senegal, adieu Afrique

6. Dezember 2014: 

Dubai? - Nein, nein, ich bin in Senegal!
Vor dem Frühstück gehe ich kurz auf Deck, die Sonne ist eben aufgegangen der Kran ist wieder in Betrieb, die hölzerne Stahlseilrolle steht hinten, leer, auf Deck 13. Von der Crew ist heute niemand der Offiziere zum Frühstück hier. Vermutlich haben die meisten bis tief in die Nacht gearbeitet um den Schiffskran 2 wieder flott zu bringen. Oben auf Deck ist der Erfolg der nächtlichen Aktion offensichtlich. Der Kran hievt wieder Container an Board. Sie müssen alle leer sein, denn sie werden nur noch mit einem Stahlseil mit lediglich zwei Haken, diagonal jeder an einer Ecke des 40 Fuss Container befestigt, vom Dock auf das Deck befördert. Oben auf Deck ist schon alles ziemlich voll und die Hafenarbeiter klettern mit einer Aluminium Leiter auf die nächsten Container oder fahren mit dem Container am Haken Lift, hinauf in die Höhe wo sie den nächsten Container abhängen und mit den bereits aufgeladenen verschrauben müssen.

Heute geht es flinker

Noch hat es viele Container auf Dock

Auch unten auf Dock wird gearbeitet. Also da herrscht jetzt plötzlich eine Aktion das hättest Du Dir noch gestern nicht vorstellen können. Da hockte noch da und dort einer zwischen den alten Autos in der Hoffnung möglichst lange nicht entdeckt zu werden und so den Arbeitstag zur Pause zu machen und lediglich die Pausen zur Arbeitszeit. Gelegentlich schlich da auch einer in die alten Überlandlastwagen aus Europa die auf dem Dock stehen, in der Schlafkabine der alten Überländer drückt's sich besonders gut vor der Arbeit. Aber heute, die Lethargie der letzten eineinhalb Tage ist wie weggeblasen, da hockt schon noch da und dort ein Drückeberger der, sich ungeahnt des guten Blickes von hier oben, zwischen den Autos verkriecht oder das Morgengebet durch eine lange Pause, hockend auf seinem Gebetskarton zu verlängern sucht. 

20 Fuss, 40 Fuss, High Cube, alles kommt an Bord

Ganz generell aber läuft da richtig was. Die TREX Container-Lifter hieven in einem fort Container auf die Schlepper die ihrerseits mit je zwei Container von der Grande Francia verschluckt und alsbald mit leeren Aufliegern wieder ausgespuckt werden. Erinnerst Du Dich an die Container mit Rohkaffee von denen ich Dir früher erzählte? Die sind alle draussen und auf dem Cargodeck muss es nun reichlich Platz haben. Auch diese Container scheinen mir alle leer zu sein, schnelles Arbeiten mit den rostroten und meerblauen Container geht auf Kosten der Präzision und wenn die Stahlboxen aneinander oder auf den Auflieger prallen scheppert es erstaunlich blechern, was mich eben auf dessen Beladung mit nichts als afrikanischer Luft schliessen lässt.

