11. Dezember 2014: Vollkommen dunkel ist es jetzt am
Morgen wenn der Wecker klingelt und ich den Vorhang der Kabine aufziehe. Die
bevorstehenden Wellen sind natürlich Thema des Frühstücks-Tischs und Gerhard
geht mit uns nochmal durch, was der Kapitän gestern erzählt hatte. Vor sieben
Jahren hätten sie überhaupt keine Wellen gehabt, als sie mit Grimaldi, übrigens
mit genau demselben Kahn, nach Buenos Aires verschifft hätten. Nun hat Gerhard
schon mal sein Kabinenfenster geputzt, damit er die Wellen Fotografieren kann,
wenn sie dann kommen. Später wird sich Gerhard enttäuscht geben, dass von der
grossen Höhe des Schiffes selbst die grössten Wellen nichtig und klein
erscheinen würden.
Heute heisst es in der Kabine bleiben. |
Wirklich lange müssen wir nicht
warten. Das Wetter draussen lässt mich fast nicht wahrnehmen, dass es überhaupt
Tag wird. Trüb, grau, regnerisch kündigt sich Europa an. Aus mit dem Sitzen an
Deck. Noch kurz vor dem Mittagessen, ich sitze, brav wie vom Kapitän befohlen,
in der Kabine und sortiere, bearbeite und lösche Fotos auf dem Computer, merke
ich plötzlich, wie ich mit meinem Oberkörper ständig nach links, nach rechts,
nach vorne, nach hinten wiege. Das Schaukeln hat begonnen und ich wie der
Pendel einer Wahrsagerin schwinge ausgleichend mit.
Am Nachmittag auf dem Rad im
Fitnessraum bekomm ich gar ein bisschen Kurvenfahr und Bergauf und –ab Feeling,
je nach Nicken und Rollen der Grande Francia. Beim Abendessen gibt es dann das
erste kleine Malheur, eine prallgefüllte eineinhalb Liter Petflasche stürzt
sich ob der Wellen am Offizierstisch in den Suppenteller von Sandro, dem
kleinen, jungen Offizier, der sich immer so primadonnahaft verhält. Nehme ich
ein schadenfreudiges Schmunzeln wahr in den Mundecken des einen oder des
anderen meiner Tischnachbarn, dass es eben gerade Sandro ist mit der Suppe im
Schritt? Nein, bestimmt nicht, das hab ich mir nur eingebildet.
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