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Donnerstag, 13. November 2014

Weisch no?

Also das ist doch schon irgendwie ein ziemliches Ding. Vorgestern habe ich mit meinem Bruder daheim in der Schweiz geskypt. Also ehrlich, vor ein paar Jahren da hätte ich nicht mal gewusst was das ist, skypen. Sowenig wie googeln, surfen hatte für mich was mit Brett und Wasser zu tun und nicht mit Bildschirm und Tastatur. Erst recht nicht mit streicheln, Bildschirm streicheln. Keinen Plan hatte ich, was ein Blogger ist, also eigentlich, das ist ja mal bedenklich, wusste ich nicht was ich heute bin, sozusagen. Sapperlott. Und "a post" auf English war für mich ein Pfosten, auf Deutsch ein Service Public, die Post.  Schon eigenartig, nicht? Jetzt sitze ich hier als Blogger und schreibe einen Post auf einer Plattform von Google. Und es war eben genau auch mein Bruder Stefan, der mich auf meiner ersten grossen Reise in den Jahren 1990 und 1991 besuchte. 

Ja das war wirklich noch ganz 'ne andere Nummer damals, sag ich Dir. Also da hielt ich "Windwos" noch für Fenster, obwohl man da schon von einem jungen Typen lesen konnte, der sich hinter überdimensional grossen Brillengläsern zu verbunkern schien. Ob sein Programm darob den Namen Windows bekommen hat? Oder war der junge Bill einfach schon ein ganz früher Beweis dafür, dass Dein Grossmami eben doch recht hat und dass zuviel in den Bildschirm gucken nicht so wirklich gut war für die Augen und eine bildschirmgrosse Brille zur Rettung des Augenlichts dem drohte, der zuviel ins Flimmern der Bildschirme starrte? 

Auf jeden Fall war zu diesen Zeiten das Reisen mit einem mobilen Telefon oder gar einem Computer im Gepäck schlicht - von einer anderen Welt. Weil Mobiltelefon nicht nur teuer wie ein Mittelklassewagen sondern auch noch gross wie ein Koffer. Also alles voll Sience Fiction, so à la "Scotty beam me up!" Weisst Du was ich mein'? Also einfach komplett unerreichbar, unmöglich. Und wenn Du mir damals gesagt hättest, dass ich dann ein Vierteljahrhundert später auf einem Campingplatz in Uruguay sitze, draussen und ohne Kabel zu irgendwas notabene, so ganz einfach meinen Bruder auf einem Computerbildschirm, derselbe flach wie ein Flunder (Bildschirm, nicht Bruder), anguck und mit ihm plaudere, während der zu Hause in der Schweiz an seinem Tisch sitzt.  Also ich sag Dir was, ich hätte Dich für ganz schön beknackt, bekifft, das nämlich gab's schon 1990, das Kiffen, oder sonstwas gehalten, im Mindesten aber hätte ich gedacht Du hättest ja vielleicht einen gehörigen Vogel. Komm gleich noch auf den, den Vogel.

Jetzt pass auf, wir gehen doch nochmal schnell ein bisschen Zeitmaschine fräsen. Bum und schon sind wir eben wieder dort 1990/91 Rucksack-Reise um die Welt. Und natürlich hast Du schon recht wenn Du sagst ja aber mit daheim telefoniert hat der doch auch damals. Weil auch wenn das jetzt ziemlich weit weg scheint das Jahr 1990, und alles damals so ganz anders zu sein gewesen scheint, Mütter gab's damals schon. Erstaunlich aber wahr. Und der Mütter liebstes Hobby ist ja sich immer so ein bisschen um die Kinder die keine mehr sein wollen und zum Beispiel mit dem Rucksack in die weite Welt hinaus ziehen, zu sorgen. Das ist heute so und das war 1990 kein bisschen anders. Und drum hast' ja auch recht. Ohne nach Hause telefonieren ging auch da nichts. Ganz in ET's Fussstapfen. 