Beladung für alles was ins Cargo Deck chauffiert wird

Da braust er an der Luxus-Liner

Zwischen den gebrauchten Wagen und den zwischengelagerten Containern schiesst ein brandneuer Range Rover, eine Staubwolke hinter sich herziehend durch die Gassen. Ein ganz neues Modell, die bläulichen LED Scheinwerfer stechen durch die Staubige Luft des Hafen wie die Laserschwerter eines Sciencefiction Helden. Der Bug senkt sich leicht, das Heck hebt sich an als eine Serie von grell rot leuchtenden LED’s das abrupte Bremsmanöver des Fahrers verkünden. Am Ende seiner Beschleunigungsgasse lässt er einen Lastwagen passieren und fährt dann in einem grossen Bogen, als würde er mit der Nobelkarosse vor dem Opernhaus in Zürich vorfahren, vor einen Sattelschlepper an dem ein anderer, einzelner Hafenarbeiter beschäftigt ist. Der Fahrer hängt lässig aus dem 150‘000 Dollar Auto und lamentiert, für mich hier oben lautlos, gestikulierend aus dem Fenster. Der andere geht zum Seitenfenster hin, ein kurzer Schwatz, dann geht der andere vorne ums Auto, nickt anerkennend mit dem Kopf, gar fast mit dem ganzen Oberkörper, wie er wieder zurück ans Seitenfester steht. Ein bisschen weiterlabbern, noch ein zwei Sattelschlepper passieren lassen, dann lässt der Driver den Kompressor geladene V8 röhren und lässt den anderen in einer Staubwolke stehen. Der Wagen saust in eine Sackgasse, wo ausschliesslich alte, verstaubte Gebrauchtwagen rumstehen und einige Typen sich unter der Haube eines alten Autos das nicht mehr starten mag zu schaffen machen. Der elegant dunkel-metallic lackierte, aber mit viel weissem Schutzplastik beklebte Range dreht ein und setzt dann ganz vorsichtig langsam zurück. Majestätisch langsam rollt die Nobelkarosse neben die  alte Gurke mit der offenen Haube. Der Fahrer hängt im Seitenfenster, das Grinsen seiner weissen Zähne ist bis hoch aufs Grimaldi Deck zu erkennen. Drei Köpfe kommen unter der Haube des alten Autos hervor, händchenschüttelnd wird die Karre beäugt, ein bisschen auf den Kotflügel getätschelt und schon stehen auch die drei in einer aus den Auspuffrohren des V8 aufgeblasenen Staubwolke. Scheint keiner zu kümmern, sie gucken der Kiste nach, dann schauen sie einander an und nicken anerkennend. Verfahren wird er sich wohl nicht haben, wie der Fahrer nochmals hoch in die Gasse wo er herkam einbiegen will. „Merde!“ glaubt man ihn hinter der getönten Frontscheibe fluchen hören. Er wartet einen Moment aber die Container Schlepper und Lader scheinen sich nicht entwirren zu wollen. Er setzt wieder vorsichtig zurück, nochmals ein letzter vergnüglicher Druck aufs elektronische Gaspedal, den ersten, beeindruckten Typen am Sattelschlepper nochmals den Staub und Sand knisternd zwischen den Grinszähnen zu lassen, dann biegt er ein und parkt den Range in einer Reihe hinter den UN Toyotas, wo das Luxus Auto bei all den Pick-Ups und den hochbeinigen hardcore 4x4 Wagen mit Schnorchel ein bisschen deplatziert wirkt.
"Hey Kumpel schau mal was ich hab!"

Weiter geht die show-off Tour

"Tolle Kiste, Kumpel!"

Wwwwrooooooommmm...

...quiiiitsch...

...da bin ich...

...schade...

...schon ist der Ausflug in die High-Society zu Ende.

Irgendwann weicht die Emsigkeit auf Deck und Dock. Vorne auf dem Container Deck sind nur noch die letzten Hafenarbeiter am Werkeln und einer der Grimaldi Offiziere klettert mit einer Aluleiter auf und ab, überprüft die Befestigungen und hakt etwas auf seinem Klemmbrett ab. Dem endlos hungrig scheinenden Schlund der Grande Francia werden keine Container mehr gefüttert, stattdessen spuckt sie einen nach dem anderen, gelegentlich ein kleines Grüppchen der schwarzen Hafenarbeiter über ihre grosse gelbschwarze Rampe aus. Die Grimaldi eigenen Fahrzeuge sind schon alle wieder an Bord und wohl fest verzurrt unten auf den Fahrzeug Decks.


Wolken von lehmig-sandigem Wasser qualmen im grünblau des Hafenbeckens als der Motor und die Booster die Grande Francia langsam kontrolliert vom Dock weg bewegen. Schon bald klettert der Lotse die Strickleiter runter und unser Ro/Co-Schiff nimmt Kurs Richtung Norden.     

Ob neu und getarnt...

 
...oder schrottig alt...
 
...am Hafen von Dakar...

...gibt es von allem...

...ein bisschen etwas.
 
Die neuen LKWs kommen von Brasilien und waren an Bord der Grande Francia

Mittagspause oder Mittagsgebet.

Noch ist niemand auf der Brücke aber gleich...

...geht es los und wir...

...verlassen Senegal und stechen in den Atlantik nordwärts.

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