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Donnerstag, 19. Februar 2015

Grimaldi Tag 27: Winter, Winter, Winter et les Ch'tis

13. Dezember 2014:


Es macht keinen Unterschied, ob ich den Vorhang geschlossen oder offen habe, heute Morgen, wie ich aufstehe. So oder so, es ist einfach dunkel, nur dunkel. Und kalt, trotz den zwei Decken bin ich in der Nacht ein paar Mal aufgewacht, weil es einfach sau kalt war in der Kabine.

Wir dürfen wieder! Raus. Nach dem Frühstück geh ich also an Deck. Ich weiss mein Temperaturgefühl der kalten letzten Nacht mehr als bestätigt. Der Winter hat uns. Es ist bissig kalt, noch sind wir vor der Westküste Frankreichs und eigentlich nicht richtig im Norden. Aber boah, ich sag Dir, dass könnt‘ locker mitten in der Nordsee sein, schon jetzt, so bissig kalt weht der Wind schon hier im Nordatlantik. Also ich bin ja nicht wirklich ein G'frörli und sag immer, schlechtes Wetter gibt’s nicht, nur unpassend eingekleidete Jammerhosen, die sich darüber beschweren. Nun, nach Monaten des südhemisphärischen Sommers verwandle ich mich doch auch beinahe in eine solche, Jammerhose. Aber es gibt Hoffnung, am Horizont im Osten färbt sich alles grell, gelb-orange und lässt auf einen Sonnentag hoffen. Ob es der Letzte wird? Oder erwartet uns die kommenden Tage ein prächtiger sonniger Winter? Kaum, der Ärmelkanal steht uns demnächst bevor und schreit eher nach grau in grau als nach sonnigen Stunden. Jetzt aber hängen einige Wolken über dem Horizont, andere Fetzen von tiefhängendem Nebel ziehen schnell über dem Schiff hinweg und in der Ferne beginnt sich das Spektakel eines winterlich langsamen Sonnenaufgangs abzuzeichnen.

In warme, schwarze Jacken gepackt, die die Wärme der Sonnenstrahlen wunderbar in sich aufnehmen verbringen wir, Ursi und ich, einen guten Teil des Tages draussen an Deck. Sobald sich eine Wolke frech vor die Wintersonne pflanzt wird es kalt, aber dieses Schauspiel ist nie so lange, dass es nicht schon bald wieder zum Aufwärmen vor der nächsten Wolke reichen würde. Vor uns kann ich einige Inseln ausmachen und das GPS verrät mir, dass wir an den englischen Steuerparadiesen von Guernsey und Jersey vorbei ziehen. Nachmittags, der Winkel der Sonne über dem Atlantik flach, wird’s dann aber zackig frisch und auch wir, verdrücken uns im Inneren von Deck 12.

Vor dem Abendessen verteilt Glad und Mathieu lustige, selbstgeschriebene Kinobillete und kündigen eine Vorführung im „Salon de Noël“ an. Der Aufenthaltsraum ist nämlich unterdessen mit allem möglichen, nervös blinkenden Weihnachtskitsch verziert und selbst ein Plastikbaum mit Plastikschmuck und bunten, blinkenden Birnchen all over fehlt nicht. Dieses Jahr ist wohl nichts mit sich vor den Weihnachten drücken. Vielleicht weisst Du ja schon, ich bin kein grosser Fan des ganzen Weihnachtstheaters. Die beiden werden uns aber nicht mit einem Weihnachtsfilm nerven sondern projizieren von ihrem Laptop auf dem Flachbildschirm, stilecht für das Gebiet, welches wir heute Nacht anpeilen werden „Bienvenue chez les Ch’Tis“.

So hängen wir schon bald nach dem Abendessen alle in den Sofas des Aufenthaltsraumes, als Greti und Gerhard realisieren, dass der Film sich ausschliesslich auf Französisch und wie der Titel verspricht, nordfranzösischem Dialekt abspielen wird, verziehen sie sich auf ihre Gemächer. Mein Französisch reicht allenthalben um, zwar nicht alle aber die meisten Pointen zu verstehen, zumal ich den Film bereits kenne, was es natürlich leichter macht. Ich hatte ihn vor Jahren mit Ursi in Luzern im Open-Air-Kino gesehen, eigenartig, wie künstlich sich das Bild auf einem HD-Flachbildschirm zeigt, die digitale Schärfe lässt das Bild gelegentlich wie eine amerikanische B-Movie Studioproduktion wirken. Aber egal, lustig ist es quand meme.

Greti hatte heute Mittag angemeldet, dass es saukalt sei in der Kabine und die Crew hat jetzt die Zentralheizung angeschmissen, das heisst, schmoren statt frieren. Obwohl wir die Heizung im Zimmer ausgeschaltet haben, wird der ganze Kahn jetzt auf irgendetwas knapp unter 30° hoch geheizt. Wenn schon warm, dann richtig.   


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