Das ging dann so, der Deal war damals einmal im Monat anzurufen. Und für dieses eine Mal hast Du Dir den Rest des Monats die Münzen in einem Säckli schön sauber aufgespart, immer schön mit Nötli bezahlen, damit es Munzeli zurück gibt. Im gleichen Zug gut fürs Kopfrechnen, weil immer schön mitrechnen, damit Du das Wechselgeld richtig raus bekommst. Und für die Sprache auch gleich ganz gut, weil Du musst ja dann immer in der Fremdsprache anmelden, dass Du Münzen haben willst, und dann noch solche die auch vom Münztelefon verschluckt werden, nicht bloss die kleinen Braunen. Also vielleicht hatten diese Mütter auch gar keine Sorge sondern wollten einfach dass die Brut da wacker immer lernt, ein bisschen Fremdsprachen-Dings, ein bisschen Kopfrechnen. Ist ja egal. Auf jeden Fall: Dann hat man sich damit, mit diesen angesparten Münzen, in die Telefonzelle gequetscht, und während man das kurze Allesguttelefonat heim in die Schweiz, mit dem Hörer zwischen Ohren und Schultern eingeklemmt gemacht hat, hat man wacker und im Sekundentakt Münzen aus dem Säckli geklaubt und den gierigen Schlitz des öffentlichen Telefons damit gefüttert. Für ein paar wenige Mintuen plaudern hat das Monatsmünzensammelkontingent allemal gereicht. 

Schwuuuummmm und raus aus der Zeitmaschine: Zurück im Jahr 2014. Da reist Du also mit Laptop, Tablet, Smartphone und weiss der Geier was noch für fancy Sachen. Die 1990 so unvorstellbar waren wie Fotos die Du Dir gleich nach dem Abdrücken auf Deiner Kamera anguckst. Und wenn ein Campingplatz nicht auch Internet und WiFi hat, will er Dir irgendwie gar nicht so richtig gemütlich vorkommen. So ist das. Jetzt mit dem Vogel den ich Dir zu haben unterstellte, mit dem ist das so. Pass auf, den hast nämlich in keiner Weise Du, diesen Vogel, den hab ich. Und der Typ, der ist echt bemerkenswert, der ist der reinste Reise-Assistent. Der hat nämlich all das ganze Kommunikationszeugs ganz prächtig im Griff. Nicht nur, dass ich jetzt mit diesem ganzen Hi-Tech Gerümpel reise, sondern ich hab auch noch einen der...  


...SMS für mich tippt oder für mich ins...


...Handy palavert. Aber da ist noch lange nicht Schluss mit dem Service.


Die Assistenten helfen auch beim Reisebuch lesen und bei der Planung...



...der Reise. Und wenn auch heute alles auf einem hohen technischen Niveau passiert, so kann es doch sein, dass Du als Reisender irgendwann noch so ganz old-fashioned eine...


...Postkarte schreiben willst. Oder eben, eine Postkarte schreiben lässt. 

Nichts ist mehr wie es einst war. Da fragt man sich wirklich, wie wir dereinst in weiteren 20 oder 25 Jahren Reisen werden. Wie wir uns dann austauschen, was die Technologie noch für uns bereit hält. Und wer der nächste Nerd ist der hinter grossen Brillengläser die Welt verändernde Dinge ausheckt. 

Eines aber ist sicher, ich geniesse es. Mit der ganzen modernen Kommunikations-Technologie bin ich nie ganz so weit weg von zu Hause, von Freunden und Familie, nie mehr so wirklich weg, wie ich es einst war, als ich noch mit einem ganzen Sack Münz irgendwo in einer Telefonzelle stand. 

Nie mehr wirklich weit weg, nie mehr wirklich verschwunden, irgendwie immer da und immer auch ein bisschen bei Dir, liebe Blogverfolgerin, lieber Blogleser. 

DANKE! 

Danke, dass Du immer ein bisschen bei mir bist, immer ein bisschen mit dabei warst. Und auch wenn es in wenigen Tagen heimwärts über den Atlantik geht, nehm ich Dich auch weiter noch für die eine oder andere Geschichte dieser Reise mit ins Netz.

Bis bald!


Bill Gates Photo by computerworld.com  /  Mobil-Phone Photo by welt.de  /  Enterprise Photo by mindpollution.org

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